Update – iBasso SR1 im Test mit den PT1 Pads

Verschiedene Kopfhörer-Modelle haben unterschiedliche klangliche Abstimmungen, das dürfte hinlänglich bekannt sein. Dass jedoch Ohrpolster ebenso einen mitunter sehr deutlichen Einfluß haben, dürfte nicht unbedingt jedem klar sein. Am Beispiel des iBasso SR1 zeigt sich das einmal mehr.

Ob aus ihm ein ganz anderer Hörer wird oder ob hier nur Homöopathie zur Anwendung kommt, das zeige ich in diesem Update zum iBasso SR1….


 


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Vielen Dank auch dieses Mal an iBasso.de für die freundliche Leihgabe des SR1 und der PT1 Polster!


iBasso SR1


Bereits im März 2019 habe ich sehr ausführlich über den iBasso SR1 berichtet und auch 9 Monate später kann ich meine damaligen Eindrücke ohne Einschränkungen weiter vertreten.
Ich werde mich daher in diesem Artikel ausschließlich darauf konzentrieren, wie er mit den Stock-Pads und den PT1-Pads für mich klingt.


PT1 Pads machen den SR1 besser! Oder?


In Foren wurde damals diskutiert, wie sich der Klang des SR1 ändert, wenn man etwas „offenere“ Pads nutzen würde, also Pads mit durchgängiger Perforation, wie sie zum Beispiel auch der Focal Clear besitzt.
Bereits im ursprünglichen Artikel hatte ich auch ein Pad-Rolling mit verschiedenen Ohrpolstern von Brainwavz durchgeführt und beschrieben. Am Ende hatten dann aber doch die Stock-Pads die Nase vorn.

Interessanter Weise hat iBasso Wechselpads für den SR1 auf den Markt gebracht, nämlich die PT1. Diese angewinkelten Pads haben eine durchgehend perforierte Oberfläche.
Seit einiger Zeit habe ich nun den SR1 und ergänzend noch die PT1 Polster zum Probehören erhalten. Einige Besitzer berichten, dass sie den Bass reduzieren und der SR1 insgesamt etwas „durchhörbarer“ werden soll. Zudem soll der iBasso SR1 mit den PT1 bestückt Details deutlicher hervor bringen und quasi klanglich ein ganz anderer Kopfhörer werden. Mal schauen…


iBasso SR1 & die PT1 Pads


Ich selbst bevorzuge ja etwas kräftigere & zugleich entspannte Abstimmungen bei Kopfhörern. Wobei ich das relativieren muss, denn das ändert sich tatsächlich unter dem Jahr je nach Gemütszustand und Jahreszeit ein wenig. Nun habe ich seit einiger Zeit den SR1 nicht mehr gehört und bin für diesen Artikel sofort mit den PT1 Pads eingestiegen, ohne zwischendurch auf die Stock-Pads zu wechseln.Ich möchte also zunächst meinen Eindruck beschreiben, ohne dass ich einen Vergleich zu den Stock-Pads „im Ohr habe“.

Ich werde dann während ich diesen Artikel schreibe, auf die Stock-Pads wechseln, um dann meine Wahrnehmung der Änderung im ersten Moment festzuhalten und später anhand der Hörbeispiele kurz beschreiben. Ein Fazit, mit welchen Pads mir der SR1 besser gefällt, wird es natürlich auch geben.


Erster Eindruck


Beim Hören querbeet durch meine Playlist auf Spotify gefällt mir zu allererst wieder dieser weiche, nachklingende Bass absolut gut. Zellulose-Treiber haben eben genau diese unverkennbare Eigenschaft. Absolut herrlich.
Die Details werden gut dargestellt und Percussions klingen präzise und klar umzeichnet. Der Gesang ist leicht zurückgesetzt, passt aber insgesamt sehr gut ins Arrangement, welches der SR1 durch seine Signatur aufstellt. Allerdings habe ich das Gefühl, dass alles etwas „flach“ klingt, als wenn etwas Dynamik fehlt. Dieser Eindruck verschwindet mit zunehmender Lautstärke. Das hat den Vorteil, dass leise gehört alle Informationen bereitgestellt werden, ohne dass die Musik eine zu hohe Aufmerksamkeit einfordert. Ein Focal Clear spielt da direkt auch leise mit einer sofort auffallenden Dynamik, diese entwickelt sich beim SR1 erst mit ausreichend Energie.
Mit den PT1 Polstern spielt der SR1 auf jeden Fall sehr entspannt und ist bei mindestens „Zimmerlautstärke“ mit Musik von Cassandre McKinley ein wahrer Ohrenschmaus.


Stock-Pads


Huch… was passiert denn da?
Die Aussage, der SR1 wird ein ganz anderer Kopfhörer, möchte ich so schon fast unterschreiben. Mit den Stock-Pads klingt Cassandres Stimme sofort deutlicher und etwas heller. Die Akzente im Hochton sind vordergründiger und auch der Bass spielt mit mehr Nachdruck. Auch leise gespielt klingt der SR1 mit den Stock Pads dynamischer. Im Wechsel ist das schon ein ordentlicher Wow-Effekt und jeder würde wahrscheinlich sofort sagen, das ist so viel „besser“ als mit den PT1 Pads.

Und da ist genau der Hase im Pfeffer. Die Änderung der Signatur ist schon erheblich mit diesem Pad-Wechsel. Ähnlich wie ich das beim Focal Elegia bereits festgestellt hatte – hier im Artikel nachzulesen – wird der SR1 mit den PT1 Pads zu einem absolut langzeittauglichen Kopfhörer, der alle Charaktermerkmale des Zellulose-Treibers mit sich bringt, Details zurückhaltend feinzeichnet und über einen satten Grundton verfügt. Dynamik wir vorwiegen über zugeführte Energie freigesetzt.
Mit den Stock-Pads ist der SR1 ein toller Dynamiker mit abgegrenzter Bassbetonung und akzentuiertem Hochton. Eine leichte Abstimmung als Badewanne mit recht steilen Wänden verleiht ihm zudem auch die sofort hörbare Dynamik. Hier hilft genau diese Abstimmung auf psychoakustischem Weg einen ganz anderen Kopfhörer zu erleben.


Paul Carrack „Bet your life“


Auch bei diesem Song zeichnet sich dasselbe Bild. Mit den Stock-Pads klingt alles etwas frischer, dynamischer und mitreißender. Die PT1 bringen alles auf einen entschleunigteren Level und erst lauter gehört wippt der Fuß mit.

Natürlich habe ich Messungen vorgenommen und auf 1kHz übereinander gelegt. Hier zeigt sich auch ganz gut, warum ich das so empfinde. Seht selbst.


Der Bass unter 200Hz wird reduziert und im Hochton gibt es deutlich weniger Informationen ab 7kHz sowie zwischen 1kHz und 5kHz. Stimmen, besonders helle Frauenstimmen, klingen etwas dumpfer. Stellt man sich nun auch nun einen waagerecht verlaufenden Korridor vor, ist dieser schmaler als bei Benutzung der Stock-Pads. Das im Zusammenspiel mit den beschriebenen Änderungen im Frequenzverlauf lassenden SR1 mit den PT1 Pads weniger dynamisch erscheinen, fast schon ein wenig komprimiert. Wird er lauter gestellt, skaliert damit natürlich auch die Dynamik. Damit wird auch klar, warum er deutlich leiser gespielt auch mit den Stock-Pads Vorteile in der Wahrnehmung der Dynamik hat.


Mein Fazit


Wer oft Musik sehr leise hört und sich auf andere Dinge dabei konzentrieren möchte, also einen Artikel schreibt wie diesen, der wird die PT1 Pads lieben. Leise gehört spielt die Musik unauffällig im Hintergrund und wenn man einen Song lauter stellt, skaliert der Klang und wird offener und dynamischer. Mit den PT1 Pads ist der iBasso sozusagen ein Wolf im Schafspelz.

Out of the box zeigt der SR1 sofort was er kann und lenkt von der ersten Sekunde an die Aufmerksamkeit auf die Musik. Den Artikel mit der Musik im Hintergrund zu schreiben fällt mir schwer, zu sehr geht der SR1 ins Detail und selbst leise gespielt geht es absolut mitreißend zur Sache.

Ich persönlich mag die Stock-Pads tatsächlich etwas mehr, denn zum nebenher Musikhören ist mir persönlich der SR1 einfach etwas zu schade. Der soll ruhig zeigen, was er kann und das bei jeder Lautstärke.

Am Ende machen die PT1 Pads den SR1 nicht besser, sie zähmen ihn einfach ein wenig.


Video zum iBasso SR1

Klangfreund"M"

Klangfreund"M"

gelernter Radio- und Fernsehtechniker und ein Klangfreund mit Leidenschaft zu Kopfhörern, DAPs und sonstigen Miniklangwundern; liebt eine ordentliche Reproduktion satter Bässe, ausgewogene Wiedergabe von Stimmen und Instrumenten, entspannter Hochton mit akzentuierter Brillanz, kurz TP-Signatur; OverEar-Lineup: Dan Clar Audio Expanse, Meze Empyrean 2, Hifiman HE1000SE, HEDDphone 2, Hifiman Audivina, Dan Clar Audio E3; InEar-Lineup: Headphone Company Zeitgeist Blue, Sennheiser IE600, iBasso iT07; Dauerhaft eingesetzte DAPs: Cayin N8ii, iBasso DX320 Max TI; Kopfhörerverstärker im Bestand: Cayin HA-3A, RME ADI 2/4 Pro SE, ifi Audio GO Bar