Hifiman Ananda im Test – Ultra-Nahfeldmonitor

Bereits seit 2018 ist der Hifiman Ananda als Nachfolger des Edition X auf dem Markt. Mittlerweile ist er, wenn auch sehr vereinzelt, auf dem Marktplatz für Zweitbesitzer vertreten. Ein guter Grund für mich, den Hifiman Ananda nun auch genauer in Ohrenschein zu nehmen.



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Dieses Mal tatsächlich keine Werbung. Trotzdem kann natürlich gern jeder bei dem Hifiman-Shop seines Vertrauens vorbei schauen. 🙂

Vorwort


Ziemlich am Anfang meines Miniklangwunder-Blogs habe ich mich durch einige Kopfhörer gehört und damals den Focal Elear gekauft. Den Hifiman Ananda gab es zu der Zeit noch nicht. Der Edition X sowie der HE1000, der schon preislich für mich nicht in Frage kam, konnten mich nicht überzeugen. Damals hatte mich der Elear mit seinem kräftigeren Klang abgeholt. Die Hifiman Kopfhörer habe ich für mich als zu hell und räumlich zu weit in Erinnerung. Seither habe ich mir bis auf den HE-4XX und den Sundara keine weiteren Kopfhörer von Hifiman angehört. Für die aufgerufenen Preise waren beide sehr gut, haben jedoch nicht meinen Haben-Wollen-Nerv getroffen. Seither habe ich Hifiman aufgrund dieser Erfahrungen kein gesteigertes Interesse mehr entgegen gebracht. Doch auch der Elear hat zwischenzeitlich Nachfolger gefunden wie Focal Elex und Focal Clear, die beide etwas heller abgestimmt sind.

Da sich offensichtlich mein akustische Wahrnehmung entwickelt hat und ich nun auch gern etwas heller abgestimmte Kopfhörer höre, hat mich das Video von Damir zum Ananda wieder auf den preislich attraktiven Hifiman neugierig werden lassen. Ich habe mich mit Damir ausgetauscht und war von seiner Beschreibung sehr angetan. Mittlerweile können wir unsere klanglichen Vorlieben gegenseitig wohl recht gut einschätzen. Er hat mich bestärkt mir den Ananda näher anzusehen bzw. anzuhören. Wie es der Zufall will, wurde mir nur wenige Stunden später via Kleinanzeigen ein Ananda quasi vor der Tür angeboten. Das war ein Zeichen, das ich nicht ignorieren konnte. Nun habe ich ihn auf meinen Ohren und bin gespannt, ob er in meine bisherige Hifiman-Schublade einzusortieren ist oder nicht.




1. Verpackung & Lieferumfang


Der Hifiman Ananda kommt in einem Schatullen-Karton mittlerer Größe daher, der in Schwarz mit weißem Aufdruck gehalten ist. Wenn die Umverpackung abgezogen ist, dann fällt der Blick auf den nach hinten umklappbaren Passepartout-Deckel mit silbergrauer Präsentationsfläche. Die Schatuelle ist mit einer Oberfläche aus Lederimitat sehr edel gearbeitet. Selbst Kopfhörere in deutlich höheren Preisklassen werden nur selten so stilvoll in Szene gesetzt. Nach dem Aufklappen des Deckels wird dieser Eindruck weiter bestätigt. Der Ananda liegt in einem Bett aus glänzend schwarzem Organaza-Stoff. Unter dem Deckel in der Mitte des Kopfhörers befinden sich zwei Kabel, eines mit 1,5m und eines mit 3m Länge. Beide Kabel verfügen jeweils über einen 3,5mm Stereo-Klinke-Stecker für den Anschluss am Zuspieler. Ein Adapter auf 6,3mm Stereo-Klinke wird ebenfalls mitgeliefert. Die Garantiekarte mit der Seriennummer des Ananda komplettiert den Lieferumfang.

Beim Öffnen der Verpackung und Sichten des Inhaltes stellt sich bei mir absolute Zufriedenheit ein. Zugleich werde ich aber auch sehr ungeduldig, den Kopfhörer endlich in Aktion zu hören. Zum Glück ist er schon längst eingespielt. 😉



2. Design & Konstruktion


Doch bevor ich mir die ersten Songs mit dem Ananda anhöre, schaue ich ihn mir genauer an. Den Sundara noch im Hinterkopf überkommt mich ein Dejavú was die Konstruktion insgesamt angeht. Hier möchte ich direkt auf meinen Bericht zum Sundara verweisen. Die Kopfbandkonstruktion des Ananda ist identisch mit der des Sundara, welcher im Tragekomfort nicht optimal war. Aufgrund der zum Gehäuse fehlenden, senkrechten Drehachse der Treibergehäuse hat der Sundara nie gleichmäßig am Kopf aufgelegen. Erst ein leichtes Verbiegen der Bügel schaffte Abhilfe. Dieser mechanische Eingriff ist allerdings beim Ananda tatsächlich nicht notwendig. In Bezug auf die Bügel und deren Arretierung gibt es aber auch beim Ananda eine typische Unschönheit. Auch bei diesem Bügel sind auf der Innenseite oberflächliche Kratzer in Längsrichtung des Verschiebemechanismus deutlich zu sehen. Das war natürlich zu erwarten, trotzdem ist es schade.


Hingegen machen offensichtlich die Treibergehäuse des Ananda bei meinem Kopf einen perfekten Job. Waren die Gehäuse beim Sundara noch kreisrund, sind diese beim Ananda oval geformt und deutlich größer bzw. länger. Diese Gehäuseform ist bereits von den „höheren“ Modellen wie Edition X, HE1000 usw. bekannt. Die „Ultrapads“ des Ananda sind hinter dem Ohr etwa gut 2 cm dick und verjüngen sich nach vorne um gut 5 mm. Für mich ist die Konstruktion des Ananda anders als beim Sundara absolut ausreichend und für meinen Kopf sogar gut passend. Dennoch wäre eine mechanische Konstruktion wünschenswert, die eine automatische Anpassung des „Anstellwinkels“ bewirken würde. Einige wenige Grad wären hier völlig ausreichend, um allen Nutzern einen optimalen Tragekomfort zu bieten. Ebenfalls Schade.

gut zu sehen: Oberflächenkratzer am Weitenmechanismus



Dass die Gehäuse aus Kunststoff bestehen, stört mich allerdings gar nicht. Im Gegenteil, sie sind sehr gut verarbeitet und helfen dabei, wenn es um sein geringes Gewicht von nur 400gr geht. Zudem ist die Oberfläche optisch exakt auf den Rest des Kopfhörers abgestimmt. Mit den silbernen Gittern und Akzenten im Kontrast zum Schwarz der übrigen Konstruktion wird der Ananda zum absolut ansprechenden Blickfang. Auf mich macht der Ananda keinesfalls einen billigen Eindruck, wie es ihm oft nachgesagt wird.

Andereseits ist es völlig in Ordnung wenn jemand für sich definiert, dass ab einem bestimmten Preis Kunststoff Tabu sein sollte. Das ist aber wie immer völlig subjektiv und auch absolut okay. Ich sehe es stets so, dass die eingesetzten Materialien technisch miteinander gut korrespondieren müssen und das „Anfass-Gefühl“ stimmen muss. Knarzen Kopfhörer zum Beispiel schon beim Aufsetzen, bin ich der Meinung, dass das insbesondere bei „teureren“ Kopfhörern nicht vorkommen darf. Hifiman hat beim Ananda unter diesem Gesichtspunkt jedoch ganze Arbeit geleistet. Nichts knarrzt, klappert oder sieht optisch „nicht passend“ aus. Die Qualität ist da wo sie sein muss, auf hohem Niveau. Die Bestnote gäbe es, wenn der Verstellmechanismus keine optischen Spuren mehr erzeugen würde.





3. Tragekomfort & Haptik


Ich bereits beschrieben, dass ich vom Tragkomfort des Ananda schon ab Werk sehr angetan bin. Und auch die Haptik empfinde ich beim Ananda als sehr gut. Ein Ether2 mit seiner Weltraumtechnik ist da noch einmal eine Klasse höher, kostet aber auch mehr als das Doppelte.
Auch nach zwei Stunden habe ich bis auf eine leichte Erwärmung rund um die Ohren keine Probleme mit dem Ananda. Es ist schon interessant, wie ich diese großzügige Ohrfreiheit wahrnehme im Vergleich zu Kopfhörern mit kleineren Polstern. Normalerweise hätte ich geschrieben, es gibt warme Ohren… das stimmt in diesem Fall so aber nicht, eher wird der Kopf insgesamt wohlig gewärmt. Das könnte im Sommer dann allerdings tatsächlich ein Nachteil sein. Tja, wie immer gibt es Licht und Schatten. Wobei die Sonne beim Ananda nicht zu weit vom Zenith entfernt steht, was die Aspekte Konstruktion, Tragekomfort und Haptik angeht. Das Design lasse ich hier bewusst außen vor, da gibt es Luft nach oben.

4. Spielpartner & Spielfreude


Der Hifiman Ananda hat sage und schreibe einen Wirkungsgrad von 103dB/mW bei nur 25 Ohm Impedanz, das ist rekordverdächtig.
Auch wenn er damit absolut leicht schon an einem Smartphone betreibbar ist, wird er nicht übertrieben laut. Aufgrund der relativ weit entfernten Positionierung der großen Fläche zum Ohr und der offenen Bauweise, ist die erreichte Lautstärke jedoch geringer als zuerst vermutet. Trotzdem wird der Ananda immer noch so laut, dass längeres Hören so nicht zu empfehlen ist.

Der Hifiman Ananda kann am Fiio M15 schon mit Low-Gain mehr als ausreichend laut betrieben werden. Interessant ist jedoch, dass er mit dem Over-Ear-Modus noch einmal druckvoller, konturierter und lebhafter spielt und dabei auch an breite und Räumlichkeit gewinnt.
Am Audiovalve Luminare macht der Hifiman Ananda ebenfalls eine sehr gute Figur. Da stört es gar nicht, dass er von einem Röhrenverstärker angetrieben wird. Im IMP-Modus entfaltet der Ananda mit der großartigen Endstufe des Luminare einen atemberaubenden Klang. (Anm.: Der IMP-Modus passt die Endstufe an Kopfhörer mit besonders geringer Impedanz an.) In dieser Kombination zähle ich den Ananda neben dem Stax L700 und dem MrSpeakers Ether2 zu meinen drei Favoriten.



Hifiman Ananda am Audiovalve Luminare



Hinweis:
An dieser Stelle der Hinweis zur Gefahr, sich beim Aussetzen zu hoher Lautstärke das Gehör nachhaltig schädigen zu können. Das gilt für die Benutzung von Kopfhörern im Allgemeinen.




5. Klang


Der Ananda bildet laut Hifiman den Frequenzbereich von 8-55.000 Hz ab. Das ist großartig, geht jedoch wie so oft weit über die Grenzen meiner Wahrnehmung hinaus. Zudem ist diese eine formale Angabe, die eher auf sehr gute (mess)technische Eigenschaften schließen lässt. Klangliche Qualitäten unterliegen immer noch der persönlichen Wahrnehmung und Bewertung.

Vorwegnehmen möchte ich, dass der Ananda mit keinem Genre wirkliche Probleme hat. Aufgrund seiner in der Tendenz etwas helleren Abstimmung können einigen Aufnahmen gelegentlich etwas anstrengen. Das betrifft jedoch in erster Linie bereits nahe an der Sibilanz aufgenommene bzw. abgemischte Songs aus den Bereichen Classik Rock, Klassik und auch „schlechte“ Live-Aufnahmen. Mit für Gewöhnlich sehr gut abgemischtem Ausgangsmaterial zeichnet sich aber das Bild wie folgt.

· Bass


Im Bass verblüfft mich der Ananda von Anfang an. Einen so tiefreichenden, schnellen und körperlichen Bass kenne ich von Flächentreibern bisher nicht. Da kommen der Ether2 und der L700 nicht mit. Der Bass ist die absolute Stärke des Ananda. Stabil bis hin zum Tiefbass, löst sich dieser regelrecht vom Treiber und scheint irgendwo aus dem Raum um mich herum zu kommen. Trotz Kopfhörer entsteht der Eindruck, dass irgendwo ein Subwoofer unterstützt. Das gilt auch für den spürbaren Druck am Kopf. Das muss man sicherlich mögen. Ich mag körperlichen Bass sehr, wenn er sauber, schnell und druckvoll wie sonst von Lautsprechern präsentiert wird. Das stellt sich auch mit dem Ananda so dar.


· Mitten


Der Ananda ist im Stimmlichen und bei Instrumenten etwas dezenter abgestimmt als sein kleiner Bruder Sundara. Hier fällt mir keine ungute Verfärbung auf, weder bei Gesang noch kritischen Instrumenten wie Klavier oder Geige. Die oberen Mitten runden insbesondere Instrumente ab. Mit dem Ananda hört sich alles im besten Sinne sehr authentisch an. Durch die insgesamt etwas hellere Abstimmung, spielt der Ananda luftig und befreit. Der Klang löst sich gewissermaßen von den Treibern.


· Hochton


Im Vergleich zum Sundara spielt der Ananda im Hochton etwas zurückhaltender und somit klingt insgesamt etwas wärmer. Höre ich ihn hingegen direkt im Wechsel zum Focal Clear ist deutlich die etwas analytischere Abstimmung des Ananda zu hören. Zugleich klingt der Ananda definierter und bleibt trotzdem entspannt, ohne dabei aber auf Brillanz und feine Spitzen verzichten zu müssen.

· Räumliche Darstellung


Der Ananda ist nicht nur tonal klasse, er beitet eine sehr schöne räumliche Darstellung, die nach mehr als nur Kopfhörer klingt. Die Bühnendarstellung ist realistisch und die Tiefenstaffelung sehr gut. Ein Stax L700 kann das noch etwas besser, doch der Ananda spielt hier schon ganz oben mit. Was die Weite angeht, gefällt er mir sogar noch etwas besser als der Focal Clear bzw. Elex, die aufgrund ihrer entspannten und wärmeren Abstimmung auch einen kleineren Raum aufspannen. Der Ananda erinnert mich an die Weite, die ich mit dem Sennheiser HD800S bereits wahrgenommen hatte. Der ist damals jedoch bei mir nicht so gut weg gekommen, da er mir mit einer unrealistisch weiten Bühne in Erinnerung geblieben ist. Der Ananda ist hier deutlich authentischer unterwegs, was mir schon in den ersten Hörminuten sehr gefallen hat.


6. Hifiman Ananda vs. …


Mr Speakers Ether2


Den Ether2 höre ich mittlerweile fast ausschließlich mit den Velour-Pads, denn mit ihnen klingt er ausgewogen und bringt seine Stärken am besten zur Geltung. Der Ether2 spielt eher neutral und unaufgeregt. Vielen ist das zu nüchtern. Ja, der Ether2 spielt nüchtern, dabei aber technisch auf sehr hohem Niveau. Er zieht keine Aufmerksamkeit auf Details durch Betonungen, sondern spielt absolut kontrolliert. Instrumente separiert er dabei wie kaum ein anderer Hörer. Auch das muss man mögen. Passend zum Design spielt er einfach schlicht, nüchtern und technisch perfekt auf. Der Ananda hingegen klingt deutlich angeregter. Das fängt im körperlichen Bass an und setzt sich in der Betonung der oberen Mitten und des Hochtons fort. Er klingt weiter und transparenter als der Ether2, vernachlässigt im Vergleich jedoch etwas den Grundton und die Mitten, ohne dass jedoch Informationen unterschlagen werden.

Der Ananda ist statt neutral und nüchtern sozusagen agil und umtriebiger abgestimmt. Mit dem Ananda bekommen sogar einige Studioaufnahmen einen gewissen Live-Charakter. Der Ether2 reproduziert alles möglichst so, wie es auch aufgenommen wurde. Beiden Kopfhörern würde ich in etwa dieselbe Zeit zugestehen, bis ich eine kurze Erholung benötige. Das liegt beim Ananda eher daran, dass er klanglich (im Positiven Sinn) fordert. Den Ether2 muss ich gelegentlich absetzen, um zu entlüften und meine Wangen etwas zu lockern.


Stax L700


Der Ananda und der L700 haben hinsichtlich Ohrfreiheit und Tragekomfort sehr viel gemeinsam. Hier sehe ich beide gleichauf, vielleicht sogar mit minimalen Vorteilen beim Stax L700, was aber absolut subjektiv zu sehen ist. Eventuell ist hier der fehlende Freiheitsgrad der Einstellung der Gehäuse am Kopf das entscheidende Moment.

Der klangliche Vergleich ringt mir am meisten ab. Hier sieht es so aus, dass mir tonal beide gefallen. Beide spielen frisch und leichtfüssig auf. Der Ananda ganz klar mit Vorteilen im Bereich der Basswiedergabe. Der L700 macht hier alles richtig, doch etwas mehr Spaß bringt da der Ananda. Auch hier gefällt mir dieser losgelöste Tiefbass des Ananda, den der L700 schlichtweg nicht bieten kann. Im Mittenbereich spielt der L700 als Elektrostat seine Stärke aus. Die Klangfarbe von Stimmen und Instrumenten ist mit dem L700 etwas kräftiger, dunkler möchte ich bewußt nicht schreiben. Der Stax spielt über den gesamten Frequenzbereich etwas ausgeglichener, was ihn insgesamt auch etwas neutraler erscheinen lässt, wenn ich zwischen ihm und den Ananda wechsle. Im Hochton ist der L700 ebenfalls etwas zurückhaltender, was jedoch in Balance zu seiner Basspräsentation steht.

Beide Kopfhörer sind sich grundsätzlich auf dem ersten Horch schon recht ähnlich. Die Unterschiede zeigen sich eher dann, wenn sie länger gehört werden. Den Ananda möchte ich als spaßig und analytisch einordnen, während der Stax L700 angeregt authentisch spielt. Der Stax spielt über lange Zeit einfach perfekt. Es gibt keine Nuancen, die mich auch nur unterschwellig stören. Mit dem Ananda sind 2-3 Stunden angeregtes Hören am Stück kein Problem. Dann aber brauche ich etwas Erholung vom absolut körperlichen Bass und vom je nach Lied auch teils sehr fordernden Hochton. Der Stax L700 bringt mich zu keiner Zeit an diese Grenzen und ist nicht nur ein genialer Allrounder sondern ihn vergesse ich bisweilen sogar.

Stax L700, MrSpeakers Ether2 & Hifiman Ananda im Vergleich


…Sundara


Zum Sundara kann ich es kurz machen. Der Sundara ist ein hervorragender Einstieg mit einer ähnlichen Abstimmung wie der Ananda. Jedoch klingt der Sundara ab und an angestrengt. Zudem ist er im Hochton etwas fordernder, hat aber nicht den plastischen Bass des Ananda und schon gar nicht diesen gewaltigen Tiefbass mit Subwoofer-Feeling. Wer zum Sundara einfach das Upgrade sucht bekommt mit dem Ananda den aus meiner Sicht in allen Belangen besseren Sundara. Das gilt nicht nur für den Klang, die Detaildarstellung, Auflösung usw., sondern auch was den Tragekomfort angeht. Hier ist der Sudara ohne mechanische Anpassung schon nach wenigen Minuten mit ungutem Druckgefühl unterwegs, nach der Anpassung ist er für 2 Stunden Dauernutzung gut. Dann brauchen Ohren und Kopfh eine Pause. Beim Ananda spielt der Tragekomfort in Sachen Begrenzung keine Rolle, hier möchten meine Ohren aber nach bis zu 3 Stunden etwas Entspannung.


…Focal Elex bzw. Clear


Der Elex/Clear spielt bereits sehr nahe an „neutral“, bringt jedoch einen kräftigen Bass mit und bietet sehr schöne Akzente im Hochton. Die Räumlichkeit bildet der Focal sehr angenehm realistisch ab, was Weite, Tiefe und Postitionierung von Instrumenten angeht. Einige sagen, besser geht es im Gesamtpaket nicht.

Der Ananda spielt im direkten Vergleich für mich und auch zu meiner Verwunderung etwas „frischer“ auf. Wechsele ich zwischen Hifiman und Focal hin und her, habe ich jedes Mal das Gefühl, als wenn ein zarter Schleier entfernt wird. Der Ananda hat gegenüber dem Elex/Clear einfach etwas mehr Energie im Bereich der oberen Mitten und des Hochtons und klingt einen Hauch „heller“. Im Bass sehe ich beide technisch auf Augenhöhe. Ähnlich dynamisch wie Elex und Clear bringt er jedoch mehr „Weite“ mit. Der Tiefbass wirkt, als käme er aus dem Raum um mich herum. Bei den Focalen ist das direkter und auch näher am Ohr zu orten. Möchte ich etwas relaxter und intimer hören, sind Focal Elex und Clear die Wahl. Möchte ich Details stärker erleben, dann ist der Hifiman Ananda die erste Wahl.

Ich sehe beide Kandidaten auf einem Level, jedoch spricht mich der Ananda derzeit einfach etwas mehr an als die Focal Kopfhörer. Dazu kommt, dass der Ananda einfach für mich den besseren Tragekomfort hat. Begründet durch den Anpressdruck des Focal, sehe ich seine Tragezeit ohne Unterbrechung bei maximal zwei Stunden, der Ananda ist aus der Sicht unkritisch.

7. Mini-Mod


Der Ananda hat eine Eigenart, die man sich zu Nutze machen kann. So spielt er im Tiefbass messbar locker bis 10Hz hinab, wenn der Seal optimal ist, siehe unten die schwarze Kurve der Messungen. Wenn er jedoch irgendwo nicht komplett anliegt, verliert er zwar wie üblich an Bass, doch hier reden wir von einem „Wegfall“ des Tiefbasses unter 40Hz, dafür wird der Bereich um 55Hz sogar noch um bis zu 4dB erhöht. Das entspricht einer etwa 30% höher wahrgenommene Lautstärke. Zugleich wird der Bereich zwischen 100Hz und 1kHz um nahezu konstant 1dB gesenkt. Dadurch wird der Bass m unteren Bereich weiter verstärkt, so dass insgesamt der Bassbereich um bis zu 50-60% lauter wahrgenommen wird

Das Verhalten ist ungewöhnlich, doch aus meiner Sicht sogar gut zu Nutzen. Das habe ich bisher nur beim Test des RR1 Conquest von Kaldas Research ebenfalls feststellen können. Der Hersteller hat das dort sogar bewusst genutzt und im Gehäuse einen Schlitz eingebracht. Das ist beim Ananda nicht der Fall, doch wer möchte, kann so einen Effekt mit einem Mini-Mod erreichen.

Im Prinzip ist dieser Mod nichts Besonderes. Es genügt völlig, wenn das Polster hinter dem Ohr abgezogen wird, so dass nur eine Klammer nicht einrasten. Diese werden einfach auf dem Plastikring abgesetzt und geparkt und schon hat man einen ausreichenden Luftschlitz, um den Bereich zwischen 40-80Hz bereits deutlich hörbar anzuheben und den Bereich bis 1kHz zugelich etwas zu senken, siehe unten blaue Kurve. Der Klangcharakter insgesamt wird damit nicht geändert doch im Bass wird der Ananda somit noch eindrucksvoller. Wer das mag, hat so einen einfachst reversiblen Mod, um den Bass um etwa 20% kräftiger wahr zu nehmen. Am auffälligsten ist jedoch die Wahrnehmung, dass der Bass dynamischer ist und etwas mehr „kickt“. Mir persönlich gefällt der Ananda so noch etwas besser.


Mini-Mod: Mehr Tiefbass durch nicht eingerastete Klammer



Hebt man das Pad unter dem Ohr gänzlich vom Kopf ab, was etwa dem Schlitz beim oben gannten RR1 Conquest entspricht, erhält man eine Bassbetonung hoch bis 120Hz, die leichte Verminderung bis 1kHz und zudem einen deutlichen High-Shelf-Abfall ab 2kHz, siehe unten die rote Kurve im Messprotokoll. Der Ananda klingt damit dann erheblich dunkler und bietet nicht mehr den Charakter, der ihn ausmacht. Das ist für mich zu viel Veränderung. Der Ananda klingt für mich so einfach „beliebig“. Also aufpassen beim Aufsetzen. Wer beim Ananda keinen ausreichenden Seal bekommt, der wird den nicht so hören, wie es von Hifiman gedacht ist!



8. Fazit


Wer einen Kopfhörer sucht, der absolute Ohrfreiheit auch für große Ohren bietet, der ist beim Hifiman Ananda richtig. Das gleiche gilt, wenn der Klang authentisch frisch sein soll. Wer zudem auf ein Erlebnis ähnlich Ultra-Nahfeldmonitore Lust hat, der findet dieses mit dem Hifiman Ananda.

Für mich ist dieser Kopfhörer zwei Jahre nach seiner Veröffentlichung tatsächlich eine späte Überraschung. Ohne audiophiles Netzwerk und persönlichem Austausch mit anderen Kopfhörerbegeisterten wäre der Ananda komplett an mir vorbeigegangen. Auch wenn ich den Ether2 besitze, der für mich immer noch jedes Mal ein Fest ist, wenn ich mit ihm höre, oder ob es Focal Kopfhörer sind, die mich mit ihrer unvergleichlichen, dynamischen Spielfreude begeistern oder ob mein Stax L700 mich schon mit den ersten Tönen in Tagträume versetzen kann, der Hifiman Ananda spielt mit diesen Ausnahmekopfhörern ganz auf Augenhöhe. Der Ananda ersetzt keinen dieser Kopfhörer, alle haben ihre einzigartigen Eigenschaften.

Neben dem absolut tollen Klang ist beim Ananda vor allem der Preis beachtlich. Wenn ich jetzt noch die 999€ (UVP) gegen das Gebotene spiegele, ist der Ananda ein Preis-/Leistungs-Hammer. Bekommt man ihn 2. Hand für um 700€, dann ist der Ananda der Audiophil-Schnapper. Objektiv steht er ganz oben auf dem von mir skizzierten Preis-Leistungs-Treppchen. Gleichauf mit ihm ist dann nur der Focal Elex, der auf dem deutschen Markt allerdings offiziell nicht erhältlich ist, allenfalls vereinzelt als Gebrauchtgerät.

Unterm Strich kann ich guten Gewissens den Hifiman Ananda ausnahmslos für alle empfehlen, die zu allererst einen ausreichend großen Kopf haben und hinsichtlich Design & Konstruktion kein High-End erwarten. Reproduktionstechnisch kann ich dem Ananda nichts anlasten und klanglich entscheidet der persönliche Geschmack. Wer sich in meinen Beschreibungen wiederfindet, wird mit dem Ananda viele tolle Hörstunden verbringen können.




9. Bewertung


  • 96%
    Tiefbass - 96%
  • 96%
    Bass - 96%
  • 94%
    Mitten / Stimmen - 94%
  • 94%
    Mitten / Instrumente - 94%
  • 96%
    Obere Mitten - 96%
  • 98%
    Brillanz / Hochton - 98%
  • 96%
    Auflösung / Transparenz - 96%
  • 96%
    Räumlichkeit / Separation - 96%
  • 96%
    Dynamik - 96%
  • 92%
    Design - 92%
  • 96%
    Verarbeitung - 96%
  • 80%
    Konstruktion - 80%
  • 94%
    Tragekomfort - 94%
  • 98%
    Preis / Leistung - 98%
94.4%

Klangfreund"M"

Klangfreund"M"

gelernter Radio- und Fernsehtechniker und ein Klangfreund mit Leidenschaft zu Kopfhörern, DAPs und sonstigen Miniklangwundern; liebt eine ordentliche Reproduktion satter Bässe, ausgewogene Wiedergabe von Stimmen und Instrumenten, entspannter Hochton mit akzentuierter Brillanz, kurz TP-Signatur; OverEar-Lineup: Dan Clar Audio Expanse, Meze Empyrean 2, Hifiman HE1000SE, HEDDphone 2, Hifiman Audivina, Dan Clar Audio E3; InEar-Lineup: Headphone Company Zeitgeist Blue, Sennheiser IE600, iBasso iT07; Dauerhaft eingesetzte DAPs: Cayin N8ii, iBasso DX320 Max TI; Kopfhörerverstärker im Bestand: Cayin HA-3A, RME ADI 2/4 Pro SE, ifi Audio GO Bar