Beyerdynamic Xelento II Remote im Test – Absoluter Traumklang zum Geniessen

Die IEMs der Xelento-Reihe von Beyerdynamic erhalten nun mit dem Xelento II Remote und dem Xelento II Wireless ihre Nachfolger. Der Xelento II Remote ist hier bei mir im Test und darf zeigen, was er als kabelgebundener Flaggschiff-Kopfhörer auch im Vergleich zu meinen Favoriten drauf hat…


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Der Xelento II Remote wurde mir von Beyerdynamic für diesen Test leihweise zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!



Vorwort


Wer sich mit Kopfhörern beschäftigt, wird irgendwann – wahrscheinlich früher als später – auf Beyerdynamic stossen. Seit Jahrzehnten bietet das Traditionsunternehmen top Lösungen in Sachen Klang für Profis und Hifi-Freunde an. Mit der Xelento-Reihe sind hochwertige IEM-Kopfhörer mit sehr kleinen Gehäusen verfügbar, für welche kein Ohr zu klein sein dürfte. Und genauso wie bei den OverEar-Kopfhörern liefert Beyerdynamic seine Flaggschiff-Produkte zu einem sehr fairen Preis, verglichen mit so manch anderem Hersteller individueller Beschallungslösungen.

Mit 999,-€ ist der Xelento II Remote zwar nicht im preislichen Einsteigerbereich platziert, doch im High-End ist er mit dem Preis ein absoluter Hit! Das darf ich an dieser Stelle bereits vorweg nehmen…


Verpackung & Lieferumfang


Die Präsentation des Xelento II Remote ist gelungen. Die für einen IEM recht große Verpackung zeigt auf der Front ein Foto des Xelento II Remote ebenso wie ein paart Key-Features des Produktes in Form von Pictogrammen während auf der Rückseite Angaben zum Lieferumfang und technischen Daten zu finden sind.

Nach dem Abziehen dieser Außenhülle erwartet mich ein Box mit einem zweiteiligem Deckel, dessen eine Hälfte von links nach rechts und die andere entgegengesetzt geöffnet wird. Das hat schon eine gewisse Premium-Haptik beim Auspacken. So geöffnet sind zunächst nur die beiden hochglanzpolierten Gehäuse zu sehen. Die Präsentationsebene lässt sich herausnehmen. Darunter kommt zunächst noch ein Zwischeneinleger zur Aufrechterhaltung des Spannungsbogen zum Vorschein. Nach dessen Entfernen fällt der Blick auf die luxuriöse und magnetisch verschliessende Aufbewahrungsbox, die zwei MMCX-Kabel sowie das umfangreiche Zip-Set. Ein Säuberungstuch, Kabelklemmen und austauschbarer Cerumenschützer sowie die obligatorischen Dokumente zum Produkt werden ebenfalls mitgeliefert.

Das Case ist allerdings allein für den kabelgebundenen Xelento II schon etwas sehr groß, bietet aber genau den Platz, die das Nackenband des Xelento II Wireless benötigt. Möglicherweise gibt es das in Zukunft separat als Ersatzteil zu erwerben, dann ließe sich der Xelento II Remote einfach zum Wireless upgrade. Zumindest für die erste Generation ist das „Wireless-Kabel“ auch einzeln im Shop von Beyerdynamic zu erwerben.


Hier der Lieferumfang des Xelento II Remote im Detail

  • Ein paar XELENTO (2. Generation) Ohrhörer
  • Kabel 4,4mm, 5-poliger Klinkenstecker (Pentaconn)
  • Kabel 3,5mm, 4-polger Klinkenstecker mit Fernbedienung
  • Silikon-Ohrpasstücke in sieben Größen (XS, S, M, L, XL, XXL, XXXL)
  • Ohrpasstücke aus Comply TM-Memory-Foam, Serie Tx-500, in drei Größen
  • hochwertiges Hardcase
  • Microvelour-Reinigungstuch
  • Zwei Kabel-Befestigungsklemmen
  • Auswechselbare Cerumenschützer
  • Quick Start Guide
  • Compliance Broschüre
  • Echtheitszertifikat




Technische Daten

  • Schallwandler : 1-Wege, dynamisch (TESLA.11)
  • Frequenzgang : 10 – 50.000 Hz
  • Akustische Bauweise : geschlossen
  • Nennimpedanz : 16 Ohm
  • Kennschalldruckpegel : 114 dB SPL bei 1 mW
  • Nennbelastbarkeit : 200 mW
  • Max. Grenzschalldruckpegel: 134 dB SPL
  • Klirrfaktor : < 0,02 % bei 1 kHz
  • Steckverbindung an den Ohrhörern : MMCX, abnehmbar
  • Kabel : 1,30 m, versilbertes Kupfer, 3,5 mm Klinke mit Fernbedienung und 4,4 mm Klinke, symmetrisch (Pentaconn)
  • Zertifizierung : Hi-Res Audio
  • Schweiß- und Wasserbeständigkeit : Ja (IPX4)


Die aufgeführten Informationen wurden aus einem digitalen Informationsdatenblatt zum Beyerdynamic Xelento II Remote übernommen. Ohne Gewähr.



Design & Verarbeitung


Die Gehäuse der Xelento II Remote gehören mit zu den kleinsten Vertretern auf dem Markt. Sie erinnern in ihrer Form an ein Tetraeder jedoch hier mit maximal abgerundeten Ecken und Kanten. Zum einen ist das hinsichtlich des Designs hervorragend und kommt zum anderen auch dem Tragekomfort zugute. Auf den hochglänzenden Außenflächen wurde Beyerdynamic-Schriftzug und -Logo mittels 24k Gold aufgebracht.

Die Verarbeitung der Gehäuse ist einwandfrei. Ich finde weder konstruktive noch fertigungsbedingte „Unschönheiten“. Mit den Xelento II Remote wird ein sehr edel anmutender IEM in einhundertprozentiger Fertigungsqualität angeboten.


Tragekomfort


Bedingt durch den kleinen Formfaktor und der intelligenten Gehäuseform schmiegen sich die Gehäuse des Xelento II sanft an die Hörmuschel an. Stundenlanges Tragen ist für mich kein Problem. Selbst wenn ich im Liegen mit den Xelento II höre, kann ich mich problemlos auf die Seite drehen, ohne dass die Gehäuse drücken und ohne dass sie weiter in den Gehörgang gedrückt werden, mein Klangempfinden bleibt dabei gleich. Super!


· Kleine Kritik – Kabelführung


Einen kleinen Nachteil, den ich nicht unerwähnt lassen möchte, gibt es allerdings dann doch. Dadurch, dass die Gehäuse so klein und die MMCX-Stecker des Kabel abgewinkelt sind, ragt das Kabel nicht hoch genug, damit ich es über mein Ohr legen kann. Das Kabel ragt quasi in den Oberen Teils meiner Ohrmuschel hinein. Für große Ohren mit relativ tief sitzenden Gehörgangseingang ist die Geometrie der Kabelführung nicht optimal.

Für mich gibt es eine einfache Lösung. Ich drehe die Stecker um 180 Grad und so zeigen sie schräg nach vorne und oben. Dann lassen sie die Kabel problemlos über mein Ohr legen. Da die Kabel aber eine Kurve dafür machen müssen, gibt es einen leichten Zug nach vorne und die Fixierung über dem Ohr ist nicht optimal. Wenn ich unterwegs bin, muss ich mir die Kabel unter dem Kopf etwas zusammen ziehen, damit auch beim Gehen die Kabel nicht über meine Ohren rutschen. Nutze ich Kabel aus meinem Bestand, welche gerade Stecker haben, gibt es dieses kleine Problem nicht.

Als sinnvolle Option für die Zukunft würde ich mir wünschen, Kabel für den Xelento II von Beyerdynamic mit gerade verlaufendem MMCX-Stecker erhalten zu können, was dieses Problem auf einfache Weise lösen würde.



Externe Playlisten – Qobuz & Spotify


Ich habe in einigen Playlists Musik zusammengestellt, mit welchen sich Eigenschaften von Kopfhörern besonders gut heraushören lassen. Am besten Du hörst Dich selbst durch meine Playlisten durch.


Mit den folgenden Links gelangst du direkt zu den Anbietern. Es handelt sich um keine Affiliate-Links. Hast du bei den Streaming-Diensten kein angemeldetes Konto, kannst du jeweils knapp 30 Sekunden in die Songs reinhören. Eine Verpflichtung zu Anmeldung besteht dafür natürlich nicht.




Der folgende Link führt Dich zur Miniklangwunder-Spotify-Playliste und mit Klick auf die unten aufgeführten Banner gelangst du zu den Miniklangwunder-Qobuz-Playlisten. Diese werden sogar von Qobuz direkt unterstützt. Qobuz hat sie unter der Rubrik „Events & Medien“ veröffentlicht. 🙂



Wer also maximal audiophiles Streaming nutzen möchte, klickt sich einfach zur Qobuz-Playliste von Miniklangwunder.

https://open.qobuz.com/playlist/4070201



Tesla-Treiber


Spätestens mit den hauseigenen „Tesla-Treibern“, ist Beyerdynamic ein ordentlicher Schritt in Sachen Klangreproduktion gelungen. Die effizienteren Treiber lösen nicht nur besser auf und präsentieren saubere Mitten, sondern liefern auch im Bassbereich einen Zugewinn an Dynamik und Druck. Dafür verantwortlich ist die Entwicklung eines dynamischen Treibers, der gegenüber den herkömmlich eingesetzten Treibern über die doppelte magnetische Flußdichte verfügt. Genau das sorgt dafür, dass mehr Potential in Sachen Beschleunigung und Präzision möglich ist, bei Verwendung entsprechend hochwertiger Materialien und zugleich geringerem Energie-Einsatz.

Über die Jahre hat es Beyerdynamic geschafft, diese Technologie immer weiter zu verkleinern. So sind „Tesla-Treiber“ mittlerweile in allen höheren Kopfhörerklassen zu finden, egal ob OverEar oder IEM.

So sind auch in der Xelento-Serie „Tesla-Treiber“ im Kleinstformat integriert und zeigen, was mit einem rein dynamischen InEar-Kopfhörer möglich ist…


Klang


Gleich vorweg ist zu sagen, dass die passive Dämpfung mit den Xelento Tips mustergültig ist. Mit den Xelento II Remote im Ohr stelle ich die Frage in den Raum: „Wofür braucht es eigentlich ANC?“

Ich erinnere mich, dass der erste Xelento Remote mich nicht so abgeholt hat wie nun der Xelento II Remote. Überwiegend lag das an der Präsentation der Mitten, welche der Dynamiker nun für mich absolut stimmig in seine Gesamtabstimmung einbringt. Der Xelento II Remote spielt schön warm mit einem fast schon spektakulär drückendem Bass, einer unmaskierten Mittenpräsenz und einem feinseidigem Hochton mit präziser Detailzeichnung.

Was das alles genau bedeutet, habe ich versucht, hier anhand einiger Beispiele im Detail heraus zu arbeiten. Wie immer nutze ich dafür die Songs meiner Playlisten. Insbesondere für dieses Review habe ich den Xelento II Remote mit hochgradigen DAPs betrieben. Im schon gehobenen Preissegment durften der iBasso DX240 und der DX320 herhalten. Meine persönliche Referenz, der Cayin N8ii, hat alles aus dem Beyerdynamic herausgeholt und auch der Hiby RS8 Titan zeigt als reiner R2R-DAP, was mit den Miniatur-Tesla-Treibern möglich ist. Auch via Röhre am Cayin HA-3A klingt der Beyerdynamic unglaublich gut.

Um in den vollen Klanggenuss zu kommen, bietet es sich an, den Xelento II einfach ein bis zwei Nächte mit ordentlicher Lautstärke am DAP spielen zu lassen. Für mein Wahrnehmung spielt er danach insgesamt etwas präziser und „schneller“. Die Kontur gewinnt an Schärfe und im Hochton entfaltet er sich etwas. Der Unterschied ist in etwa qualitativ so zu bewerten wie ein Wechsel zwischen DAC Filtern. Bei kritischen Liedern kann das durchaus das Zünglein an der Waage sein, den Eindruck zu haben, dass alle Details vorhanden sind oder dass vielleicht doch etwas fehlt.



Bass


Bass kann der Xelento II Remote, da gibt es keinen Zweifel dran. Er trägt nicht zu dick auf und ist keine Basswumme, doch er bietet einen Druck, der aus dem tiefsten Basskeller kommt und gleichzeitig bringt er auch einen sehr schön punchigen Oberbass mit. Der Übergang zu den Mitten ist für mich nahezu perfekt ausbalanciert. Nicht ein einziges Mal habe ich Überschattungen in den Gesang hinein wahrgenommen. Insbesondere bei meiner persönlich optimalen Abstimmung, bei der die Mitten leicht abgemildert sin sollten, kann genau das schnell passieren, nicht aber mit dem Xelento II.

Da er insgesamt recht warm abgestimmt ist, hat er es noch einmal schwerer, über die verschiedenen Musikrichtungen weder irgendwo zu wenig Klanginformation oder gar zu viel zu bieten. Anfangs dachte ich, dass er bei kräftig abgestimmten Stücken eher überfordern könnte.


· Klangbeispiele


Bei „Zuckerwatte“ von Oliver Koletzki (in meiner Electronic Playlist bei Qobuz) wird der Beat von einer druckvollen Bassline bestimmt, bei der Anteile im Tiefbassbereich leicht mitschwingen, was dem Bass eine krasse Präsenz verleiht. Trotzdem ist er stets klar zum Gesang abgegrenzt.

Ebenso bei „Juno“ von Wordcolour, dort schiebt ein Bass über das ganze Lied hindurch einen Bassdruck, der stellenweise drastisch in den Tiefbass hinab geht. Der Xelento II bleibt dabei souverän und ich empfinde den Druck dabei als sehr homogen. Es gibt genug Kopfhörer, die im Tiefbass soviel Energie „verlieren“, dass ich dann speziell in diesem Track die Wahrnehmung habe, als ob die Lautstärke schwankt. Dem ist nicht so, wie der Xelento II beweist.

Im klassischen Bereich, den ich eher selten höre, fühle ich mich live in die Kirche versetzt, in der „Toccata and Fugue in D Minor“ von Johan Sebastian Bach aufgenommen wurde. Dieser is in meiner Qobuz-Klassik-Playlist zu finden. Die tiefsten Orgelpfeifen verleihen mir da geradezu Gänsehaut, da sie für mich absolut authentisch abgebildet werden. Auch alles andere passt hier nahezu perfekt, doch hier geht es ja in erster Linie um den Bassbereich und diesen hallenden Klang im Kirschenschiff so zu hören, klappt nur sehr selten mit Kopfhörern und noch weniger mit IEMs.

Bei „Through the never“ von Metallica kommt es weniger auf den Tiefbass an, dafür umso mehr auf die Präzision und den Druck der Bassdrum. Auch das passt, da schwindelt der Xelento II nichts hinzu, wie es die bereits genannten Basswummen gern machen und so gepflegte Metal-Songs auch gern einmal entstellen.


Mitten


Wie schon geschrieben, mag ich es, wenn die Mitten nicht zu prägnant sind und Stimmen nicht zu herausgearbeitet werden. Das macht der Xelento II einwandfrei. Diesem Bereich wird gerade so viel Aufmerksamkeit gegeben, dass die Musik gut durchhörbar, ohne dass mir Gesang aber auch betonte Klavierpassagen zu penetrant werden. Insbesondere im Mittenbereich sollte es auch nur dann „Druck“ geben, wenn das vom Song auch so gewollt ist. In dieser Disziplin erlebe ich sonst oft Gegensätze, entweder dass Sänger:innen mich entweder immer irgendwie anschreien oder nie so richtig in Fahrt kommen.

Mit dem Xelento II ist das egal, ob die dunkle doch zugleich größtenteils wenig druckvolle Stimme von Leonard Cohen oder eher die eindringlichen fast schon fiepsigen Klänge einer Annett Louisan reproduziert werden. Der Xelento II liefert für mich immer in der richtigen Dosierung ab.


· Klangbeispiele


Bei „Halleluhja“ von Leonard Cohens Album „Songs from the road“ kehrt jede Zuhörer:in eine gewisser Weise in sich ein, wobei mit dem Xelento II auch tiefe Emotionen angesprochen werden. Während der Bass warm untermalt, „erzählt“ Leonard Cohen seine Geschichte, um dann gemeinsam mit dem Chor aus dem Hintergrund heraus in einem fast schon sakralem „Halleluhja“ einzustimmen. Einfach toll!

„Stark“ ist auch Annett Loisans Stimme im gleichnamigen Song. Der Xelento II gibt das kraftvolle Mastering perfekt wieder. Annett Lousian setzt sich mit ihrer ganz eigenen Stimme gut hörbar durch und erhält den Fokus, ohne dass hier ihre Stimme irgendwie gepusht werden muss. Der Xelento II öleistet hier auch ganze Arbeit. Auch wenn zum Ende des Songs immer mehr los ist, bleibt der Song stets kontrolliert und überfordert mich nicht.

Einer meiner Favoriten-Songs, bei dem es mit der Stimme unbedingt passen muss, ist von Fink mit „Trouble’s what you’re in“. Live auf der Bühne mit dem entsprechenden Hall-Anteil muss hier die Stimme stets sofort „da sein“. Trotzdem darf auch die Akustik-Gitarre nicht zu kurz kommen. Die Saiten klingen klar und sanft während die Percussion-Anteile den nötigen Druck mitbringen. Hier die Balance zu halten gelingt dem Xelento II einwandfrei. Weder die Stimme noch die Gitarre laufen sich gegenseitig den Rang ab.


Höhen


Ich werde später noch konkreter mit anderen IEMs vergleichen, doch im Vergleich zum Sennheiser IE 900 ist der Beyerdynamic mit deutlich weniger Energie im Hochton unterwegs. Das wird sicherlich nicht jeder Hörer:in passen, beispielsweise bei eingeschränktem Hörvermögen im Hochton, das sich gern „unbemerkt“ im Alltag mit zunehmenden Alter einschleicht. Davon aber einmal abgesehen, gibt der Beyerdynamic Xelento II feinste Details wohldosiert wieder. Bin ich ausgeruht und entspannt, dann ist mir ein Zuviel an Hochton nicht angenehm und oft empfinde ich auch einen IE 900 dann als etwas zu anstrengend und analytisch, auch wenn ich ihn für einen der besten dynamischen IEMs halte.

Der Xelento II geht da andere Wege. Er ist warm abgestimmt und spielt hinsichtlich der Klangdetails dennoch sehr ausgewogen. Gerade was den Hochton angeht, ist er ein IEM zum Zuhören und mit dem man ganz in die Musik eintauchen und sich dort entspannt verlieren kann. Keine akustischen Nadelspitzen, die mir in Ohr stechen.


· Klangbeispiele


Sehr schön zeigt sich natürlich die gelassene Präsentation bei Songs mit ausgeprägtem Hochton. Ein Vertreter ist „Fat Roller“ von Boris Blank. Dieser Song klingt mit vielen Kopfhörern sehr hell, oft auch schon grell. Zum einen ist der Bassbereich nicht sonderlich ausgeprägt und zum anderen ist viel in den oberen Mitten und dem Hochton los. Dem Xelento II gelingt es aber eine gewisse Balance herzustellen, ohne dass der helle Charakter der Abmischung verloren geht. Dennoch bekommt der Song mehr Fülle und wird für mich mitreißender.

Ein genau entgegengesetztes Beispiel ist „Butterfly“ von Bruno Müller. Der Song ist bereits sehr ruhig abgemischt und setzt Akzente in den oberen Mitten und im Hochton sehr zaghaft ein. Einmal eingetaucht in die Musik fehlen hier keine Details, auch wenn sie mit dem Xelento II sehr feinsinnig ausfallen. Mit der Wireless-Variante würde ich hier wahrscheinlich dennoch einen Hauch mehr an Hochton über die App dazugeben, einfach um in Songs wie diesen die Akzente ein klein wenig „ohrenscheinlicher“ zu haben.


Räumlichkeit


Möglicherweise liegt es an meinem Gehör, doch mit IEMs und selbst welchen mit einem Signalprozessor davor hält sich die Räumliche Darstellung bei mir stets an Grenzen. So wie ich mit einem OverEar-Kopfhörer höre, zu erwähnen ist da allen voran der Sennheiser HD800s – quasi der Räumlichkleits Champion -, ist mir das mit InEar-Kopfhörern noch nicht begegnet. Auch mit dem Xelento II Remote ist das nicht anders, Wunder bewirkt er an der Stelle auch nicht. 😉

Allerdings hebt er sich angenehm von der Masse ab und schafft es auch bei entsprechenden Live-Aufnahmen diesen Ich-Bin-Mittendrin-Eindruck zu erzeugen. Trotzdem bleiben Räumlichkeit und Bühne angenehm intim. Das passt aber auch wieder zu seiner tonal warmen Abstimmung. Durch seine absolute präzise Spielweise erzeugt der Xelento II eine so gute Separation von Instrumenten, dass diese sehr gut voneinander getrennt zu orten sind. Das gibt dann genau diese bereits angesprochene Durchhörbarkeit mit passender Breite und Tiefe.

Mir fällt da ein Vergleich ein, der sicher verwundern wird… deshalb hebe ich den für später auf.


Xelento-Tips vs. normale Silikon-Tipps


In meinen Berichten zu IEMs betrachte ich stets die Tips mit besonderem Augenmerk, denn die meisten Standard-Tips wollen bei mir nicht gut sitzen. Da weiche ich dann immer auf die Tips von Beyerdynamic aus, mit ihrer langgestreckten Form. Für mich sind die Xelento-Silikone alternativlos. Ich nutze sie mit nahezu jedem InEar Kopfhörer. Durch ihre Form sind sie leider bei einigen TWS nicht nutzbar, da dann die Ladecases oft nicht mehr geschlossen werden können.

Klanglich kommen mir persönlich die Tips auch entgegen, da die Position der IEMs im Gehörgang sich deutlich unterscheidet zu den üblichen Tips. Da die Länge des Gehörganges damit etwas länger wird, verschiebt sich ein wenig die Frequenz der eigenen Gehörgangresonanz so, dass mit den meisten Abstimmungen weniger resonante Schärfen entstehen. Das ist natürlich hoch individuell und hier bedeutet das einfach ausprobieren.

Die Xelento-Tips waren und sind für mich immer erste Wahl!

Beyerdnamic Xelento II Remote und Sennheiser IE 900 an der ifi audio GO Bar



Klangvergleich Xelento II mit…


· Sennheiser IE 900


Der Sennheiser IE 900 ist ebenfalls ein IEM mit nur einem dynamischen Treiber und in seiner Abstimmung deutlich betonter im Hochton. Die Qualität der Klangreproduktion ist sowohl beim IE 900 als auch beim Xelento II technisch einwandfrei. Keinerlei Verzerrungen und auch keine Übersteuerungen der Treiber selbst bei hoher Lautstärke. Was die Bassqualität angeht, spielen beide auf sehr hohen Niveau. Während der Sennheiser insbesondere im Tiefbass noch etwas mehr betont, spielt der Xelento II über den gesamten Bassbereich homogener. Das lässt ihn neben der geringeren Betonungen im Hochtonbereich etwas wärmer klingen.

Beide haben zurecht Flaggschiff-Status. Der Sennheiser IE 900 dröselt alles analytisch auf während der Beyerdynamic den deutlich gelasseneren Weg nimmt. Den IE 900 höre ich für gewöhnlich lieber etwas leiser, da er mit seiner „Loudness“-Abstimmung dort für mich besser passt. Mit dem Xelento II sind aber Zimmerlautstärke und auch deutlich höher auch kein Problem, da spielt er sogar seine Stärke der wärmeren Abstimmung aus.


· iBasso iT07


Im Vergleich mit dem hybriden iBasso IT07, der einen dynamischen Treiber für den Bassbereich und Balanced Armatur-Treiber für Mitten und Hochton mitbringt, sind die Unterschiede nicht einmal sehr groß. Auch wenn der iT07 bereits etwas länger auf dem Markt ist, ist er immer noch ein absolut großartiger IEM und auch heute noch das Flaggschiff von iBasso. Die Gehäuse etwas größer und nur mit den Xelento-Tips für mich gut tragbar, ist er im Formfaktor schon deutlich größer.

Der IT07 spielt in den oberen Mitten und im Hochton etwas heller, durch die BA-Treiber allerdings mit einem für BAs typischen, leicht „metallischem“ Klang. Was den Bass angeht, ist der IT07 nicht ganz so voll, doch ebenso prägnant und konturiert wie der des Xelento II. Der iT07 spielt ähnlich räumlich wie der Xelento II.


· Dan Clark Audio Expanse


Beim Hören mit dem Xelento II Remote hatte ich ein kleines Dejavu. Wie ich geschrieben hatte, klingt er trotz seiner warmen Abstimmung und der eher zurückhaltenden Höhen sehr präzise und klar. Genau das erlebe ich mit dem DCA Expanse.

Auch wenn es sich hier um einen OverEar-Kopfhörer handelt, zeigen beide bei einer eher zurückhaltenden Abstimmung, wie präzise und nahezu ohne Verzerrungen die Klangsysteme den Klang reproduzieren. Tonal sind sie schon durchaus unterschiedlich, was ich nicht weiter bewerte, da mit beide Abstimmungen gefallen. Der Xelento II weiterhin deutlich wärmer und kräftiger im Bass während der Expanse einfach heller spielt.

Nicht, dass hier ein falscher Eindruck entsteht. Allein OverEar und IEM sind gar nicht direkt miteinander vergleichbar. Mir geht es vielmehr einen adequaten Vergleich zu finden, mit welcher Abgrenzung der Xelento II spielt und es so schafft trotz seiner warmen Abstimmung einen sehr schöne Bühne zu erzeugen. Das ist mir so zuletzt mit dem DCA Expanse aufgefallen. Besitzer des Expanse brauchen keine Angst zu haben, insgesamt spielt der in einer ganz anderen Liga. 😉


v.l.n.r. Sennheiser IE 900, Beyerdynamic Xelento II, iBasso iT07


Zuspieler


Da der Beyerdynamic Xelento II Remote sehr leicht anzutreiben ist, reicht schon eine ifi audio GO Bar oder ein GO Blu aus. Mit beiden klingt er schon sehr gut. An einem iBasso DX240 oder DX320 spielt er noch etwas präziser. Die High-End-DAPs Hiby RS8 oder der Cayin N8ii bringen da keine weiteren Vorteile, außer natürlich ihre eigenen Möglichkeiten der Klangbeeinflussung. And der Röhre des N8ii im P+ Modus gefällt mir der Xelento II allerdings am besten. Da spielt er mit einer leichten Betonung der Mitten und klingt sehr frisch und trotzdem gelassen. Ich liebe einfach den P+ Modus. 😎

Stationär habe ich den Xelento II am Cayin HA-3A betrieben, was ich allerdings nicht unbedingt empfehlen möchte, denn der Cayin bringt seinerseits selbst eine geringe Betonung im Bass mit und spielt in den Höhen ebenfalls sehr gelassen. In Verbindung mit der Abstimmung des Xelento II Remote ist mir das am Ende dann doch eine Spur zu warm.

Unterm Strich ist der Xelento II ein perfekter DAP- oder Kabel-Dongel-IEM.

Beyerdynamic Xelento II Remote am Hiby RS8 DAP



Fazit


Der Xelento II Remote ist der kabelgebundene IEM mit den kleinsten Gehäuseabmessungen und der wärmsten Abstimmung unter denen, die ich in diesem Jahr getestet habe. Die bewährten Xelento-Tips, die ich seit geraumer Zeit mit fast allen meinen IEMs nutze und die ich in nahezu jedem Review bewerbe, sind hier noch einmal verbessert worden und bieten selbst bei mir einen noch besseren Sitz. Klanglich absolut stimmig und sehr entspannt zeigt der Xelento II Remote mit seinen High-End Tesla-Treibern trotzdem alle Details, was sich Mitbewerber oft mit einem Mehr an Betonungen besonders im Hochton erarbeiten. Zudem ist er vergleichsweise leicht anzutreiben und selbst an einfache DACs oder DAPs entfaltet er nahezu sein ganzes Potential.

Für mich ist er der Xelento II Remote DER InEar-Kopfhörer des Jahres 2022 zum Abschalten und Genießen. Unter vielen Top-Kandidaten setzt er in Sachen Tragekomfort und entspanntes Zuhören Maßstäbe. Auch mit zunehmender Lautstärke bleibt er stets souverän und zeigt, was die Tesla-Treiber leisten. Ein so entspanntes Hören selbst bei Disco-Lautstärke habe ich selten erlebt.

Wenn ich den Xelento II Remote in wenigen Worten zusammenfassend beschreiben möchte, dann denke ich mir nichts Neues aus, sondern kann nur wiederholen, was Beyerdynamic selbst über ihn sagt: „Ein absolut audiophiles Klang-Juwel!“


Bewertung

Beyerdynamic Xelento II Remote - Referenzklasse
Insgesamt
96.8%
96.8%
  • Tiefbass - 98%
    98%
  • Bass - 98%
    98%
  • Mitten / Stimmen - 98%
    98%
  • Mitten / Instrumente - 96%
    96%
  • Obere Mitten - 96%
    96%
  • Brillanz / Hochton - 94%
    94%
  • Auflösung / Transparenz - 96%
    96%
  • Räumlichkeit / Separation - 94%
    94%
  • Dynamik - 96%
    96%
  • Design - 100%
    100%
  • Verarbeitung - 100%
    100%
  • Konstruktion - 96%
    96%
  • Tragekomfort - 96%
    96%
Klangfreund"M"

Klangfreund"M"

gelernter Radio- und Fernsehtechniker und ein Klangfreund mit Leidenschaft zu Kopfhörern, DAPs und sonstigen Miniklangwundern; liebt eine ordentliche Reproduktion satter Bässe, ausgewogene Wiedergabe von Stimmen und Instrumenten, entspannter Hochton mit akzentuierter Brillanz, kurz TP-Signatur; OverEar-Lineup: Dan Clar Audio Expanse, Meze Empyrean 2, Hifiman HE1000SE, HEDDphone 2, Hifiman Audivina, Dan Clar Audio E3; InEar-Lineup: Headphone Company Zeitgeist Blue, Sennheiser IE600, iBasso iT07; Dauerhaft eingesetzte DAPs: Cayin N8ii, iBasso DX320 Max TI; Kopfhörerverstärker im Bestand: Cayin HA-3A, RME ADI 2/4 Pro SE, ifi Audio GO Bar