Tin Hifi T2 Pro – Dynamischer ChiFi In Ear in Dual-Treiber-Technik

Der Tin Audio T2 Pro ist der erste In Ear einer ganzen Reihe, die ich direkt aus China erwarte. Gut drei Wochen nach meiner Bestellung ist er vom DD Audio Shop über Aliexpress aus China angeliefert worden. Als ich im Netz vom Upgrade zum T2 gelesen habe, dass mit dem Pro der Hochton entschärft sei, bin ich auch neugierig geworden. Was kann der knapp 50€ In Ear aus China?

Zu finden ist der T2 Pro direkt auf der Homepage des Distributors Linsoul Audio oder im DD Audio Shop über Aliexpress.

 


 

Verpackung & Lieferumfang


Die Verpackung ist schlicht gehalten. Der weiße Umkarton gibt eine blaue, aufklappbare Schachtel frei. In ihr finden sich dann Metallgehäuse und ein für mich hervorragendes Hybrid-MMCX-Kabel aus Kupfer und Silber, welches aus 8 Kabelsträngen geflochten ist. Der 3,5mm Stecker passt optisch hervorragend zum Kabel.


Dass der etwas dick ist, wird dadurch ausgeglichen, dass er aufgeschraubt werden kann und nicht vergossen ist. Sollte es also notwendig sein, einen Kabeldefekt am Stecker zu beheben, kann der Stecker entlötet und erneut genutzt werden. Tin Hifi liefert neben 6 Paar unterschiedlicher Silikon Tipps auch ein Paar aus blauem Memory Foam mit. Mir gefallen die großen Tipps mit den hellgrünen Aufsatzstücken vom Tragekomfort und Klang am besten. Was mir am Lieferumfang allerdings fehlt, ist ein Case oder zumindest ein Täschchen für den Transport in der Hosentasche oder dem Rucksack.

Design & Verarbeitung


Beim T2 Pro handelt es sich um einen InEar mit zylindrischen Treibergehäusen, welche aus Metall bestehen. Die MMCX-Buchsen sind farblich abgesetzt, so dass ein schnelles Einsetzen möglich ist. Rot gehört ins rechte Ohr und blau ins linke. Die Verarbeitung ist einwandfrei, es gibt keine Fehlstellen an den Gehäusen. Das geflochtene Kabel ist ebenfalls hervorragend verarbeitet und gefällt mir in Sachen Haptik außerordentlich gut.

 

Tragekomfort & Handhabung


Hinsichtlich Tragekomfort sind die T2 Pro sehr gut, zumal die Gehäuse so gestaltet sind, dass der T2 Pro sowohl als Over-Ear-Kabel getragen werden kann als auch direkt nach unten hängend. Im Ohr merke ich sie schon nach wenigen Sekunden jedenfalls nicht mehr. Die Kabel sind auch über das Ohr gelegt kaum zu spüren, da sie weder starr noch zu dick sind. Während der täglichen Benutzung ist mir aufgefallen, dass das Kabel sich so gut wie nie verheddert. Da ein Case fehlt, habe ich den Kopfhörer einfach so in die Hosentasche gesteckt und oft Stunden später als Kabelkneul wieder herausgenommen. Langes Auseinanderfriemeln ist Fehlanzeige. In Wenigen Sekunden ist das Kabel einsatzbereit. In dem Punkt ist es sogar Kabeln voraus von In Ears für mehrere hundert Euro. 😉

Klangkette


Als Antrieb habe ich beim T2 Pro vorwiegend mein iPhone 6S Plus benutzt, das ihn ausreichend hinsichtlich Klang und Lautstärke antreiben kam. Am Shanling M0, M3S oder dem Hiby R6 kann der T2 Pro noch deutlich lauter betrieben werden als notwendig. Hinsichtlich der Tonalität höre ich zwischen den Zuspielern untereinander keine bemerkenswerten Unterschiede, lediglich im Bereich der Dynamik und Auflösung profitiert der T2 Pro vom M3S und vom Hiby R6. Auch am ADI2-DAC habe ich den Kopfhörer betrieben. Der offenbart gnadenlos störanfällige Kabel. Der Tin Hifi T2 Pro ist diesbezüglich ohne Beanstandung, kein leises Brummen, nichts dergleichen.

 

Klang allgemein


Während der ersten Minuten ist klar, die T2 Pro klingen für mich mit den Foamis zu hell, da der Hochton ab Werk recht betont abgeglichen wurde und die Foamis offenbar durch ihre Materialbeschaffenheit den Bassbereich nicht genug unterstützen. Mit den hellgrün markierten Silikonen, welche einen sehr geringen Innendurchmesser aufweisen, wird der Bass deutlich präsenter, wobei eine geringe Betonung im Oberbass entsteht, was aber dem T2 Pro gut tut. Diese Tipps klingen für mich am T2 Pro am besten und sind während meines Tests zum Einsatz gekommen.

Hörproben

„Beat it“ Michael Jackson

Dieser Song wird schon sehr „klar“ mit dem T2 Pro dargestellt, Sprich der Hochton ist hier schon sehr fordernd. Trotzdem passen Mitten und Bass sehr gut in die klangliche Abstimmung und gleichen den ambitionierten oberen Bereich aus. Das Schlagzeug klingt kräftig und trocken.

„Flores Para Ti“ von Raw Artistic Soul

Die Gitarren in diesem Song vom Dexter-Soundtrack werden klanglich sehr schön wiedergegeben. Das gefällt mir sehr gut. Im Mix mit den Percussions kommt mir aber ein wenig die Separation abhanden. Details sind zwar heraus hörbar, doch etwas zu undifferenziert. Die Instrumente klingen alle irgendwie zu nahe beisammen. Trotz sehr schön präsentem Bass spielt der Gitarrensound aber die Hauptrolle; so sollte das für mich bei dem Lied auch sein. Mit Kopfhörern, die eher badewannig abgestimmt sind, habe ich das schon anders erlebt. Zu sehr verschwinden die Gitarre bisweilen hinter dem Bassfundament. Der betonte Bereich im Hochton wirkt nicht nur dem entgegen, sondern verleiht dem T2 Pro eine gewisse Luftigkeit.

„Die Roboter“ von Kraftwerk

Der elektronische Klassiker von Kraftwerk ist mit dem T2 Pro ein Genuss. Auch hier gehen die oberen Mitten und der Hochton nach vorn, das passt aber Prima. Elektronische Musik ist insgesamt für den T2 Pro seine Parade-Disziplin. Meine Testsongs aus der Spotify Miniklangwunder Playlist machen mit dem T2 Pro alle enorm Spaß. Beispielsweise klingen Oliver Koletzki „Warschauer Straße“ und besonders „Medicine“ von Maxxis Soundsystems einfach klasse. Hier stört meinen Ohren der Aufenthalt des Hochtons im Grenzbereich gar nicht. Wenn schon ordentliche Betonungen bei einem Kopfhörer vorhanden sind, dann bitte genauso!

Klangfazit


Der Hochton ist für meinen subjektiven Geschmack immer an er Grenze dessen, was ich als sibilant bezeichnen würde. Instrumente und Gesang hingegen passen sehr gut in das gesamte Klangbild.
Der Tin Hifi T2 Pro separiert einzelne Instrumente sehr gut und klingt transparent und offen zugleich, agiert aber auch druckvoll im Bass. Wer gern knackige Höhen mag, der kommt um den Tin Hifi 2 Pro nicht herum. Selbst mir gefällt diese Klarheit des T2 Pro. Selbst leise gespielt höre ich alle Details. Bei anderen In Ears benötige ich da sonst mehr Lautstärke, da sie leise oft eher dumpf klingen. Selbst der Bass des T2 Pro ist leise gehört sehr schön hörbar; schnell und trocken. Die dynamischen Treiber des T2 Pro machen einen tollen Job. Im Hochton wäre noch ein wenig mehr Dämpfung optimal.

Fazit & Bewertung


Der Tin Hifi T2 Pro ist ganz sicher kein neutral spielender Kopfhörer. Stundenlanges, entspanntes Hören ist angesichts meiner klanglichen Vorlieben nicht die Vorzeigedisziplin des T2 Pro, was aber natürlich rein subjektiv ist. Wer es im Hochtonbereich schlichtweg kräftiger abgestimmt mag, der wird das sicherlich ganz anders wahrnehmen und bewerten. Der T2 Pro hat analytische Anleihen, die aber durch einen knackigen Bass und einem gut ausbalancierte Mittenbereich relativiert werden. Am Ende möchte ich den T2 Pro als spaßig abgestimmten Kopfhörer mit Fokus auf Klarheit und kräftigen Hochton bezeichnen. Es macht Spaß mit ihm zu hören, wenngleich für mich nach einem Album, also gut 45 Minuten, eine kleine Pause notwendig ist. Davon abgesehen ist der Klang, die Dynamik, der Tragekomfort und das Handling wirklich gut und der T2 Pro ist unter Berücksichtigung der beschriebenen Aspekten zu empfehlen.


Bewertung

  • Tiefbass
  • Bass
  • Mitten / Stimmen
  • Mitten / Instrumente
  • Obere Mitten
  • Brillanz / Hochton
  • Dynamik
  • Räumlichkeit
  • Design
  • Konstruktion
  • Verarbeitung
  • Tragekomfort
  • Preis
4.4



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Klangfreund"M"

Klangfreund"M"

gelernter Radio- und Fernsehtechniker und ein Klangfreund mit Leidenschaft zu Kopfhörern, DAPs und sonstigen Miniklangwundern; liebt eine ordentliche Reproduktion satter Bässe, ausgewogene Wiedergabe von Stimmen und Instrumenten, entspannter Hochton mit akzentuierter Brillanz, kurz TP-Signatur; OverEar-Lineup: Dan Clar Audio Expanse, Meze Empyrean 2, Hifiman HE1000SE, HEDDphone 2, Hifiman Audivina, Dan Clar Audio E3; InEar-Lineup: Headphone Company Zeitgeist Blue, Sennheiser IE600, iBasso iT07; Dauerhaft eingesetzte DAPs: Cayin N8ii, iBasso DX320 Max TI; Kopfhörerverstärker im Bestand: Cayin HA-3A, RME ADI 2/4 Pro SE, ifi Audio GO Bar