iBasso IT07 im Test – Hybrid-IEM nahe der Perfektion

Den iBasso IT07 habe ich bereits in einigen Berichten und Videos für Vergleiche hergenommen, doch seinen eigenen Test blieb ich bisher schuldig. Nach einigen Monaten der Nutzung bin ich immer noch sehr begeistert von diesem InEar-Kopfhörer und es ist an der Zeit, meine Erfahrungen überrunde mit ihm zu teilen…


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Der iBasso iT07 wurde mir als Leihgabe von iBasso.de zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!



Vorwort


Den iBasso IT07 habe ich bereits in einigen Berichten und Videos für Vergleiche hergenommen, doch seinen eigenen Test blieb ich bisher schuldig. Mit besonders guten Produkten geht es mir oft so, dass ich entweder trotz New-Toy-Syndrom sehr schnell berichte und quasi während des Berichtes nach Kritikpunkte „suche“ oder ich warte ab, bis der Reiz des Neuen abklingt und ich ganz unaufgeregt berichten kann.

Für den iBasso IT07 habe ich den zweiten Weg gewählt. Eine Besonderheit bei ihm ist es jedoch, dass ich ihn nach einer Hörpause immer wieder neu kennenlerne. Das genannte NTS setzt mit jeder Nutzung irgendwie immer wieder ein. Genauso passiert es mir auch mit dem Sennheiser IE 900, wobei ich bei dem Flaggschiff InEar-Kopfhörer allerdings sehr zügig nach Erhalt berichtet hatte.

Der iT07 ist einer der wenigen Kopfhörer, der für mich die Qualität besitzt, dass er seinen positiven Eindruck mit jedem Hören aufs Neue bestätigt. Das ist genau das Kriterium, warum ich ihn als Referenz bewerte, obwohl er preislich mit 899,-€ auch problemlos im Bereich Preis/Leistung platziert werden kann.




Verpackung & Lieferumfang


Da ich mit Produkten von iBasso bereits einige Male zu tun hatte, wusste ich beim Anblick der sehr einfach gestalteten Umverpackung: „Hier muss etwas ganz Besonderes drin sein!“ Ob es dafür aber ein so nüchterne Pappschachtel gebraucht hätte, bezweifele ich. Eine ansprechende Verpackung mit Fotos von Details, die noch nicht komplett das Produkt „verraten“, würde bei jedem Betrachter einen Spannungsbogen auslösen und nicht nur bei den iBasso-Kennern.

Mit der innen zu findenden Schatulle mit Bezug aus Kunstleder gelingt es iBasso hingegen sofort, den Anspruch eines Flaggschiffs des IT07 zu untermauern. So in Szene gesetzt erwarte ich natürlich nicht weniger als einen absolut überzeugenden und hervorragenden IEM-Kopfhörer.

Die Schatulle ist schwer und der Deckel lässt sich nur beidhändig aufklappen. Die Scharniere rasten nach dem Öffnen ein und der Deckel verharrt Dank der Aufstellscharniere in 90°-Stellung. Im Deckel befindet sich eine weitere Pappschachtel, in welcher 6 Paar Tips, die Bedienungsanleitung die Garantiekarte und das Anschlusskabel des IT07 zu finden sind. Insgesamt nichts Aufregendes, ganz im Gegensatz dazu, wie diese Schachtel zu entnehmen ist. Die Schachtel sitzt so passgenau im Deckel, dass das Entfernen ohne eine dafür vorgesehene Lasche mir nur mit meinem Schweizer Armeemesser ohne Beschädigung möglich war.

Der Blick in die Schatulle selbst fällt auf die bereits von iBasso bekannte Aufbewahrungsdose aus Aluminium. Ihr Deckel wird abgedreht und schon kommen die Gehäuse in einem Bett aus Samt zum Vorschein. Das ist schon sehr exklusiv. Insofern die Dose später zu Aufbewahrung auch genutzt werden soll, empfiehlt es sich, den Einsatz zu entfernen, damit auch das Kabel mit hinein passt.

Rechts in der Schatulle befindet sich eine Metallplatte mit 3 Paar schraubbaren Filtern.
Auf der Platte ist zu lesen „IT07 In Pursuit of Perfection“. Und da bin ich jetzt mal ganz pingelig. Da die englische Sprache für den Satz genutzt wurde, hätte ich eine konsequente Kleinschreibung perfekt gefunden. Das ist aber die geringste Kritik, was diese Platte angeht. Wie schon beim im Deckel untergebrachten Zubehör-Karton im habe ich es auch bei der 2mm dicken Platte nicht geschafft, diese ohne Hilfsmittel aus ihrer Aufnahme heraus zu bekommen. Nachdem ich die Platte dann endlich entnommen hatte, wollte ich mir die Filter anhören.

iBasso, ist das euer Ernst? Wer soll nur mit den Fingern ausgestattet die Filter von der Platte entfernen können? Zumindest bei mir sind die so satt angezogen, dass ich sie selbst unter Anwendung aller mir bekannten Kniffe diese Filter nicht in Bewegung bekommen habe. Am Ende musste ich auf mechanische Hilfsmittel zurück greifen. Zum Glück hatte ich den Einfall, es anstatt mit einer kleinen Zange mit der Schere meines Taschenmessers zu versuchen. So konnte ich unschöne Kratzer und Schlimmeres vermeiden. Die Schere bringt bei sanftem Ansatz der Schneiden genug Drehmoment auf die Filtergewinde, um diese zu lösen. Das Abdrehen mit den Fingern ist ab da kein Problem mehr.

Das Thema Pappkarton im Deckel und diese Herausforderung mit der Filterplatte kosten dem IT07 leider ein paar Prozentpunkte in Sachen Verarbeitung und Konstruktion. iBasso strebt nach Perfektion, wie offenkundig in Stein gemeißelt ähm auf Metall gedruckt. Im Design der Schatulle und des IEMs selbst sowie Präsentation ist diese Qualität bereits erreicht, doch was die Handhabung des Zubehörs angeht, da muss noch nachgelegt werden. Ich würde hier sagen… weniger ist mehr oder auch keep it simple stupid. 😉





Technische Daten

  • Treiber: 1x 10mm dynamischer & 6x Balanced Armature Treiber
  • Frequenzgang: 5 Hz- 48.000 Hz
  • Wirkungsgrad: 108 dB
  • Impedanz 18 Ω
  • Verbindung: MMCX
  • Gewicht: ca. 6,5 gr je Gehäuse und Tip

Die aufgeführten Informationen wurden von der Produktseite vom Distributor Hifi-Passion entnommen. Ohne Gewähr.




Design, Verarbeitung & Tragekomfort


Zum Design und der Verarbeitung des Zubehörs und der Verpackung habe ich bereits geschrieben, dass iBasso im Streben nach Perfektion dort das Ziel bereits erreicht hat. Ist das nun auch beim Herzstück, dem Kopfhörer selbst der Fall?

Ich lasse die Beigabe der Tips komplett außen vor, denn mit den Aufnahmen der IT07 kann jeder die Tips auch von Drittanbietern einsetzen, die er für sich benötigt. In meinem Fall kommen auch hier wieder die Tips von Beyerdynamic in der größten Variante zum Einsatz. Was den Sitz und die Dichtheit angeht, ist der IT07 damit für mich perfekt.

Das führt mich auch direkt zu seinen Gehäusen. Trotz der vielen Treiber passen hier Eigengewicht und Gehäuseform perfekt zueinander, dass ich einen absolut einwandfreies Tragegefühl nach dem Einsetzen habe. Weder schnelle Kopfbewegungen oder Vibrationen durch Gehen und Laufen „rütteln“ die IT07 heraus. Dazu kommen noch die Kabel welche trotz des Tragens über dem Ohr schon nach Sekunden nicht mehr zu spüren sind. Auch wenn an ihnen gezogen wird, üben sie keinen Zug auf die Gehäuse aus und sie bleiben wo sie sind. Auch Anschlagen am Kabel führt zu keinem störendem Körperschall. Es ist zudem angenehm flexibel und symmetrisch mit einem 2,5mm-Klinke-Stecker ausgeführt. Ein Adapter auf 3,5mm unbalaced ist bereits aufgesteckt. Was das Kabel angeht, gibt es kaum bessere.

Die Gehäuse sind in ihrer Form dem Ohr zwar angepasst, jedoch in der Größe gerade so gehalten, dass es unabhängig von der Ohrgröße kaum Schwierigkeiten mit dem Sitz geben dürfte. Definitiv ein Fortschritt zu den iBasso IT04, die ich ebenfalls getestet hatte, und am Ende von den Fiio FH7 abgelöst wurden. Ein Grund war damals auch die besserePassform der Fiio-Gehäuse. Ein Video zu beiden habe ich seinerzeit auf Youtube veröffentlicht.

Die Oberfläche ist absolut glatt, die marmorierte und in Blau gehaltene Gehäusefarbe gefällt mir sehr gut. Der MMCX Anschluß ist ansatzlos eingearbeitet. Zur Verarbeitung der Gehäuse kann ich nicht anderes sagen als perfekt!


Hinweise


Mit aufgestecktem Adapter hat das Kabel eine Länge von etwa 1,2m. Das ist für mich als Sitzriese gelegentlich problematisch. Was nicht funktioniert ist beispielsweise den IT07 symmetrisch an einen DAP zu betreiben und diesen in meiner Hosentasche zu verstauen und damit zu laufen. Nur mit dem aufgestecktem 3,5’er-Adapter ist das gerade so möglich.





Externe Playlisten – Qobuz & Spotify


Ich habe in einigen Playlists Musik zusammengestellt, mit welchen sich Eigenschaften von Kopfhörern besonders gut heraushören lassen. Am besten Du hörst Dich selbst durch meine Playlisten durch.


Mit den folgenden Links gelangst du direkt zu den Anbietern. Es handelt sich um keine Affiliate-Links. Hast du bei den Streaming-Diensten kein angemeldetes Konto, kannst du jeweils knapp 30 Sekunden in die Songs reinhören. Eine Verpflichtung zu Anmeldung besteht dafür natürlich nicht.




Der folgende Link führt Dich zur Miniklangwunder-Spotify-Playliste und mit Klick auf die unten aufgeführten Banner gelangst du zu den Miniklangwunder-Qobuz-Playlisten. Diese werden sogar von Qobuz direkt unterstützt. Qobuz hat sie unter der Rubrik „Events & Medien“ veröffentlicht. 🙂



Wer also maximal audiophiles Streaming nutzen möchte, klickt sich einfach zur Qobuz-Playliste von Miniklangwunder.

https://open.qobuz.com/playlist/4070201



Klang


Durch die Möglichkeit der austauschbaren Filter lässt sich der Klang in engen Grenzen den eigenen Vorlieben noch etwas nähre bringe. Mit den schwarzen Filtern klingt der Bass etwas intensiver, die goldenen Filtern schwächen obere Mitten und Hochton noch mehr ab und die silbernen Filter verhalten sich neutral. Voraussetzung ist natürlich, dass die Grundabstimmung Gefallen findet. Mir persönlich dämpfen Filter etwas zu viel. Mit den goldenen Filtern klingt der IT07 fasst schon verhangen und die schwarzen Filter nehmen mir die Brillanz der hervorragenden Grundabstimmung. Für mich passt filtertechnisch der iBasso IT07 so wie er vorkonfiguriert geliefert wird. Das gute ist, so ist noch ein zweites Paar silberner Filter für alle Fälle vorhanden.

Ich beziehe mich bei meiner Klangbeschreibung auf die Abstimmung mit dem silbernen Filter und Nutzung der für mich optimal passenden Tips vom Dritthersteller, auch in diesem Fall einmal mehr die Xelento-Tips.


· Bass


Der dynamische Treiber geht im Bass kräftig zu Werke. Sowohl Tiefbass als auch Punch im Oberbass beherrscht er sehr gut. Er schlägt dynamisch und präzise an und wirkt mit dem ausgeprägtem Tiefbass auch nicht zu trocken. Rock und Metal werden schnell und druckvoll nach vorne gepeitscht während bei Jazz, Electronic und Live-Musik wohlige Bässe die Atmosphäre untermalen. Mit dem Bass-Filter bekommt er insgesamt einen etwas kräftigeren Kick im Oberbass, was ich nicht unbedingt als Vorteil empfinde. Das liegt aber daran, dass ich Betonungen um Oberbass oft kritisch gegenüber stehe. Hier kommt natürlich mein subjektives Empfinden zum Tragen.


· Mitten


Der iBasso IT07 schafft es Gesang und Instrumente sehr gut wieder zu geben. Wobei im Vergleich zu einem Focal Celestee, auch wenn das ein OverEar-Kopfhörer ist, der iBasso IT07 auf der ausgewogeneren und entspannteren Seite unterwegs ist. Was das Hörerlebnis angeht, bieten beide dieselbe Qualität wobei der Celestee Stimmen und Instrumente etwas mehr herausstellt, was bei ihm aber auch für Bass und Hochton gilt. Der iBasso IT07 hat für meine Ohren eine nicht so ausgeprägte W-Signatur und macht gerade im Bereich entspanntes Zuhören alles richtig. Das steht und fällt für mich oft mit der Präsentation der Mitten. Hier liegt der IT07 ganz auf meiner Wellenlänge. 😎


· Höhen


In letzter Zeit habe ich viel mit Sennheiser Kopfhörern allgemein gehört, da ist der iBasso tatsächlich im ersten Moment deutlich zahmer im Hochton unterwegs. Dennoch lässt er keine Details und Brillanz vermissen. Wie schon bei der Darstellung der Mitten spielt der IT07 an dieser Stelle eher entspannt, statt jedes noch so kleine Detail in den Vordergrund zu stellen. Ich möchte fast sagen, hier liegt die besondere Stärke des iBasso. Er ist quasi ein Klang-Chamäleon. Damit meine ich weniger die Filter, welche durch Austausch die Wärme im Klang zunehmend verstärken sondern die Performance bei unterschiedlichen Genres. So klingt der IT07 durchweg bei Classic Rock frisch und nach vorne gerichtet. Wo Tiefbässe nur geringfügig vorhanden sind, dichtet er auch nichts dazu. „Helle“ Aufnahmen überfordern mich trotzdem mit dem IT07 nicht, werden aber dennoch brillant dargeboten.


· Räumlichkeit


Die Räumlichkeit bewerte ich mit sehr gut, auch wenn das noch besser geht. Bei Live-Aufnahmen entfaltet sich eine durchaus realistische Bühne während rockige Studio-Alben auch mal „mitten in die Fresse“ gehen.


· Dritthersteller- vs. Stock-Tips


Seitdem ich die Xelento-Tips als gute Möglichkeit für mich gefunden habe bei leichten InEars mit ihnen meinen persönlichen Tragekomfort zu optimieren, ziehe ich diesen fast immer den mitgelieferten Tips vor. So auch beim iBasso IT07. Mit den Tips erreiche ich zwar auch eine Optimale Abdichtung, doch das erkaufe ich mir mit einem leichten Druck im Ohr.

Das laste ich jedoch den Testkandidaten nicht an, denn genau im Bereich der Tips – insofern eine Aufnahme gewählt wurde, die Tips von Drittherstellern zulässt – kann sich ja jeder frei nach seinem Gusto ausleben. Ob nun Triple-Flalnge, Comply oder Spinfit zum Einsatz kommt, ist jedem selbst überlassen.

Allerdings sollte unbedingt beachtet werden, dass Tips auch Einfluß auf das persönliche Klangerlebnis haben können. So kann es sein, dass der optimal sitzende Tip nicht unbedingt den Klang verbessern muss. Der Hersteller hat sich bei der Konstruktion und Auswahl von Zubehör natürlich an geometrische Optima orientiert, welche für die Masse passend sind. Weicht man davon ab, dann bewegt man sich möglicherweise über die Grenzen des Gefallens hinaus.


Klangfazit


Der iBasso IT07 spielt angeregt ausgewogen mit einer ordentlichen Portion Bass der weit hinunter reicht und sehr präzise ist. Gesang und Instrumente passen für mich sehr gut und im Hochton spielt er brillant und ohne besondere Betonung. Bei bassstarker Musik gibt es trotzdem genug Gegengewicht im Hochton, so dass kein dumpfer Eindruck entsteht. Die Abstimmung des iBasso IT07 ist für mich insgesamt absolut gelungen.



Klangvergleich iBasso IT07 mit…


· Fiio FH7


Interessant war mein erster Höreindruck im Vergleich Fiio FH7 und iBasso IT07. Einerseits hörte ich, wie ähnlich sie sich tonal sind und andererseits hörte ich sofort, dass der iBasso in aller Hinsicht das Upgrade zum Fiio ist. Bassintensität bei beiden ist sehr ähnlich, doch wo der Fiio insgesamt etwas weicher zu Werke geht hat der IT07 mehr Punch, kräftigeren Tiefgang und zeichnet klarere Konturen. Das setzt sich in den Mitten bei Gesang und insbesondere bei Klavier oder Geige fort. Der IT07 klingt einen Hauch klarer und feinzeichnender.

Ein Geigenstrich kann mit dem FH7 künstlich kratzig klingen und mit dem IT07 klingt er wie „original“. Auch im Hochton das gleiche Bild. Fällt eine Stecknadel zu Boden machen das beide großartig. Beim FH7 hört man ein feines metallisches „Pling“ berührt sie den harten Boden und der IT07 lässt sogar heraushören ob zuerst die Nadelspitze oder der runde Nadelkopf zuerst auftrifft. Um solche Details geht es im Vergleich beider, doch in Summe konnte ich schon mit dem ersten Song hören, dass der IT07 alles etwas feiner und transparenter darstellt.

Die Räumlichkeit sehe ich bei beiden ähnlich, da gibt es keine Überraschungen. Doch auch in der Dynamik ist der iBasso IT07 dem Fiio FH7 ein Stück voraus. Das hört sich insbesondere bei gut gemasterten Klassikaufnahmen. Crescendi münden tatsächlich in einem Klanggewitter genauso wie Explosionen einfach heftiger mit dem IT07 erscheinen. Wir reden natürlich vom doppelten Preis und die Frage ist, ist er doppelt so gut? Wie immer kann ich sagen, dass sicher nicht. Aber das persönliche Erlebnis ist für mich um so viel intensiver geworden, dass der Fiio FH07 einen neuen Besitzer finden durfte. Wer das so hört wie ich, wird sicherlich auch sagen, der iBasso IT07 ist sein Geld in so einem Vergleich auf jeden Fall wert.


· Sennheiser IE 900


Wer meinen Artikel zum Sennheiser IE 900 noch nicht gelesen hat, nun besteht die Chance. Den habe ich als für mich nahezu perfekt eingestuft. Allerdings liegt er mit 1.299,-€ noch einmal ein gutes Stück über dem iBasso IT07. In vielen Berichten zuvor hatte ich bereits den IT07 als nahezu optimal für mich bezeichnet und auch das kann ich so stehen lassen. Deswegen habe ich ihn später auch als „Referenz“ bewertet. Klarer Unterschied zwischen beiden ist neben Form und Abstimmung die verbaute Technik. Grandios abgestimmter dynamischer Einzeltreiber beim Sennheiser und perfekt aufeinander abgestimmte sieben Treiber in Hybrid-Technik bei iBasso.
In diesem Fall vergleiche ich gern einmal Äpfel mit Birnen.

Im Bass geht der iT07 eher nach vorne während der IE 900 einen homogen Bass mit viel Potential bietet, dass der Sennheiser wohl dosiert freisetzt. Ein wenig Understatement und wenn notwendig Zurückhaltung macht den Sennheiser IE 900 für mich noch eine Spur interessanter. Der iT07 geht im Vergleich stets nach vorne und zeigt, dass er da ist. Trotzdem dichtet der IT07 nichts dazu und behält stets die Bass-Balance.

Der iT07 verfügt über präzise abgestimmten BA-Treiber und zeigt eine hervorragende Separation und Detaillierung. Der IE 900 steht dem allerdings in nichts nach. Er besitzt sogar im Bereich dr Räumlichen Abbildung vorteile gegenüber dem IT07, was aber auch mit daran liegt, dass der IT07 in den oberen Mitten und im Hochton etwas entspannter abgestimmt ist. Am besten beschreibe ich es mal so. Der IE 900 glänzt besonders bei Live-Aufnahmen mit einer authentischen Wiedergabe während der iBasso IT07 die Nase bei druckvollen und direkten Studio-Aufnahmen vorne hat. Was der Interessent*in mehr zusagt, ist eine Frage des persönlichen Geschmacks.

Beide besitzen einen hervorragenden Tragekomfort, doch der Sennheiser IE900 hat hier die Nase vorn. Sein kleinerer Formfaktor und sein um gut 30% geringeres Gewicht machen ihn mit „meinen“ Tips quasi unspürbar. Der IT07 kommt da nicht ganz heran. Bei schnellen Bewegungen ist seine Masse doch etwas träger und zieht leicht spürbar am Kabel. Eben dieses ist auch nicht ganz so „anschmiegsam“ wie das des Sennheiser-Flaggschiffes. Doch das sind alles keine Themen, die ich dem IT07 anlaste oder mit dessem Preis in Verbindung bringen würde.



Zuspieler


Der iBasso IT07 bietet die Möglichkeit der symmetrischen und unsymmetrischen Zuspielung mit dem mitgelieferten Kabel. Vorweg möchte ich sagen, dass ich keine klanglichen Unterschiede zwischen beiden Artend des Betriebes ausmachen kann. Allerdings wird der Kreis der Zuspieler erweitert, denn ein Fiio BTR5 oder ein Earstudio ES100 bieten spätestens via 2.5mm Ausgang mehr als genug Leistung den IT07 für jeden in mehr als ausreichender Lautstärke zu betreiben. Diese zwei Kleinst-BT-Kopfhörerverstärker mit symmetrischem Ausgang, dürften sich bei vielen IEM-Freunden im Besitz befinden. Und nein, wer den iBasso T07 betreiben möchte, bracuht zumindest in dem Bereich kein zwingendes Upgrade. 😉

Darüber hinaus hab ich mir den iBasso IT07 noch am Cayin N3 Pro, dem DX220 Max und dem DX300 von iBasso angehört sowie über dem DAC/Amp ifi Audio micro DSD Signature und ein paar „USB-Dongles“ wie Earman Sparrow, Questyle M12 oder Lotoo PAW S1. Selbst am Macbook Air M1 spielt der iBasso IT07 sehr zufriedenstellend.

Ich habe es schon angedeutet, das Macbook Air M1 schafft es, den IT07 für Musik im Hintergrund und auch mal zur Abwechslung etwas lauter anzutreiben und macht dabei nichts verkehrt. Hat man nichts anderes zur Hand ist das auf jeden Fall nicht die schlechteste Lösung.

Doch schon mit den USB-DAC-Dongles vermag es der IT07 zu zeigen, wie viel klarer die Spezialisten Musik zuspielen. Ich hatte das schon einmal in einem Video erwähnt, dass diese Unterschiede bisweilen gar nicht auffallen können, denn man muss erstmal über ein Endgerät verfügen, dass diese Unterschiede auch entsprechend darstellen kann. Ich habe hier noch einen älteren Superlux Kopfhörer und mit dem kann ich solche schon vergleichsweise „groben“ Unterschiede kaum ausmachen, an feine Details gar nicht zu denken.

Die USB-Dongles spielen alle mit dem IT07 auf ähnlich hohem Niveau mit mehr als genug Leistung schon mit nur dem unsymmetrischen 3,5mm Ausgang. Der Lotoo PAW S1 bringt noch ein paar nette Features zur individuellen Klangabstimmung mit. Die besonderen Klangeinstellungen nach Genre bringen mir da nichts, doch die verschiedenen Filter und die Umstellung zwischen Musik und Film feiere ich. Allerdings gilt das nicht nur für den IT07 und deswegen gehe ich da in dem kommenden Bericht zum Lotoo PAW S1 genauer ein.



Vom Formfaktor zwar etwas größer doch im Grunde auch nur ein USB-DAC-Dongle ist der ifi Audio ZEN DAC trotzdem etwas „anders“. Der ZEN Dac bzw. dessen integrierter Verstärker hinterlässt tendenziell den Eindruck einer etwas „dunkleren“ Abstimmung, was aus einem leicht abgemilderten Hochton resultiert. Sein Truebass ist beim IT07 für mich absolut Overkill. Den Basshead wird es freuen, dass der Kopfhörer damit dennoch sehr gut umgehen kann und erst bei extremen Lautstärken unsauber wird. Vielleicht eine Option, wenn man leise Filme anschaut und dennoch Action- und Explosionsszenen akustisch spektakulär miterleben möchte.

Als nächstes zeigen der Fiio BTR5 und der Earstudio ES100, dass beide mit dem IT07 bestens umgehen können. Auch bei Nutzung von Bluetooth – oder besser gesagt gerade bei der Nutzung – höre ich kein Unterschied zur Kabelverbindung. Beide können den Klang durch Equalizer-Einstellungen noch nachhaltig verändern. Lautstärke ist kein Problem und der Klang auch nicht.

Nun aber zu den Zuspielern aus selben Hause. Zunächst kümmere ich mich um die Paarung iBasso IT07 und DX220 Max. Dieser Ausnahme-DAP spielt für sich gesehen absolut neutral und „schärft“ sogar noch klanglich ein wenig nach im Vergleich zu meinen anderen Zuspielern. Der IT07 rückt so ein wenig aus seiner entspannten Spielweise etwas mehr ins hellere Licht. Er vermag es in die Richtung akustische Lupe zu gehen ohne aber dabei zu anstrengend oder zu scharf zu werden. Mit dem DX220 Max wird auch der iBasso IT07 zu einem Präzisionswerkzeug.
Der DX300 hingegen verhält sich zum IT07 sozusagen absolut neutral und kann bei Bedarf natürlich auch noch mit dem Equalizer den Klang beeinflussen. Doch mit dem DX300 und dem IT07 jeweils als aktuelle Flaggschiffe (Stand Juni 2021) gibt es kaum noch Verbesserungsmöglichkeiten in Sachen Klang. Anders geht immer, doch für „besser“ muss dann schon ordentlich in die Tasche gegriffen werden.

Zuletzt komme ich noch zum Cayin N3 Pro. Dieser kleine DAP hat bei weitem nicht den Funktionsumfang wie die iBasso Geräte und kostet auch deutlich weniger. Doch mit seiner integrierten Röhrenendstufe bietet er drei unterschiedliche Klangsignaturen. Ich mag Röhrenklang sehr, auch wenn es nicht „DEN Röhrenklang“ an sich gibt – das ist sicherlich eine Diskussion wert. Live-Aufnahmen klingen im TR(Triode)-Modus mit dem IT07 etwas authentischer, denn auch wenn der Bass etwas nüchterner dargestellt wird profitiert der iBasso in den oberen Mitten und damit erweiterter Räumlichkeit. IM UL(UltraLinear)-Modus gibt es noch etwas mehr Punch, etwas mehr Betonung in den Mitten. Stimmen stehen etwas weiter vorne und vor allem Jazz und Elektronic werden damit noch intensiver. Im Transitor-Modus klingt der IT07 so, wie ich es auch erwarte und von den anderen Zuspielern kenne. Die Röhren-Modi bieten eine super Abwechslung, allerdings muss der Kopfhörer darauf auch gut ansprechen.


Egal welcher Zuspieler genutzt wird, iBasso IT07 zeigt stets wie gut er abgestimmt ist und vor allem welches Potential er mitbringt wenn es um die Abbildung von Feinheiten über alle Frequenzbereiche hinweg geht. Schon am Macbook toll wird er mit dem DX220 Max zur Klang-Lupe und spielt im Röhrenbetrieb mal spaßiger oder mit authentischerer Live-Bühne.



Fazit



Der iBasso IT07 liegt mit einem Preis von 899,-€ bereits in einem für meine Begriffe schon sportlichen Bereich bei InEars. Wobei er die magische Grenze noch deutlich unterschreitet und dadurch möglicherweise doch der ein oder andere potentielle Interessent am Ball bleibt. Das Flaggschiff von iBasso lässt für mich hinsichtlich Klang keine Wünsche offen. Beim Zubehör ist noch Luft nach oben. Glücklicherweise ist das für die tägliche Nutzung eher uninteressant.

Im Klangfazit hatte ich bereits detaillierter die Qualitäten des iBasso IT07 zusammengefasst. Wer einen angeregt und dennoch ausgewogen spielenden IEM sucht, der einen tollen Bass, klare Mitten und brillanten Hochton mitbringt, sollte sich unbedingt den IT07 anhören. Zudem vermag er es auch den Fingerabdruck verschiedener Zuspieler zu präsentieren, eine durchaus bemerkenswerte Eigenschaft.

Kurz: Dank des nahezu optimalen Tragekomfort, der entspannten Abstimmung und seinem guten Ansprechen auf den Zuspieler ist der iBasso IT07 absolut alltags- und langzeittauglich.

Den IT07 kann ich als Hybrid-InEar-Kopfhörer uneingeschränkt empfehlen und auch seinen Flaggschiff-Anspruch in 2021 untermauert er eindrucksvoll.


Bewertung

iBaso iT07 - Referenzklasse
Insgesamt
93.9%
93.9%
  • Tiefbass - 94%
    94%
  • Bass - 94%
    94%
  • Mitten / Stimmen - 92%
    92%
  • Mitten / Instrumente - 92%
    92%
  • Obere Mitten - 92%
    92%
  • Brillanz / Hochton - 92%
    92%
  • Auflösung / Transparenz - 94%
    94%
  • Räumlichkeit / Separation - 92%
    92%
  • Dynamik - 94%
    94%
  • Design - 96%
    96%
  • Verarbeitung - 96%
    96%
  • Konstruktion - 96%
    96%
  • Tragekomfort - 96%
    96%
Klangfreund"M"

Klangfreund"M"

gelernter Radio- und Fernsehtechniker und ein Klangfreund mit Leidenschaft zu Kopfhörern, DAPs und sonstigen Miniklangwundern; liebt eine ordentliche Reproduktion satter Bässe, ausgewogene Wiedergabe von Stimmen und Instrumenten, entspannter Hochton mit akzentuierter Brillanz, kurz TP-Signatur; OverEar-Lineup: Dan Clar Audio Expanse, Meze Empyrean 2, Hifiman HE1000SE, HEDDphone 2, Hifiman Audivina, Dan Clar Audio E3; InEar-Lineup: Headphone Company Zeitgeist Blue, Sennheiser IE600, iBasso iT07; Dauerhaft eingesetzte DAPs: Cayin N8ii, iBasso DX320 Max TI; Kopfhörerverstärker im Bestand: Cayin HA-3A, RME ADI 2/4 Pro SE, ifi Audio GO Bar