Stax SRM-D50 im Test – Elektrostatischer Kopfhörerverstärker nahe an der Perfektion

Nach längerer Stax-Pause hier auf Miniklangwunder habe ich mir den Stax SRM-D50 Kopfhörerverstärker in Ruhe vorgenommen. Wie er mit meinem Lambda L700 Pro zurecht kommt und wie er im Vergleich zum Audiovalve Solaris abschneidet, das erfährst du in diesem Artikel…


Kopfhörerverstärker – Stax SRM-D50


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Der SRM-D50 wurde mir leihweise von Audiotra.de für diesen Test zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!


Verpackung


Der Karton des SRM-D50 ist groß und schwer, selbst wenn der Kopfhörerverstärker bereits entnommen wurde. Schon hier hat Stax nichts dem Zufall überlassen und dem Kunden schwere Qualität an die Hand gegeben, die genau die richtige Erwartung an den Inhalt erzeugt. Im Inneren befindet sich der SRM-D50 gut geschützt und wirkt eher klein wenn man an die traditionellen Stax-Verstärker denkt. Ganz anders steht es um das Gewicht, denn hier wirkt der SRM-D50 beim Herausnehmen sofort doppelt und dreifach so schwer wie er aussieht.


Design & Verarbeitung


Der Stax SRM-D50 ist für seine Größe mit 19,2 x 6,7 x 26,8 cm und einem Volumen von fast 3,5L ein wahres Schwergewicht. Mit gut 4,5kg Gewicht entspricht er mit seiner Dichte einem Ziegelstein, sieht dabei jedoch deutlich besser aus und kann auch viel mehr. Jedenfalls dürfte sich im Gerät kaum noch Luft befinden. 😉
Schon beim Gehäuse angefangen präsentieren die Japaner mit dem SRM-D50 ein edles Schmuckstück statt der insbesondere in diesem Preisbereich eher zweckmässig gestalteten Quader-Gehäuse.
Die rund abgekantete Haube besteht aus silber eloxiertem Aluminium in einer Stärke von knapp 4mm. Wahnsinn! Das sieht nicht nur edel aus, sonder fasst sich auch unheimlich gut an. Wie ich bereits schrieb, absolut schwere Qualität.

Der Eindruck setzt sich an der Front fort, denn auch dort ist die massive Wandung durch eingebrachte Vertiefungen zu erkennen, die das edle Design unterstreichen. Neben dem analogen, runden Lautstärkeregler befindet sich ein VU-Meter aus der analogen Epoche und funktioniert genauso, wie ich es von meinen ersten Messgeräten als angehender Radio- und Fernsehtechniker vor einigen Dekaden noch kenne. Der SRM-D50 läuft bei mir trotz aller technischer Features, zu denen ich noch komme, unter Nostalgie pur.
Neben dem VU-Meter ist dann der Pro-Anschluss zu finden und ganz links lassen sich die Eingänge des SRM-D50 mittels Kippschalter wählen.

Anfangs dachte ich, „Warum wurde hier nicht auch ein rundes Element verwendet?“ Doch das wäre dann wahrscheinlich optisch zu „rund“ gewesen. In der gewöhnlichen Benutzung zeigt sich dann auch, dass die Bedienung des Kippschalters auch unkomplizierter von der Hand geht. Bei einem Drehknopf wäre beim Anfassen und der Drehbewegung immer irgendwie der Stecker des Kopfhörers im Weg. Mit dem Kippschalter drückt der Zeigefinger einfach kurz nach oben oder nach unten, das war es.


Auf der Rückseite sind alle für den Betrieb notwendigen Buchsen angeordnet. Die Stromzufuhr erfolgt über einen Kaltgerätestecker, die digitale Zuspielung über TOS-Link, Cinch für SPDif und über eine USB-Schnittstelle, per analogem Signal wird der SRM-50 ebenfalls via Cinch gefüttert. Anschlussmöglichkeiten für eine Weitergabe des vom DAC erzeugten analogen Signals ist leider nicht möglich. Wer Buchsen für ein Line-Out sucht, der sucht leider vergebens. Schade eigentlich. In der Generation Smartphone wäre zudem noch ein Bluetooth-Eingang wünschenswert. Ich jedenfalls sehe keine Unvereinbarkeit der traditionellen Stax-Technik mit „neuartiger“, kabelloser Zuspielung.

Als kleiner Workaround ist aber entweder der SRM-D50 via einem Bluetooth-Empfänger, den man am analogen Eingang anschließt, indirekt auch mit dem Smartphone nutzbar. Als BT-Empfänger braucht es aber auch einen Partner mit entsprechend hoher Übertragungsqualität. Hierfür eigenen sich zum Beispiel bestens der Fiio BTR5 – hier mein Video dazu auf Youtube – oder der Earstudio ES100 – hier ebenfalls auf Youtube zu sehen. Beide verfügen auch über LDAC und aptX und empfangen somit via Bluetooth das Signal nahezu verlustfrei und in Hifi-Qualität.

Unterm Strich ist der SRM-D50 Kopfhörerverstärker eine Bereicherung für jeden Stax-Kunden, denn er sieht nicht nur edel aus und setzt sich von den sonst im Design betagten Geschwistern ab, sondern bietet zudem mit dem integrierten USB-DAC die direkte Anbindung an moderne Computertechnik. Seine Verarbeitung ist zudem absolut hervorragend und auf höherem Niveau als ich den Eindruck beim SRM-353X hatte. Das mag sicherlich auch an der Zusammenstellung der Materialien liegen und an dem um Dekaden jüngerem Design.

Bleibt zu hoffen, dass es weitere Verstärker geben wird, die diesem Design folgen und Stax so zumindest hinsichtlich der Verstärker auch in modern eingerichteter Umgebung ankommt.


Technik


Hier zunächst auszugsweise eine tabellarische Zusammenfassung einiger technischer Daten. Vollständig zu finden sind alle verfügbaren Informationen bei Audiotra.de, Quellen siehe unten.

Modellbezeichnung:Stax SRM-D50
Kopfhörerausgang:1x STAX Buchse
Line-Ausgang:keiner
Line-Eingang:1x Stereo RCA (Cinch-Buchsen)
Digitaler Eingang:1x USB (Typ B Buchse), 1x digital koaxial (S/PDIF)
1x digital optisch (TOSlink®)
Farbe:Silber
Gewicht:4,5 kg
Abmessungen:Breite 192 Millimeter, Höhe 67 Millimeter, Tiefe 245 Millimeter
Betriebsspannung Hörer:580V/ DC
max. Ausgangsspannung:400Veff
Verstärkung:59dB
Frequenzgang:0 Hz – 40 kHz
Klirrfaktor:0,025%
Eingangsempfindlichkeit:130mV
Auflösung:32 Bit/384 kHz und DSD128 (USB), 24 Bit/192 kHz (Koax), 24 Bit/96 kHz (Optisch)
Wandler:Sabre ESSES9018
Bemerkung:Kompatibilität: Windows 7® oder neuer und Mac OS®
Quellen: Audiotra.deProduktbeschreibung, Produktinformationen als PDF



Schauen wir mal, was alles im SRM-D50 steckt, denn sein Gewicht kommt ja nicht von ungefähr. Die analoge Signalverstärkung erfolgt mittels eines Class-A Verstärkers, der mit ordentlichen Kühlkörpern bestückt ist, und das ist schon nach wenigen Minuten spürbar. Auch wenn das Gehäuse nach oben hin geschlossen ist, sollte niemand auf die Idee kommen, seinen mit Gummifüssen ausgestateten Kopfhörerständer auf ihn zu parken. Je nach Beschaffenheit werden die Gummis sehr weich, denn die Abwärme der Endstufe heizt das Gehäuse mächtig auf. Es besteht dabei keine Gefahr, dass man sich beim Anfassen verletzt, doch für weiche Materialien ist das dann eine Art „Niedertemperaturgaren“. 😉 Zudem sollte man nichts in direkter Nähe über dem Verstärker platzieren oder ihn etwa in eine schmale Nische zwängen. Das würde die Temperaturen im Inneren noch weiter in die Höhe treiben.

Als DAC ist ein ESS-SABRE9018 K2M Chipsatz integriert. Die Signalverarbeitun ist somit bis 32Bit/384kHz PCM und 5.6MHz DSD garantiert. Ob ESS od AK, beide Hersteller stehen für absolute Hifi-Qualität. Dem SRM-D50 kann ich mit dem L700 Pro als Kopfhörer bestätigen, dass der ESS-DAC absolut präzise Arbeit leistet. Zumindest kann ich mit meinen Ohren nichts hören, was ich irgendwie anders oder gar besser erwarten wollen würde.

Im Vergleich zum Audiovalve Solaris, der mit seinen 12kg schlichtweg ein astrein stationäres Gerät ist, ist der SRM-D50 doch schnell auch einmal umgestellt. Ein Immer-Dabei-Gerät ist er zwar nicht, doch mit seinen vergleichsweisen geringen Abmessungen und „nur“ 4,5kg ist er deutlich handlicher und ich kann den SRM-D50 auch mit meinem Notebook zusammen an verschiedenen Orten nutzen. Sein kompaktes Gehäuse und seine digitale Anbindung machen ihn zudem zum idealen Stax-Verstärker für jeden Schreibtisch.

von oben nach unten: Stax SR- L700 Pro, Stax SRM-D50, Stax SRM-D10, Audiovalve Solaris


Apropos „Immer-Dabei-Gerät“, an dieser Stelle darf ich verraten, dass gegen Fertigstellung dieses Artikels noch der SRM-D10 bei mir für einen Test angekommen ist. So viel jetzt schon: Stax goes mobile!


Klang Allgemein


Vor einiger Zeit hatte ich den Stax SRM-353X besessen, den ich im Bundle mit meinem L700 Pro erworben hatte. Ein tolles Gespann, doch auf der Audiovista 2019 hatte ich den L700 am Röhrenverstärker von Audiovalve gehört, was mir noch etwas besser gefiel, weil der L700 damit etwas wärmer spielte ohne dabei seine Akkuratesse abzulegen. Seit einiger Zeit nutze ich meinen L700 daher an eben diesem Gerät stationär. Am SRM-353X war der L700 ein stück analythischer unterwegs. Ich bevorzuge hingegen den etwas relaxteren Antrieb.

Der SRM-D50 interessiert mich optisch deutlich mehr als die sonst länglichen, quaderförmigen Geräte. Und da ihm eine gewisse wärmere Wiedergabe zugesprochen wird, was mich ebenfalls sehr interessiert, habe ich ihn nun hier als Testgerät. Und tatsächlich, im Vergleich zu meinem alltäglichen Setup, bedarf es, um den L700 anzutreiben wie ich es mag, nicht den dreifach teureren Audivalve Solaris. Der SRM-D50 – auch wenn kein Röhrengerät – haucht dem L700 eine ähnliche Wärme und Abrundung ein. Für mich absolut großes Kino.

abendliches Hör-Setup: Stax SRM-D50, Stax SR-L700 Pro

· Bass

Kenne ich den L700 sonst im Bass etwas schlanker, spielt er am SRM-D50 leicht druckvoller und betonter. Das ist zwar nur ein Hauch, doch gerade wenn ich mich durch meine Jazz-Stücke höre, ist das genau das Quäntchen, was einen Kontabass noch etwas lebendiger werden lässt.


· Mitten

Stimmen und Instrumente bildet der SRM-D50 zusammen mit dem L700 absolut souverän ab. Hier spielt der L700 so auf, weswegen ich mir ihn auch damals angeschafft habe. Absolut fantastisch. In den oberen Mitten ist diese Kombination wie auch it dem Solaris einfach absolut relaxed unterwegs, ohne dass ich es an Details vermisse.


· Hochton

Hier ist wahrscheinlich am Ende doch der deutlich hörbarste Unterschied zum SRM-353X, denn Becken von Schlagzeugen klingen für mich leicht abgemilderter und auch irgendwie richtiger, nicht so „blech-billig“. Hier spielen mein Solaris und der SRM-D50 absolut auf Augenhöhe. Absolut klasse.


· Darstellung

Die Bühne und die Räumlichkeit sind auch bei dieser Kombo einfach „stax“. Das ist es, nebend der absolut natürlichen Stimmwiedergabe, warum ich überhaupt zu Stax gekommen und auch dabei geblieben bin, wie wahrscheinlich so viele andere Staxianer auch.



Fazit


Stax ist eine Marke, mit der kann man eigentlich nichts falsch machen. Selbst das Einsteiger Set SRS-3100 – hier geht es zum Test – ist ein Upgrade zu vielen „konventionell angetriebenen“ Kopfhörern.

Ich kann nicht sagen, dass der SRM-D50 der beste Stax- Kopfhörerverstärkerist. Wahrscheinlich nicht, da gibt es noch eine Reihe möglicher Upgrades bis hin zum T8000. Doch im Vergleich mit allen anderen Stax-Verstärkern steht der SRM-D50 lange allein mit seinem integriertem DAC und seiner – ich möchte fast sagen – röhrenähnlicher QKlangqualität. Preis/Leistung sehe ich den SRM-D50 ganz klar auf Platz 1 und hinsichtlich Klang kommt er auch an den SRM-006tS heran.

Der SRM-D50 ist trotz kleiner Kritik für 1.350€ meine Empfehlung in Hinblick auf eine preislich attraktive und hochwertige Stax-Klangreproduktion und zugleich der Preis/Leistungs-Sieger unter allen Stax Verstärkern!


Bewertung

  • 96%
    Klang - 96%
  • 96%
    Leistung - 96%
  • 90%
    Technik & Features - 90%
  • 96%
    Kopfhörer Neutralität - 96%
  • 98%
    Design - 98%
  • 98%
    Verarbeitung - 98%
  • 92%
    Preis - 92%
95.1%
Klangfreund"M"

Klangfreund"M"

gelernter Radio- und Fernsehtechniker und ein Klangfreund mit Leidenschaft zu Kopfhörern, DAPs und sonstigen Miniklangwundern; liebt eine ordentliche Reproduktion satter Bässe, ausgewogene Wiedergabe von Stimmen und Instrumenten, entspannter Hochton mit akzentuierter Brillanz, kurz TP-Signatur; OverEar-Lineup: Dan Clar Audio Expanse, Meze Empyrean 2, Hifiman HE1000SE, HEDDphone 2, Hifiman Audivina, Dan Clar Audio E3; InEar-Lineup: Headphone Company Zeitgeist Blue, Sennheiser IE600, iBasso iT07; Dauerhaft eingesetzte DAPs: Cayin N8ii, iBasso DX320 Max TI; Kopfhörerverstärker im Bestand: Cayin HA-3A, RME ADI 2/4 Pro SE, ifi Audio GO Bar