Earfun Air im Test – kompakte TWS-Langläufer mit tollem Klang

Der Earfun Air ist der zweite TWS Kopfhörer des Hersteller Earfun. Nach dem Erafun Free, welcher mit einer Crowd-Funding Kampangne realisiert wurde. Den Free habe ich damals ausgelassen. Mit dem Air hat Earfun nun auch insgesamt ein kompakteres Format realisiert, was ich sehr schätze. Zudem weckt die Form der Air mein Interesse, da ich bisher mit einer anderen bekannte Marke mit diesem Formfaktor nur beste Erfahrungen gemacht habe.




WERBUNG


Der Earfun Air wurde mir kostenfrei vom Hersteller Earfun für diesen Test zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!

Die Kopfhörer sind gewöhnlich über Amazon erhältlich.


Vorwort


Earfun Air ist ein weiterer Bluetooth TWS Kopfhörer in der bunten Schar aller auf dem Markt verfügbaren Modelle. Ich kann vorweg nehmen, dass der Air zu den oberen 10% der Produkte gehört, die nicht nur ihren Preis auch wert sondern zudem auch noch klanglich und technisch sehr gut sind und meiner Ansicht nach mit den renommierten Marken mithalten können, die oft das doppelte oder dreifache des Preises aufrufen. Allerdings ist auch der Air nicht perfekt…



Design & Verarbeitung


Das Design, die Verarbeitung und in Konsequenz der Tragekomfort des Air sind einwandfrei. Die Passform der Gehäuse für Standard-Ohren sowie kleine und große Ohren ist gut. Durch Frau und Kinder gibt es nur positives Feedback, denn auch die Tips sind mit vier verschiedenen Größen gut gewählt. Der Air bringt sogar ein Paar XS-Tips mit. Die L-Größe sorgt bei mir für einen optimalen Seal.



Technik

Technisch ist der Air mit energiesparendem Bluetooth 5.0 unterwegs und verbindet sich lippensynchron via SBC oder AAC mit einer klanglich sehr guten Performance. Hier wird es sicherlich einige potentielle Käufer geben, die auch einen verlustfreien Codec auf der Liste der technischen Eigenschaften sehen wollen, denn das gehört heutzutage irgendwie mit zum guten Ton, auch wenn es über den Klang nichts aussagt. Wenn es am Ende aber an der analogen klanglichen Aufbereitung mangelt, nützt auch aptX oder LDAC nichts. Das ist beim Earfun Air jedoch nicht der Fall.

Der Air verfügt über 9 Stunden Laufzeit je Ladung und bringt mit dem Case bis zu 40 Stunden mobile Laufzeit mit. Das Case ist klein und via USB-C sowie über QI kabellos ladbar, was dann auch in etwa 2 bzw. knapp 3 Stunden erledigt ist.


Telefonie


Die Sprachqualität bei der Telefonie ist in beide Richtungen ausgezeichnet und egal ob nur einer der beiden Ohrstecker benutzt wird oder beide. Es kann sogar während eines Telefonats von stereo zu mono links oder rechts und zwischen links und rechts oder andersherum gewechselt werden. Die Verbindung bricht nicht ab und im Telefonat ist davon nichts zu hören. Zudem ist die Verbindung via Bluetooth stets stabil, auch wenn ich mich einen Raum entfernt vom Smartphone befinde. Was das Telefonieren angeht, funktionierte bisher nur so intuitiv und fehlerlos mit den Apple Airpods.


Earfun Air (links) vs. Apple Airpods (rechts)



Klang

Ich nehme direkt vorweg, dass der Earfun Air für mich großartig abgestimmt ist. Das wichtigste ist, den Air so einzusetzen, dass ein perfekter Seal gegeben ist. Fehlt es am Tiefbass, dann unbedingt weiter mit den Tips durchprobieren.


· Bass


Den Bassbereich gibt der Air tief und druckvoll sowie klar konturiert wieder. Im Bereich des Tiefbasses hat der kleine 6mm Treiber etwas weniger Energie, dafür sind die Bässe schnell und der Air bildet einen schönen Kickbass ab.


· Mitten


Der Mittenbereich zeichnet sich durch einen unverfärbten Gesang und sehr schön abgebildete Instrumente aus. Hier habe ich nichts zu meckern. Der Air klingt sogar etwas relaxed, da es keine unguten Betonungen in den oberen Mitten gibt.


· Hochton

Im Hochton kann mich der Air ebenfalls überzeugen, wenngleich hier die Trasparenz und die Trennschärfe nicht auf einem Level von IEMs ist, die mit Balanced Armature Treiber ausgestattet sind. Details werden jedoch hörbar und unaufdringlich in guter Qualität gezeichnet.


· Charakter


Ich empfinde den Air als sehr ausgewogen mit einer gewissen „Wärme“, welche durch etwas Würze im Bassbereich erreicht wird. Der Air spielt räumlich eher intim und stellt Details gut dar. Durch seine eher relaxte Spielweise verführt er nicht dazu, Musik zu analysieren. Das wiederum macht ihn aber auch für immer dabei perfekt. Insbesondere bei der Nutzung mit den Öffentlichen kann sich sein Klang gegenüber den externen Geräuschen durchsetzen. Auch ohne aktive Geräuschunterdrückung hat er einen hervorragenden Seal und somit ist er auch unterwegs sehr gut nutzbar, ohne beim Klang Einbußen zu haben.

Besonders höre ich immer hin, wie es mit Stimmen und Instrumenten aussieht. Hier macht der Air einen super Job. Nichts wird in den Vordergrund geschoben. Das gefält mir sehr gut. Bei komplexer Musik fehlt ihm teilweise die Trennschärfe. In Sachen maximale Lautstärke spielt er für mich auf Disco-Level, also mehr als ausreichend. Im Bereich der dynamischen Präsentation ist der Air gut unterwegs, obwohl ich von meinen kabelgebundenen InEars etwas mehr gewohnt bin, wenn ich die an DAPs wie den iBasso DX160 oder dem Fiio M15 betreibe. Zugegeben, das ist dann aber auch eine komplett andere Preisklasse.
Wer beispielsweise sonst mit einem iBasso iT04 oder Fiio FH7 – hier das Youtube Video – hört, der wird den Air sicherlich nicht diesen beiden zu Hause für den Musikgenuss vorziehen.

Für meine bevorzugten Genres Jazz, Blues, Chillout, Electronic und alles, was vom Mixing schon sehr aufgeräumt ist, ist der Air absolut zu empfehlen, denn da macht er mir am meisten Spaß.
Insgesamt spielt der Air jedoch sehr sauber und überaus zufriedenstellend und lässt viele andere TWS Kopfhörer hinter sich. Ich zähle ihn zu den oberen 10% und somit auch zu der Referenz-Klasse der TWS Kopfhörer.
Der Earfun Air gehört im Bereich der TWS zu den besten Vertretern gehört.

Alternativen für unter 100€ auf Augenhöhe mit etwas transparenterem Klang und besserer Trennschärfe finden sich mit den aktuellen Modellen MTW100 von Shanling, welche allerdings mit einem bis zu 30€ höherem Preis zu Buche schlagen.



Kritik


Es gibt aber auch Kritikpunkten, die mir beim Testen aufgefallen sind und die ich hier auch entsprechend benennen möchte. Die ersten beiden sind subjektiv geprägt und abhängig von der Handhabung und somit lösbar.

Erstens ist da das Entnehmen aus dem Case. Die Gehäuse sitzen so passgenau im Case, dass ich mich immer wieder schwer tue, diese irgendwie zu greifen und aus dem Case zu entnehmen. Wenn meine Finger zudem etwas feucht sind, dann ist das nahezu unmöglich. Gelegentlich schüttele ich sie mir Kopfüber in meine Handfläche, was natürlich suboptimal ist.

Zweitens passieren mit stets Fehlbedienungen beim Einsetzen. Abhilfe schafft hier nach der Entnahme aus dem Case am „Stiel“ anzufassen und nur am mit einem kurzen Druck auf die Fläche das Gehäuse im Ohr zu fixieren. Toll wäre es, wenn Earfun die Ohrerkennung mit der Touch-Funktion sinnvoller kombinieren würden, z.B. als Idee, dass erst nach 3 Sekunden positiver Ohrerkennung die Touch-Gesten aktiviert werden. Das wäre dann die Königsdisziplin.

Drittens lassen sich fast alle größere und/oder längere Tips von Drittherstellern nicht mit dem Case nutzen. Die Air lassen sich dann nicht mehr im Case zum Aufladen parken. Da ich für gewöhnlich immer Tips von Drittherstellern benutzen muss, sehe ich die Chance hier jedoch für sehr hoch, dass wirklich nur vereinzelt auch der größte Tip nicht ausreichen könnte.


Ganz relaxed zu genießen…



Fazit


Nach den Kritikpunkten bleibt mir aber ganz klar nur zu sagen, dass der Earfun TWS eines der wenigen Produkte ist, bei dem sich auch bei der Benutzung die Versprechen wiederfinden, die der Hersteller in seiner Produktbeschreibung und dem Marketing nennt, allen voran die sehr gute Telefonfunktion.
Der Klang des Earfun ist großartig und für einen Preis von derzeit um 60€ dürften kaum bessere TWS Kopfhörer im Gesamtpaket zu finden sein.
Für mich hat sich der Earfun Air am Ende aufgrund seiner relaxten Spielweise, seines schmalen Ladecases, 40 Stunden mobile Energie, der QI-Ladefähigkeit und seines Tragekomforts auf Platz 1 für die Preisklasse bis 100€ positioniert. Den Earfun Air (TW200) kann ich absolut empfehlen.
Von mir gibt es einen dicken Daumen hoch.


Bewertung

  • 92%
    Tiefbass - 92%
  • 92%
    Bass - 92%
  • 92%
    Mitten - 92%
  • 92%
    Brillanz / Hochton - 92%
  • 90%
    Dynamik - 90%
  • 90%
    Räumlichkeit - 90%
  • 98%
    Design / Verarbeitung - 98%
  • 98%
    TWS-Funktion / Bedienung - 98%
  • 98%
    Tragekomfort - 98%
  • 98%
    Preis - 98%
94%

Klangfreund"M"

Klangfreund"M"

gelernter Radio- und Fernsehtechniker und ein Klangfreund mit Leidenschaft zu Kopfhörern, DAPs und sonstigen Miniklangwundern; liebt eine ordentliche Reproduktion satter Bässe, ausgewogene Wiedergabe von Stimmen und Instrumenten, entspannter Hochton mit akzentuierter Brillanz, kurz TP-Signatur; OverEar-Lineup: Dan Clar Audio Expanse, Meze Empyrean 2, Hifiman HE1000SE, HEDDphone 2, Hifiman Audivina, Dan Clar Audio E3; InEar-Lineup: Headphone Company Zeitgeist Blue, Sennheiser IE600, iBasso iT07; Dauerhaft eingesetzte DAPs: Cayin N8ii, iBasso DX320 Max TI; Kopfhörerverstärker im Bestand: Cayin HA-3A, RME ADI 2/4 Pro SE, ifi Audio GO Bar