Philips Fidelio X2 im Test – WOW-Kopfhörer und langzeittauglich

Die Marke Philips kennt wohl jeder, der sich für Lifestyle- und Hifi-Produkte interessiert, denn Philips bietet eine sehr weitgefächerte Produktpalette von Zahnbürsten über Kaffeautomaten bis hin zu diverser Unterhaltungselektronik, wozu auch Kopfhörer gehören. Es gibt zahlreiche Modelle vom einfachen InEar über OnEar bis hin zu Premium OverEar Kopfhörer. Der Philips Fidelio X2 ist das aktuelle Flaggschiff im Hause Philips.

 

Der Philips Fidelio X2 ist ein offener OverEar-Kopfhörer, der mich seit der ersten Minute an begeistert. Das ist sowohl dem Design und der Verarbeitung als auch insbesondere der klanglichen Abstimmung zu verdanken. Im Vergleich zu den sonst offenen Kopfhörern, die ich besitze, ist er der erste gewesen, der regelrecht spaßig abgestimmt ist, sprich die Bässe und Höhen etwas mehr betont. Dennoch ist er so abgestimmt, dass er als Langzeithörer ebenfalls tauglich ist.

Wie der X2 sich im Vergleich zu einem Sennheiser HD600 und einem Beyerdynamic DT990 verhält, darauf werde ich hier genauso eingehen wie auf den Vergleich mit geschlossenen Kandidaten wie dem BeoPlay H6 und dem Soundmagic HP150.

Technische Daten

Mit ca. 380gr ist der Philips Fidelio X2 nicht der leichteste Kopfhörer, dafür besteht er aber aus hochwertigen Materialien. Leder und Metall wiegen vor und auch die Ohrpolster, welche nicht typisch Velours sind, unterstreichen seine Exklusivität. Das Design gefällt mir sehr gut. Vielleicht gerade deswegen, weil mir auch der AKGK702 gut gefällt. Und dennoch ist der X2 keine Design-Kopie des AKG, er gefällt mir mit den großen zentrierten Gittern sogar besser.

Mit nur 30 Ohm und seinen im Winkel zum Ohr angeordneten 50mm Lautsprechern bietet der Philips Fidelio X2 auch an einem Smartphone betrieben einen ordentliche Klang mit durchaus hoher Lautstärke. Laut Hersteller werden Frequenzen von 5 Hz bis 40k Hz abgebildet. Wie das genau aussieht, das zeige ich später anhand von Messungen. Im Lieferumfang befinden sich zwei Kabel, ein etwas kürzeres für genau diesen Anwendungsfall und für unterwegs und ein etwa 3,5m langes Kabel, um auch zu Hause über einen Verstärker gut Musik hören zu können. Die Kabel sind mit Geflecht ummantelt und verheddern sich nicht.

 

 

Klang

Klanglich überzeugt der Philips Fidelio X2 auf ganzer Linie, wobei im Betrieb an einem Kopfhörerausgang gewöhnlicher Smartphones nicht das Maximum an Spaßfaktor erreicht wird. Der X2 profitiert wie viele andere Kopfhörer aus dem Hifi-Bereich von dem Betrieb an einem ordentlichen Kopfhörerverstärker, der über den gesamten Frequenzbereich hinweg genug Leistung zur Verfügung stellen kann. Am Smartphone klingt der X2 insbesondere bei komplexer Musik etwas flach. Dennoch ist er so abgestimmt, dass Bässe im Bereich von nnn bis mmm Hz sehr akzentuiert wiedergegeben werden. Manchmal werden dabei die Mitten etwas überlagert, was den X2 dann etwas ungenau wirken lässt. Der Mitenbereich selbst wird ebenfalls in bestimmten Bereichen leicht betont während der Hochton insgesamt sehr gut im Verhältnis dazu abgestimmt ist. Dadurch neigt der X2 aber bei energischen Frauenstimmen ab und an zum Zischeln. Teilweise fällt es mir schwer Sarah McLachlan mit eher durchschnittlichen Lautstärke zuzuhören. Natürlich ist das allerdings mein ganz persönlicher Eindruck und für jemand anders ist er im Vergleich zum Beyerdynamik DT990 sogar etwas zurückhaltend oder langweilig. Alles eine Frage des Geschmacks. Für mich sind die meisten Beyerdynamic Kopfhörer ohne entsprechende Dämpfung im Hochtonbereich bei höheren Lautstärken kaum hörbar.

Zur Veranschaulichung hier eine Messung des Philips Fidelio X2 und entsprechend noch Vergleiche zu den anderen hier genannten Kopfhörern, die weitestgehend in einem ähnlichem Preissegment liegen. Damit es etwas anschaulicher wird, sind in der Galerie auch die jeweils einzelnen Vergleiche zu finden.

 

 

Die Messungen sagen zunächst nur einmal etwas über die Abbildung des Frequenzganges aus und somit über die klangliche Abstimmung des Kopfhörers. Hinzu kommt aber noch das Ansprechverhalten bei Impulsen wie sie bei Kickdrums vorkommen oder beim plötzlichen Einsetzen einer Trompete entstehen. Hier ist der X2 schon eine Ausnahmeerscheinung. Im ähnlichen Preissegment um 250€ bis 350€ gibt es noch den Meze 99 Classics jedoch als geschlossenem Kopfhörer – der ausführliche Artikel hier -, der ähnlich agil zu Werke geht.

Im Bereich der offenen Kopfhörer, die ich bisher gehört habe, bildet nur der Focal Elear für meine Ohren die Dynamik noch besser ab. Wobei dieser ein wahrer Allrounder ist und sowohl spaßig abgestimmt ist und zum analytischen Hören gleichermaßen geeignet ist. Mit seinem Preis von knapp 1.000€ steht er jedoch in keinem Verhältnis zum Philips Fidelio X2.

Im Klangbild möchte ich keine Bewertung hinsichtlich besser oder schlechter vornehmen, denn jeder Geschmack ist individuell. Ich selbst mag unterschiedliche Klangbilder und somit höre ich neben dem X2 auch gern mit dem BeoPlay H6 als geschlossenem Kopfhörer oder auch dem Sennheiser HD600 als recht linear abgestimmten offenen Kopfhörer. Alle sprechen mich je nach persönlicher Tagesform auch immer wieder unterschiedlich an. Wie schon erwähnt, der Philips Fidelio X2 gehört für mich zur Klasse der Kopfhörer, die eher spaßig in Ihrer Abstimmung sind. Mit Kopfhörer dieser Kategorie höre ich also eher Musik zum Genießen und Miterleben und finde mich nicht im analytisch Feinsinnigem wieder.

Selbst das Debüt-Album von Donald Fagen „The Nightfly von 1982 klingt auch auf dem Philips Fidelio X2 hervorragend, vielleicht auch gerade deswegen, weil dieses Album nahezu perfekt abgemischt ist. Der X2 erweckt es regelrecht zum Leben. Im Vergleich klingt mir der Sennheiser HD600 mit diesem Album schon fast etwas fad. Gleich mit dem ersten Stück „I.G.Y.“ bringt der betonte Bass das gewisse Etwas, indem die Basslinie mehr betont wird. Donalds Gesang bleibt weiterhin präsent und gut verständlich und mit dem ebenfalls leicht herausgestelltem Hochton treten Akzente sehr schön hervor, ohne dass die Abmischung zu sehr „verbogen“ wird.

 

 

Was ist mit einem von fett abgemischtem Stück? Dazu habe ich mir Soulperfreesia und ihr „Underwater Love“ hergenommen. Ab der 27. Sekunde hämmert sich der tiefe Beat dann fesselnd in mein Ohr, ohne dass es angestrengt oder „zu viel“ klingt. Lediglich bei den schon sehr prägnant abgestimmten Akzenten im Hochton dürfte es beim X2 insbesondere bei hohen Lautstärken etwas gemäßigter zugehen. Bei dieser Art von Musik bohrt sich dann doch ab und an ein Nadeleffekt in meine Ohren. Der Mittenbereich bildet aber auch hier Stimme und Instrumente sehr gut ab, hier vermisse ich nichts und genervt werde ich auch nicht. Etwas besser schlägt dich hier der Meze 99 Classics, der aber ein geschlossener Kopfhörer ist, dafür in Sachen Bühne alles etwas enger und in einem kleineren Raum spielt. Ordentlich Druck machen aber beide.

 

 

Im Segment des Classic Rock und Heavy Metal ala Metallica fühlt sich der Philips Fidelio X2 genauso zu Hause wie bei Klassik oder Pop. Es gibt in allen Bereichen immer wieder Stücke, wo bei hohen Lautstärken der X2 es vor allem im Hochtonbereich immer wieder etwas zu gut meint. Hier spreche ich aber von Effekten, die vielleicht in einem Prozent meiner Teststücke auftreten. Würdem die X2 in den Höhen reduziert werden, würden sie muffig klingen, das habe ich nämlich schon durch entsprechende Bedämpfung des Hochtonbereiches versucht. Ich glaube, Philips hat hier wirklich akustisch das Beste aus dem X2 über einen breiten Musikquerschnitt herausgeholt. Und das ist derzeit für deutlich unter 300€ bei seriösen Verkäufern zu haben, wobei der X2 anfangs für etwa 400€ auf den Markt gekommen ist.

 

Vergleiche

Für die Vergleiche habe ich mir ein Musikstück vorgenommen, welches mich immer wieder fasziniert und mit den enthaltenen Details sehr schön zeigt, was ein Kopfhörer kann und was nicht. „Englishman in New York“ von Sting hat für mich immer wieder einen hohen „Einfachen-Hören“ Faktor. In dem Stück wird von den Kopfhörern alles gefordert, weiche Bässe und später auch dynamisch harte Anschläge ebenso wie brillante Höhen. Auch die einmalige Stimme von Gordon Matthew Thomas Sumner klingt mitnichten mit jedem Kopfhörer so, wie sie hören möchte.

 

 

 

Der X2 beeindruckt mich neben der klaren, unverfärbten und detailreichen Wiedergabe insbesondere mit einer tollen Räumlichkeit. Die von Anfang an weichen Basslienien, das später einsetzende Spinett, das Tänzeln der Sticks auf dem Becken und dann im Break der Kontrast mit dem dynamischen Synthibass, alles rundet den Gesang ab.

 

 

 

Im Vergleich überbetont der DT990 die Höhen etwas, so dass auch im Gesang die S-Laute mich bisweilen etwas stören und leichte Akzente ab und an etwas zu aufdringlich wirken. Die Dynamik des X2 erreicht der DT990 nicht und spielt alles etwas „flacher“. Letzteres ist jedoch nur im direkten Vergleich direkt heraus hörbar. Der DT990, ist dennoch für mittlerweile gut 100€ günstiger zu haben und macht seine Sache sehr gut. Wer die etwas zu betonten Höhen reduzieren möchte, kann das mit etwas unter den Ohrpads gelegten Filz erreichen.

 

Der Sennheiser HD600, von mir zu einem recht linearen Exemplar modifiziert, gibt im Vergleich den Gesang vordergründiger wieder. Mit dem Sennheiser höre ich dieses Stück daher auch deutlich leiser als mit dem X2 oder dem DT990. Der Sennheiser klingt eher analytisch. Alle Details werden separiert wiedergegeben, wobei aber auch der HD600 nicht an die Dynamik des X2 heranreicht. Die Bühne ist indes ähnlich vorhanden. Für mich ist dieser Kopfhörer eher der klassische Klassik-Kopfhörer, denn auch ein Fagott wird nicht überbetont wiedergegeben, was beim X2 schon vorkommen kann. Beim Stück von Sting dürfte es im Bass etwas mehr sein.

 

 

 

Der letzte Offene im Vergleich ist der AKG K702. Hier klingt alles ander, wenn auch nicht schlechter. Die Bühne des K702 sucht seinesgleichen. Plötzlich findet man sich in Mitten eines Raumes wieder, das ist deutlich mehr als beim X2. Mir gefällt es. Die oberen Mitten und der Hochton sind jedoch so abgestimmt, dass insgesamt der Klang deutlich heller wird, so auch der Gesang. Der Bass ist ebenfalls vorhanden und an einem Kopfhörerverstärker macht auch der K702 Spaß, dazu muss er aber auch etwas lauter betrieben werden. Am E10K Olympus 2 von Fiio schalte ich daher beim K702 regelmäßig den Bass-Modus ein, damit ich auch leise einen vollen Klang erhalte. Das ist beim X2 nicht notwendig.

 

Der erste geschlossene OverEar im Vergleich ist der BeoPlay H6. Sofort fällt mir die kleinere Bühne auf, auch im Vergleich zum X2. Klanglich sind beide Kopfhörer nicht einmal so unterschiedlich, lediglich bei den Klavieranschläge drückt der H6 etwas mehr, was ich als etwas aufdringlich empfinde. Ausgehend von den Messungen hätte ich das erst einmal nicht erwartet, doch hier zeigt sich, dass nicht die Betrachtung einzelner Bereiche für das Gesamtempfinden ausschlaggebend ist. Interessant ist, dass ich so mit dem X2 lauter lieber höre als mit dem H6.

 

Der letzte im Bunde ist der Soundmagic HP150, der mich immer wieder überrascht. Auch wenn er im Hochtonbereich von Natur aus ebenfalls etwas zu viel macht und mich eher an den DT990 erinnert, spielt er doch im Bassbereich sehr voluminös und erlaubt sich auch in den Mitten keine Schwäche. Im Break bin ich sogar beeindruckt, wie er den Tiefbass nochmal etwas mehr betont, was auch an der Frequenzmessung deutlich zu sehen ist. So hat er bei 45 Hz noch einen kleinen Hügel um etwa 2,5dB. Dennoch spielt er die Bässe nicht ganz so straff wie der X2. Darunter leidet ein wenig der Dynamikeindruck, wobei ich jedoch positiv überrascht bin, das hatte ich beim HP150, den ich schon länger nicht mehr gehört habe, so nicht in Erinnerung. Wie ebenfalls im Messvergleich zu sehen ist, ist aber die Badewanne etwas ausgeprägter beim HP150. Er spielt auch deutlich direkter als alle anderen Kopfhörer hier im Vergleich. Schnell mal etwas Oliver Koletzki angespielt und da zeigt sich dann die absolute Stärke des HP150, das nur so am Rande.

 

Fazit

Am Ende meiner „Reflektion“, die aus dem Eindruck zum Kopfhölrer an sich und dem Hörvergleich besteht, bestätigt sich mein Eindruck, dass der Philips Fidelio X2 für mich der universellste Kopfhörer in dieser Runde ist, ohne Abstriche in den Details hinnehmen zu müssen. Im Preis liegt er aktuell Stand April 2017 gleichauf mit dem Sennheiser HD600 und ist mit diesem tatsächlich der teuerste dieser Kandidaten.

Klanglich „besser“ wird es erst mit den teureren Modellen wie der Hifiman HE-400S, der mit seinem magnetostatischem System noch einmal die Latte etwas höher legt, und viel später folgt dann erst der Focal Elear, der dann aber preislich sogar in Richtung vierstellig geht.

250€ sind in jedem Fall eine hervorragende Investition. Direkt aus dem Karton, ohne irgendwelche Modifikationen ist der X2 einer der besten offenen OverEar Kopfhörer, die derzeit auf dem Markt bis 400€ erhältlich sind.

 

Klangfreund"M"

Klangfreund"M"

gelernter Radio- und Fernsehtechniker und ein Klangfreund mit Leidenschaft zu Kopfhörern, DAPs und sonstigen Miniklangwundern; liebt eine ordentliche Reproduktion satter Bässe, ausgewogene Wiedergabe von Stimmen und Instrumenten, entspannter Hochton mit akzentuierter Brillanz, kurz TP-Signatur; OverEar-Lineup: Dan Clar Audio Expanse, Meze Empyrean 2, Hifiman HE1000SE, HEDDphone 2, Hifiman Audivina, Dan Clar Audio E3; InEar-Lineup: Headphone Company Zeitgeist Blue, Sennheiser IE600, iBasso iT07; Dauerhaft eingesetzte DAPs: Cayin N8ii, iBasso DX320 Max TI; Kopfhörerverstärker im Bestand: Cayin HA-3A, RME ADI 2/4 Pro SE, ifi Audio GO Bar