Austrian Audio Hi-X65 im Test – Als offene Variante noch besser!

Mit dem Hi-X65 erweitert Austrian Audio die eigene Produktlinie um einen offenen Kopfhörer im OverEar-Format. Interessant ist das allein schon deswegen, weil der Preis bei 349€ liegt. So wird der erste offen Kopfhörer nicht als investitionsintensives Flaggschiff positioniert. Noch interessanter ist, was somit klanglich vom Hi-X65 erwartet werden darf. Ist er am Ende vielleicht einfach nur für die Arbeit im Studio interessant oder bietet bietet er noch zusätzliche Eigenschaften?



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Der Austrian Audio Hi-X65 wurde mir direkt vom Hersteller für diesen Test zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!


Vorwort


Im März 2020 habe ich den Debüt-Kopfhörer Hi-X55 von Austrian Audio getestet und in meinen Bericht – hier nachzulesen – folgenden Satz als Fazit genannt: „Ein Studio-Kopfhörer, der gekonnt in die akustische Trickkiste greift und keine Details vermissen lässt… bis vielleicht auf ein wenig Tiefbass.“

Wie sich das nun mit dem Hi-X65 verhält, darauf war ich gespannt, seit mich Austrian Audio gefragt hat, ob ich mir ihren ersten offenen Kopfhörer anhören möchte. Natürlich höre ich mir das nicht nur für mich an, sondern berichte auch darüber. Also los… 😎


Verpackung & Zubehör


Das Verpackungskonzept von Austrian Audio gefällt mir weiterhin sehr gut. Der Kopfhörer ist in eine Klappschachtel gebettet. Der Verschluss mittels umlaufenden Klettband sorgt dafür, dass der Karton nicht sofort beim Öffnen die ersten Risse bekommt wie es oft bei Verpackungen mit Klemmlaschen der Fall ist.

Im Karton befinden sich neben dem Kopfhörer selbst ein Stoffbeutel, eine Gebrauchsanweisung, ein 1,2m langes Kabel (HXC1m2) mit 3,5mm Klinke-Stereo-Stecker, ein 3m langes Kabel (HXC3) mit 3,5mm Klinke-Stereo-Stecker sowie ein Adapter von 3,5mm auf 6,3mm Klinke-Stereo. Im Vergleich zu den geschlossenen Modellen kommt der Hi-X65 nun also mit zwei Kabeln in verschiedenen längen daher Sehr gut. Das hatte ich mir bei den letzten Tests wie bestimmt auch viele andere gewünscht.


versteckt hinter dem Kopfhörer das 3m Kabel



Design & Verarbeitung


In Sachen Design und Verarbeitung setzt Austrian Audio beim offenen Hi-X65 wieder auf das Bewährte Prinzip wie schon bei den Kopfhörern Hi-X50 und Hi-X55. Das Kopfband besteht wieder aus breitem, flachem Federstahl und lässt sich in der Weite mittels der ausziehbaren Enden auf jeder Seite verstellen. Das Kopfpolster ist mit Klettband angebracht und somit austauschbar. Wie schon beim Hi-X55 sind die Polster eingeklippt und somit problemlos austauschbar. Die Cups lassen sich drehen und einfalten, so dass der Kopfhörer auf ein sehr geringes Packmass gebracht werden kann. Auch hier gilt wieder: Drei Handgriffe und der Hi-X65 ist ruck zuck im Rucksack oder einer Jackentasche verstaut.

Als Material kommt in Kombination Metall und Kunststoff zur Verwendung. Alles ist dabei sehr gut verarbeitet.
Ach hier sage ich wieder, es handelt sich nicht um Weltraumtechnik, doch alles ist sehr wohl durchdacht und hochwertig.


Technik & Handhabung


Wie schon bei den geschlossenen Geschwistern lässt sich der Hi-X65 in der Weite mit kleineren Händen als ich sie habe nicht einhändig verstellen. Ist das Kopfband korrekt eingestellt, ist die Positionierung auf dem Kopf dank des breiten Kopfbandes sehr einfach und vor allem komfortabel.

Lange Tragezeiten sind mit dem Hi-X65 problemlos möglich. Auch wenn der Hi-X65 ein offener Kopfhörer ist, so isoliert er doch noch mehr als beispielsweise ein Focal Clear oder ein Sennheiser HD800s. Beim Aufsetzen fällt mir aber im Vergleich zum Hi-X55 sofort auf, dass sich kein Unterdruck aufbaut, wie es gelegentlich mit dem geschlossenen Kopfhörer vorgekommen ist. Das kann etwas unangenehm werden, wenn kräftige Bäss gespielt werden. Der Hi-X65 hat eine optimale Be- bzw. Entlüftung. Ich würde ihn jedoch fast eher als halboffen einstufen, zumindest was die Schallisolation angeht. In Bezug auch die räumliche Darstellung und den Frequenzverlauf, da komme ich noch zu, spielt er definitiv offen.

Mit 310 Gramm ist der Austrian Audio Hi-X65 ein sehr leichter OverEar-Kopfhörer. Mit 25 Ohm Impedanz und einem Schalldruckpegel von ca. 94dB/mW (110dB SPL/V lt. Hersteller) ist er zwar auch an einem Smartphone der einfachen DAP betreibbar, doch soll er auch mal in Richtung Disco-Lautstärke gehen, dann braucht es schon einen kleinen Kopfhörerverstärker. Der ZEN DAC hat sich mit ihm als mächtiges Gespann herausgestellt, auch dazu später mehr. Laut Hersteller decken die Schallwandler einen Bereich von 5-28k Hz ab.


Spielpartner & Spielfreude


Gehört habe ich den Austrian Audio Hi-X65 vor allem an DAPs wie dem Cayin N3 Pro und dem iBasso DX300. Am Notebook durften der ifi Audio ZEN DAC und der micro iDSD Signature zuspielen. Und genau die Paarung Hi-X65 und ZEN DAC habe ich für diesen Bericht weiter genutzt, weil die mir einfach am besten gefallen hat was Wirtschaftlichkeit und Klangvariation angeht.


Cayin N3Pro


Betrieben mit dem Cayin N3 zeigt der Hi-X65 wie gut er mit verschiedenen Abstimmungen eines Zuspielers zurecht kommt. Durch seine präzise und klare Abstimmung zeigt er auch kleinste Details auf und reagiert damit auch sehr gut auf Unterschiede zwischen Transistor- und Röhrenbetrieb. Mit dem N3Pro gefällt mir allerdings der Trioden-Modus mit dem Hi-X65 am besten, denn der gibt ihm etwas Gelassenheit und nimmt ihm ein wenig die Detailschärfe.

iBasso DX300


Der DX300 zeigt, wie präzise der Hi-X65 abgestimmt ist und zugleich auch bildlich Musik in jede einzelne Note zerlegen kann. Diese Paarung ist ein potentes, analythisches Werkzeug, dem es aber nicht an hervorragender Qualität im Bereich der Stimmen und Instrumente mangelt. Der Bassbereich ist ebenfalls präsent, dürfte für meinen Geschmack insbesondere im Tiefbass jedoch etwas nachjustiert werden.

ZEN DAC


Und hier kommt dann der ZEN DAC als „fester“ Spielpartner zum Tragen. Wie ich schon oft in vielen Artikeln beschrieben habe, bietet ifi Audio beste Klangqualität und -features am, die von den sonst üblichen „Klangverbiegern“ positiv abweichen. Insbesondere der TrueBass beim ZEN CAN bringt ein Mehr von gut 12dB bei 10Hz als Low-Shelf an den Kopfhörer. Das ist dem geschuldet, dass viele Kopfhörer beim Tiefbass kaum ansprechen bzw. nur mit einem gravierenden Roll-Off.

Der Hi-X65 reicht zwar ganz tief linear hinab, doch im Bass ist dessen Energie von Hause aus etwas reduziert. In Kombination mit den ausgeprägteren oberen Mitten und Hochton wirkt der Hi-X65 bisweilen doch recht schlank. Nutze ich aber die TrueBass-Funktion, dann bildet sich gewissermaßen ein Gegengewicht und der Hi-X65 bekommt einen ordentlichen Schub. Vor allem, weil diese Umschaltung am ZEN DAC via Taster on-the-fly funktioniert, ist das eine tolle Option. Da der Verstärkerteil des ZEN DAC zudem im Hochton eine leichte Entschärfung mitbringt, wird der Austrian Audio Hi-X65 mit diesem DAC/AMP absolut wandelbar. Soeben noch präzises Arbeitstier für das Studio wird er so zu einem Hifi-Kopfhörer für den entspannten Musik-Genuss.



Hinweis:

An dieser Stelle der Hinweis zur Gefahr, sich beim Aussetzen zu hoher Lautstärke das Gehör nachhaltig schädigen zu können. Das gilt besonders für die Benutzung von Kopfhörern im Allgemeinen.





Externe Playlisten – Qobuz & Spotify


Ich habe in einigen Playlists Musik zusammengestellt, mit welchen sich Eigenschaften von Kopfhörern besonders gut heraushören lassen. Am besten Du hörst Dich selbst durch meine Playlisten durch.


Mit den folgenden Links gelangst du direkt zu den Anbietern. Es handelt sich um keine Affiliate-Links. Hast du bei den Streaming-Diensten kein angemeldetes Konto, kannst du jeweils knapp 30 Sekunden in die Songs reinhören. Eine Verpflichtung zu Anmeldung besteht dafür natürlich nicht.




Der folgende Link führt Dich zur Miniklangwunder-Spotify-Playliste und mit Klick auf die unten aufgeführten Banner gelangst du zu den Miniklangwunder-Qobuz-Playlisten. Diese werden sogar von Qobuz direkt unterstützt. Qobuz hat sie unter der Rubrik „Events & Medien“ veröffentlicht. 🙂



Wer also maximal audiophiles Streaming nutzen möchte, klickt sich einfach zur Qobuz-Playliste von Miniklangwunder.

https://open.qobuz.com/playlist/4070201


Klang


Der Hi-X65 ist ein offener Kopfhörer und das höre ich ihm auch an. Später vergleiche ich ihn noch mit einigen Modellen und gehe dabei auch auf Nachfragen von Miniklangwunder-Interessierten ein. Mit dabei sind dann natürlich der Hi-X55, der Hifiman HE400i 2020, der Ollo Audio S4X, Der iBasso SR2 und auch der Sennheiser HD800S. Doch zunächst einmal meine losgelöste Klangeinschätzung zum Austrian Audio Hi-X65.





· Bass


Den Bassbereich bildet der Hi-X65 sehr schön linear und unaufgeregt ab. Dort höre ich keinerlei Schwächen heraus. In Sachen Dynamik ist der dynamische Langhubtreiber gut unterwegs und für seine Preisklasse sogar ein kleines Highlight. Verzerrungen nehme ich keine wahr und auch die Messungen zeigen, das der Austrian Audio Hi-X65 hier makellos arbeitet und es auch mit deutlich teureren Kopfhörern aufnehmen kann.
Aufgrund der Abstimmung im Bass sucht man eine besondere Betonung vergebens, ganz im Sinne eines Klangwerkzeuges für den Ton-Profi. Wie bereits bei den Zuspielern angedeutet, kann der Hi-X65 aber sehr gut mit einer Bassanhebung umgehen und „überschlägt“ sich dadurch nicht oder verliert sonst irgendwie an Bassqualität.


· Mitten


Stimmen und Instrumente gibt der Austrian Audio Hi-X65 mit einer gewissen Leichtigkeit wieder. Sie sind weder deutlich betont noch reihen sie sich einfach nur in das Gesamtklangbild ein. Hier zeigt der Kopfhörer, dass deutlich besser performt, als ich es für diese Preisklasse erwarten würde. Er liegt hier mindestens gleichauf mit einem iBasso SR2. Insbesondere helle Frauenstimmen neigen gelegentlich zu einem leichten Zischeln. Das bleibt aber stets in für mich akzeptablen Bereichen. Im Bereich um 2,7kHz hat er eine kleine Spitze, welche aber kein Maximum im Frequenzverlauf insgesamt darstellt und mich auch nicht stört. Ein AKG K702 ist da deutlich massiver ausgeprägt, da ragt diese Betonung ungut als Berg aus dem Verlauf heraus. Sowas macht dann auch einen Unterschied zwischen interessant und nervig aus.


· Hochton


Das Klangbild insgesamt bekommt im Hochton einen leichten Push, denn der Austrian Audio Hi-X65 spielt kristallklar und zeigt auch feine Details auf. Das ist unter anderem auch der Betonung bei um 6,4kHz geschuldet. In den meisten Fällen stört mich das beim Austrian Audio nicht, denn er klingt dadurch frisch und angeregt. In Songs, die schon recht mitreißend abgemischt sind, kann das auch mal 2-3dB in Summe zu viel sein. Von Rita Ora „Your Song“ ist ein gutes Beispiel. Die Dame singt zwar fast mit jedem Kopfhörer in dem Song sibilant, doch wenn sie „kissin“ singt, dann wird klar, was ich meine. Sie hat dieses hochfrequente Reibende in der Stimme, was mit dem Hi-X65 besonders gut hörbar ist, wenn man es kennt und darauf achtet und es kennt. Hätten doch die Tontechniker damals schon diesen Kopfhörer gehabt. 😎


· Räumlichkeit


Live-Aufnahmen stellt der Hi-X65 sehr schön dar. Insbesondere Hall und Echo wirken sehr schön weit entfernt, Tiefe kann der Hi-X65 sehr gut. Eine Stadion-Atmosphäre wie mit dem Sennheiser HD800s bleibt jedoch aus. Da fehlt im Vergleich noch etwas Offenheit. Das mag dem geschuldet sein, dass der Hi-X65 nicht ganz so offen ist wie der HD800s. Insgesamt fühle ich mich, egal ob in Pubs oder im Stadion, irgendwo in der Mitte der Zuschauer wieder. Für einen Platz in den ersten Reihen ist mir der Kopfhörer in seiner räumlichen Abbildung nicht „breit“ genug. Unterm Strich bildet er im Vergleich zum Hi-X55 Live-Mitschnitte deutlich authentischer ab. Bei Studioalben macht er ebenfalls einen sehr guten Job, da hat allerdings der geschlossene Austrian Audio die Nase vorn, gerade wenn eine intimere und direktere Wirkung gewünscht ist.


Klangvergleich Hi-X65 mit…


…Austrian Audio Hi-X55


Natürlich muss ich die beide Kopfhörer im selben Formfaktor aus dem Hause Austrian Audio miteinander vergleichen. Ein wenig habe ich das bereits im Abschnitt zuvor mit eingeflochten. Geschlossen zu offen wirkt ein wenig wie Äpfel und Birnen, doch die Austrian Audio Signatur haben beide gemeinsam. Vorab kann ich sagen, dass mir ganz subjektiv der Hi-X65 besser gefällt. Das liegt daran, dass mir Live-Aufnahmen mit ihm authentischer klingen was die Räumlichkeit angeht. Zudem ist er im Bass homogener unterwegs ohne besondere Betonungen.

Auch wenn der Bass ein etwas höheres Niveau haben dürfte, gefällt er mir besser als der Hi-X55 mit dem Extra-Punch. Auch im Bereich der Stimme spielt der Hi-X55 deutlich direkter. Bei Studio-Alben im Bereich Metal, Rock und auch Mainstream sowie Singer/Songwriter hat der Hi-X55 zwar die Nase vorn. Jazz, Electronic und Live-Aufnahmen gefallen mir jedoch mit dem offenen Austrian Audio deutlich besser. Insgesamt ist der Hi-X65 für mich einfach der bessere Allrounder mit einer klareren Feinzeichnung.


…Hifiman HE4040i 2020 & HE400se


Mit nur 199,-€ bzw. sogar nur 169,-€ sind der HE400i 2020 und der HE400se natürlich noch einmal deutlich preiswerter als der Austrian Audio. Hinsichtlich der Konstruktion ist allerdings klar, wo einfach der bessere Job gemacht wurde. Da können sich viele Hersteller von Austrian Audio einiges zeigen lassen. Die „Hifimäner“ sind da eher auf das Notwendigste reduziert.

Klanglich würde ich den Hi-X65 ganz grob erstmal so einordnen: Hinsichtlich Bass und Mitten liegt er eher beim HE400se, darüber zeigt er dem HE400i 2020 die Rücklichter. Dieser hebt Stimmen und Instrumente deutlich vor während er im Bassbereich etwa zu dünn für meinen Geschmack daher kommt. Im Hochton spielt er deutlich, doch nicht so fein wir der Hi-X65. Der preiswertere Hifiman HE400se lässt es ein wenig an Präzision vermissen, stellt aber den Bass und die Stimmen schön kräftig dar, ohne dass Stimmen zu sehr im Vordergrund stehen. Das macht der Austrian Audio Hi-X65 sogar noch eine Spur besser. Sein Bass ist etwas trockener und verzerrt auch unter Zugabe von zusätzlicher Energie via EQ nicht und reicht auch ohne Hilfe tiefer hinab als beim HE400se. Dank der Magnetostaten und des offeneren Prinzips bieten die Kopfhörer von Hifiman mehr Weite in der Räumlichkeit. Beide klingen aber im Vergleich zum Hi-X65 deutlich angestrengter.

Unterm Strich gefällt mir besser, was Austrian Audio aus den dynamischen Treibern heraus kitzelt.


…Ollo Audio S4X


Dieses ist für mich im selben Preissegment der spannendste Vergleich. Auch Ollo Audio schickt mit dem S4X einen ausgesprochenen Studio-Kopfhörer ins Rennen und liegt mit 399€ nicht weit weg vom Austrian Audio Hi-X65. Ollo Audio reklamiert für sich, den Studio-Kopfhörer mit der linearsten Abbildung anzubieten. Höre ich mir beide an und schaue ich mir beide Frequenzmessungen an, gibt es doch deutliche unterschiede. Beide haben grundlegend unterschiedliche Fingerabdrücke. Der Ollo Audio ist deutlich wärmer unterwegs. Ich gehe sogar soweit, dass ich mit ihm Details vermisse, die der Hi-X65 schön klar herausstellt. In den oberen Mitten und im Hochton ist mir der Ollo Audio einfach zu zurückhaltend. Trotz Konzentration auf bestimmte Akzente, höre ich die mit dem Ollo Audio nicht. In seiner Gesamtabstimmung überwiegen Bass und Mitten wodurch Präsenzbereich und Hochton für mich persönlich zu kurz kommen.


…iBasso SR2


Der iBasso kommt mit zwei durch die Polster wählbaren Klangoptionen daher. Mit den feinporigen Polstern klingen die SR2 warm und beinahe schon „fett“. Hier zum Nachlesen der Artikel „iBasso SR2 im Test – würdiger Nachfolger und grandioser Kopfhörer„, in dem ich dieses „Bass“-Setup ausführlich behandle. Für diesen Vergleich habe ich nun die grobporigen Polster dem SR2 aufgezogen. Damit klingt er deutlich schlanker, ohne aber an Qualität zu verlieren. Im Gegenteil, insbesondere der Bass wird deutlich reduziert während im Hochton die Brillanz etwas zunimmt. Im Bass nehmen sich so beide Kopfhörer nichts. Erst ab den unteren Mitten spielt der SR2 mit den Polstern in dieser Klangabstimmung etwas kräftiger. Das macht sich besonders bei der Wahrnehmung von Gesang bemerkbar. Wo diese mit den Bass-Polstern sich komplett in das Klangbild einfügen, stehen diese nun im Vordergrund. Was dann obere Mitten und Hochton angeht, fällt der SR2 nicht ab. Instrumente werden klar und brillant wiedergegeben.

Dennoch legt der Austrian Audio Hi-X65 in den obersten Registern noch etwas obendrauf. Besonders Percussion-Instrumente und Schlagzeug erhalten mit ihm einfach mehr Details. Ob es einzelne Schläge auf Hi-Hats, Becken oder die Snare sind, der Hi-X65 spielt hier äußerst präzise und betont. Der SR2 geht in diese Richtung, bleibt dabei allerdings einen Hauch sanfter. Der größte Unterschied besteht für mich jedoch beim Gesang. Der SR2 betont Stimmen deutlicher als der Hi-X65, was mir sogar bei einigen Songs zu viel ist. Der Hi-X65 bleibt einfach etwas gelassener. In Sachen räumliche Abbildung hat der Austrian Audio die Nase vorn. Die Atmo bei Hotel California klingt mit dem Austrian Audio einfach etwas realistischer.

Bei recht hoher Lautstärke ist es dann allerdings so, dass mit mich Sänger*innen mit dem SR2 gelegentlich zu sehr „anschreien“ und ich leiser stelle. Beim Hi-X65 sind es die Instrumente, vor allem dann die Percussions, die manchmal zu sehr „knallen“ und ich dann ebenfalls leiser stelle.

Beide Kopfhörer schenken sich hier nichts und am Ende ist es eine Frage des persönlichen Geschmacks ob nun Stimmen oder Instrumente etwas betonter sein sollen. Mit den Bass-Polstern gefällt mir der SR2 insgesamt immer noch eine Spur besser, da er so in seiner Gesamtabstimmung das relaxtere Paket als HiFi-Kopfhörer liefert. Da kommt der Hi-X65 dann ohne aktiver Anpassung im Bassbereich nicht mit. Wie aber bei den Zuspielern bereits beschrieben, mit einem ifi ZEN DAC ist das am Ende nur ein Tastendruck. 😎



…Sennheiser HD800s


Am Ende dieser Vergleichsstrecke bemühe ich trotz des deutlich höheren Preises von 1.599,-€ das Flaggschiff von Sennheiser. Ich wurde nämlich mehrfach gefragt: „Kannst du den Hi-X65 auch mit dem HD800s vergleichen? Ist der Sennheiser denn so viel besser?“


Da ist meine eindeutige Aussage, ja. Der HD800s macht am Ende schon Einiges besser und das sage ich erstmal absolut subjektiv. Und zugleich sage ich, nein. Der Unterschied ist nicht wie Kassette zu Lossless-Audio oder Kerze zu Cree-LED.

Schaue ich mir den Tiefbass an, hat der Hi-X65 unter 50Hz sogar die Nase vorn. Was jedoch den Verlauf bis zum Hochton angeht, macht für mich der HD800s den besseren Job. Er verläuft deutlich entspannter und ausgeglichener. Hier rede ich nicht von der Orientierung an irgendeine Referenzkurve.

Der HD800s ist ein absolut feinzeichnendes Instrument und stellt alle Details heraus, ohne dass besondere Betonungen bestehen. Im Hochton ähneln sich wiederum beide Kopfhörer. Der HD800s hat jedoch genau an der neuralgischen Stelle bei 6,4kHz die angesprochenen 2dB weniger Energie. In Bereich der Räumlichkeit und der Dynamik ist der Sennheiser H800s dem Austrian Audio schon deutlicher voraus. Insbesondere bei Live-Aufnahmen spielt der HD800s schon fast manchmal übertrieben. Das ist aber eher dem geschuldet, dass bisher kein mir bekannter Kopfhörer an diese Räumlichkeit heran kommt.



Fazit & Bewertung


Der Austrian Audio Hi-X65 ist für den aufgerufenen Preis von 349,-€ nicht nur ein Klang-Profi für das Tonstudio. Mit nur etwas Zügelung im Hochton wird er ein absolut musikalischer und zugleich feinzeichnender Kopfhörer. In den Mitten noch etwas unstetig unterwegs befindet er sich jedoch ganz auf den Spuren eines HD800s.

Spätestens mit dem dritten und zugleich ersten, offenen Kopfhörer von Austrian Audio, bin ich gespannt, was uns da noch erwarten wird. Bis jetzt gab es mit jedem Release eine interessante Entwicklung.

Der Hi-X65 gefällt mir aufgrund seiner Abstimmung und universelleren Nutzung über alle Genres hinweg bisher am besten und spielt zudem auch deutlich oberhalb seiner Preisklasse. Ein rundum toller Kopfhörer!


Bewertung


  • 92%
    Tiefbass - 92%
  • 94%
    Bass - 94%
  • 96%
    Mitten / Stimmen - 96%
  • 96%
    Mitten / Instrumente - 96%
  • 96%
    Obere Mitten - 96%
  • 96%
    Brillanz / Hochton - 96%
  • 96%
    Auflösung / Transparenz / Separation - 96%
  • 96%
    Dynamik - 96%
  • 94%
    Räumlichkeit - 94%
  • 98%
    Design / Konstruktion / Verarbeitung - 98%
  • 94%
    Tragekomfort - 94%
  • 96%
    Preis/Leistung - 96%
95.3%

Klangfreund"M"

Klangfreund"M"

gelernter Radio- und Fernsehtechniker und ein Klangfreund mit Leidenschaft zu Kopfhörern, DAPs und sonstigen Miniklangwundern; liebt eine ordentliche Reproduktion satter Bässe, ausgewogene Wiedergabe von Stimmen und Instrumenten, entspannter Hochton mit akzentuierter Brillanz, kurz TP-Signatur; OverEar-Lineup: Dan Clar Audio Expanse, Meze Empyrean 2, Hifiman HE1000SE, HEDDphone 2, Hifiman Audivina, Dan Clar Audio E3; InEar-Lineup: Headphone Company Zeitgeist Blue, Sennheiser IE600, iBasso iT07; Dauerhaft eingesetzte DAPs: Cayin N8ii, iBasso DX320 Max TI; Kopfhörerverstärker im Bestand: Cayin HA-3A, RME ADI 2/4 Pro SE, ifi Audio GO Bar