Takstar Pro 82 Testbericht – geschlossener Low-Cost OverEar Kopfhörer zum Staunen

Über den Takstar Pro 82 habe ich schon Ende des letzten Jahres auf Youtube einen positiven Bericht auf „Z-Review“ gesehen. Auch auf der Seite „DIY Audio Heaven“ wurde sich des Kopfhörers angenommen und so wuchs meine Neugierde darüber, was diese Low-Cost Mischung aus Custom Pro und MSR7 wirklich zu Leisten vermag. Der Takstar musste sich nun eine geraume Zeit in unterschiedlichsten Situationen beweisen. Wie er sich dabei geschlagen hat und was ich persönlich von ihm halte, dazu nun mehr…

21 hier beide farblichen Ausführungen im Vergleich

Von Einem, der auszog, das Fürchten zu lehren!

Zu einer Zeit, in der viele bekannte Helden um die Gunst des Volkes miteinander konkurrierten, um über lokale Grenzen hinweg bekannt zu werden und um irgendwann einmal die höchste Auszeichnung zu erlangen, machte sich auch Takstar, unser junger Protagonist aus dem Land der aufgehenden Sonnne, auf, die Welt zu erkunden.

Auf seinem Weg wurde ihm aufgrund seiner Herkunft weit weg aus unbekanntem Hause kaum Bedeutung beigemessen. Takstar kannte die legendären Sennheiser, Beyerdynamics, Sonys und Audio Technicas, um nur einige seiner Vorbilder zu nennen. Ihm war durchaus bewusst, dass er aufgrund seiner eher drahtigen und schlanken Statur es kaum mit Schwergewichten aufnehmen konnte. Doch in seiner Klasse hat er durchaus gute Chancen, auch wenn ihm das selbst nicht klar war, so dass er einigen Gegner das Fürchten lehrte.

Und so kam es, dass er vereinzelt durchaus Aufmerksamkeit erhaschen konnte, indem er in kleinen Duellen als Sieger hervorging. Angestachelt von diesen Erfolgen zog er weiter und weiter bis er auf seinen bisher schwierigsten Gegner treffen sollte.

Inhalt

  1. Verpackung & Zubehör
  2. Design & Verarbeitung
  3. Tragekomfort & Handhabung
  4. Technische Daten
  5. Soundcheck & Hörproben
  6. Fazit & Bewertung
  7. Galerie


1. Verpackung & Zubehör
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In der quaderförmigen Umverpackung mit Aufdruck eines Fotos des Kopfhörers und einigen Informationen mit chinesischen Schriftzeichen befindet sich ein Koffer zur Aufbewahrung. Bisher kannte ich das so ähnlich von den Audeze Kopfhörern der LCD-Serie. Im Koffer sind neben dem Takstar Pro 82, der sicher in einer passend ausgeschnittenem Schaumstoffschale liegt, noch sein Anschlusskabel mit einer Länge von 2,2m sowie ein zusätzlicher Stoffbeutel zu finden. Allein das reichhaltige Zubehör ist herausragend und selbst bei Kopfhörern der Referenzklasse nicht selbstverständlich.


2. Design & Verarbeitung
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Ich bleibe gleich beim Zubehör. Der Koffer mit wirkt stabil, wenngleich er nicht als Trittbank dienen sollte. Der Verschluss funktioniert leichtgängig und ohne zu haken. Beide Hälften finden ohne Spiel beim Zusammenklappen zueinander. Mit den ausgeformten Einlagen aus Schaumstoff wirkt der Koffer zudem sehr edel. Als Zubehör für so manches Markenprodukt würde er allein wahrscheinlich teurer sein, als dieses komplette Takstar Pro 82 Set.

Das Kabel ist mit 2,2m recht lang, was mir für gewöhnlich zu lang ist. Denn oft sind die Kabel dann sehr schwer, verwickeln sich zu gern oder sind zu unflexibel. Das Takstar Kabel hingegen ist so, wie ich es mir immer wünschen würde, weich und flexibel. Es lässt sich schnell um die Hand wickeln und partiell in der Jackentasche verstauen. Das Kabel ist sehr strapazierfähig. Der 3,5mm Stereo-Klinke-Stecker verfügt über einen sehr guten Knickschutz und über ein verschraubtes Metallgehäuse. Lediglich der 2,5mm 4 polige Stecker für die Buchse am Kopfhörer ist vergossen. Der 6,3mm Adapter wird angeschraubt mitgeliefert.

Der Kopfhörer selbst besteht weitestgehend aus Kunststoff. Die Ohrmuscheln können flach eingedreht werden, so dass in einem Koffer ein sehr platzsparendes Verstauen möglich ist. Flache Standard-Cases von Drittanbietern können mit dem Takstar Pro 82 problemlos genutzt werden. Der Kopfbügel ist mit Metall verstärkt und die Weitenverstellung rastet sanft ein, ohne dass diese sich spontan verstellt. Die Ohrpolster bestehen aus Kunstleder und sind relativ flach. Sie sind mit einem Kunststoffring, der leicht verklebt ist, am Kopfhörer fixiert. Eine eventueller Austausch mit anderen Polstern ist mit etwas Nacharbeit der Polster möglich. Die gesamte Verarbeitung des Kopfhörers selbst ist auf gutem Niveau. Nichts knarrzt oder knackt, lediglich optische Feinheiten lassen dem Kopfhörer ihn korrekt in die U-100 Preisklasse einordnen. Dennoch ist der Materialmix nicht „schlechter“ als bei so manch deutlich teureren Markenprodukt. Verglichen mit einem Sony MDR-Z7 trenne beide in Design und Haptik mindestens zwei Klassen. Das unbedingt ungeachtet Preis/Leistung zur Klarstellung.


3. Tragekomfort & Handhabung
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Mit nur 237gr ist der Takstar ein sehr leichter Vertreter seiner Art und somit absolut geeignet, auch lange Zeit auf dem Kopf getragen zu werden. Die nur knapp 2cm dicken Ohrpolster aus Kunstleder sind sehr weich und bieten auch für meine Ohren genug Freiraum, auch wenn sie innen die Polster punktuell leicht berühren. Trotzdem nehme ich den Kopfhörer auch beim Tragen über längere Zeit nicht störend wahr. Das weich gepolsterte Kopfband kommt unterstützend hinzu. Das Einstellen und Aufsetzen selbst birgt beim Takstar keine Überraschungen. Lediglich die einstellbaren Bassports auf der Rückseite der Gehäuse gibt es bei Kopfhörern nur recht selten. Diese sind jedoch beim Auflegen der Hände mit den Daumen sehr gut erreichbar und intuitiv bedienbar. Die Rasterung der Schalter ist gut ausgelegt, so dass man auch blind weiß, welche Stufe eingestellt ist. Unterm Strich gibt es in dieser Kategorie nichts zu bemängeln.


4. Technische Daten
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Es handelt sich beim Takstar Pro 92 um einen dynamische OverEar Kopfhörer , der über 40mm Treiber verfügt. Sein Schalldruckpegel ist angegeben mit 96dB/1mW und ist laut Hersteller für maximal 50mW ausgelegt, wodurch 113dB Lautstärkepegel erreichbar sind. Als kleiner Vergleich dient für mich immer gern der Besuch einer Disco, dort fallen gewöhnlich um 110dB an. Mit 28Ohm lässt der Kopfhörer sich auch ganz einfach an jedem Smartphone betreiben. Der Kopfhörer wiegt nur 237gr.

Es gibt offensichtlich zwei Versionen dieses Kopfhörers, welche am beigelegten Kabel unterscheidbar ist. Die ältere Version mit einem 2,2m langem Anschlusskabel und die neuere Version mit einem 1,6m langem Anschlusskabel. Tatsächlich scheint es so zu sein, dass die neuere Version hinsichtlich der oberen Mitten und des Hochtons etwas überarbeitet wurde, sprich diese wurden ein wenig zurückhaltender gestaltet. Die Messungen dazu sind auf der englischsprachigen Seite „DIY Audio Heaven“ zu finden. Mir liegt die ältere Version vor, was jedoch kein Beinbruch ist, denn ausgeprägte Mitten und Höhen zu mildern, stellt nur ein kleines Problem dar und kann tatsächlich von jedem selbst vorgenommen werden. Die Version mit 2,2m Kabel spielt einige Stücke etwas zu brillant und daher habe ich unter die Pads eine zusätzliche Lage Schaumstoff eingelegt. Dafür eignen sich einfache Ohrpolster aus Schaumstoff für beliegibe andere Kopfhörer, die zum Beispiel für 3€ auf Amazon erhältlich sind und passend zurecht geschnitten werden. Das mildert den Bereich von um 4,5kHz bis 20kHz quasi linear steigend ab. Somit Ergibt sich eine Dämpfung von etwa 1-3dB im Zielbereich obere Mitten und Hochton. Das nimmt genau das etwas Zuviel an Brillanz und der Kopfhörer gewinnt zusätzlich an Auflösung.

Ohne diese Änderung würde mich meine, die ältere Version des Takstar zugegeben nicht so sehr beeindrucken,. Alle meine Eindrücken basieren also auf diese leichte Modifikation der ersten Version.

Unabhängig ob alte oder neue Version verfügt der Takstar Pro 82 über einen einstellbaren Bassbereich. Das wird mittels mechanischer Schalter an den Gehäusen der Treiber realisiert. Diese Verändern die Durchlässigkeit des Bassports und beeinflussen somit die Dämpfung der Membran im Bassbereich. Das hat im Prinzip zwei Wirkungen zur Folge. Erstens wird der Bassbereich bis etwa 320Hz nahezu linear deutlich angehoben und zweitens wird zugleich der direkt darauf folgende Bereich bis etwa 1,5kHz deutlich gedämpft. Das ist in den Messungen schön zu sehen und hat knapp umschrieben zur Folge, dass der spaßig authentisch abgestimmte Takstar zur ordentlichen Bass-Wumme mutiert. Die auftretende Senke hilft, dass der Bass nicht in die Mitten hineindrückt.


5. Soundcheck & Hörproben
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Ich habe mich dafür entschlossen, den Soundcheck prägnant und knapp zu halten, denn wer nach diesem Bericht weiterhin neugierig auf den Takstar ist, der sollte nein muss ihn sich unbedingt selbst anhören. Mir ist jetzt schon klar, der Takstar Pro 82 wird polarisieren. Der ist nichts für Feingeister, soviel vorab. Mit den ersten Tönen habe ich gestaunt und mir sofort meinen Sony MDR-Z7 hergenommen, zu sehr hat mich der Takstar an dessen klangliche Qualitäten erinnert. Beide traten also zum direkten Vergleich an, Takstar Pro 82 vs. Sony MDR-Z7.

Durch den verstellbaren Bassbereich werden prinzipiell zunächst viele Geschmäcker bedient in Bezug auf den Anspruch an der Quantität des Basses. Was der Takstar besser macht als der Custom Pro, den ich ebenfalls besessen hatte, ist die nahezu lineare Anhebung des gesamten Bassbereiches. Beim Custom Pro wurde hauptsächlich der Oberbass angedickt, was mir überhaupt nicht gefallen hat und somit die Basseinstellung für mich nicht brauchbar war. Beim Takstar ist das anders, denn auch der Tiefbassbereich hinunter bis 20Hz ist in der Anhebung enthalten.

Bassport: 1. Position/geschlossen=Schwarz, 2. Position/halboffen=Blau, 3. Position /offen=Rot

Was bringt die Bassänderung nun aber konkret?

Erstens werden alle Bassheads mit dem Takstar auf ihren Geschmack kommen und zwar, ohne dass er muffig oder zu dunkel klingt. Das ist dem Bereich ab 5kHz zu verdanken, der eben nicht wie oft bei anderen Kopfhörern etwas reduziert wird. Zweitens dienen die Unterschiedlichen Bassstufen hervorragend dazu, denn Kopfhörer auf unterschiedliche Lautstärken dem Gehör anzupassen. Wer zum Beispiel sehr leise Musik im Hintergrund hören möchte, der wird auch mit maximalen Bass sehr gut klar kommen. Dann klingt der Takstar sehr ähnlich der Grundeinstellung beim lauten Hören. Ich empfinde die erste Stufe bei „Zimmerlautstärke“ als für mich sehr angenehm. Ein schöner kräftiger Bass, ein leicht gedämpfter unterer stimmlicher Bereich mit Betonung bei 1-2kHz und mit dem Schaumstoffeinleger eine ansprechende und nicht übertriebene Brillanz machen den Takstar zu einem tollen Kopfhörer. So gefällt er mir sogar besser als der Sony MDR-Z7, der mir im direkten Vergleich einen zu ausgeprägten „Badewannen-Charakter“ hat, was durch einen ordentlichen Peak bei etwa 7kHz zustande kommt. Dadurch bekommt der Sony zwar gefühlt einee höhere Detaillierung, doch im Vergleich zum bodenständigen Takstar wirkt das sogar etwas künstlich.

„When she sings to me“ von Jeff Cascaro

Mir gefällt dieser Track in vielerlei Hinsicht. Getragen wird es von einem prägnanten Basslauf, der schnell zu dick aufgetragen sein kann. Hier zeigt sich, dass schon in der Grundabstimmung der Takstar mehr als genug Bass mitbringt und so gerade an der Grenze spielt. Die Stimme wird sehr schön wiedergegeben und steht weder zu weit im Vordergrund noch im Hintergrund. Ohne eingelegten Schaumstoff klingen die akzentuierten Perkussion Elemente mitunter etwas scharf, was jedoch mit dem schnellen Mod komplett erledigt ist.
Im Vergleich zum MDR-Z7 komme ich nicht umher zu sagen, dass der Takstar ausgewogener klingt. Beim Sony klingt mir der Gesang etwas zu verhangen und im Hochton „ringt“ es mir einfach zu viel. Der Takstar hat jedoch im Bereich der Bühne und Räumlichen Darstellung einen intimeren Ausdruck.
Allgemein bei Musik wie Jazz, Blues und eher ruhiges Handgemachtes ist die Stufe 0, also Grundabstimmung des Takstar zu empfehlen. Allerdings… wenn er mobil auf dem Weg zur Arbeit draußen getragen wird, macht sich wiederum die Stufe 1 im Bass auch sehr gut.

„The Expert“ von Yello

Ein Must-Have ist hier die Bassstufe 1 beim Takstar. Diese Art der Musik schreit geradezu noch etwas gepuscht zu werden. Nicht, dass etwa zu wenig Bass sowieso schon vorhanden wäre, doch so wird der Bass richtig „lebendig“. Elektronische Musik profitiert ungemein von den Möglichkeiten des Takstar. Hier vermag ich tatsächlich kaum einen Gewinner auszumachen. Auch wenn der Takstar im Bereich der Mitten etwas zurückgesetzter spielt und der Sony diese 7kHz-Peak mitbringt, so ist das beides hier nicht von Nachteil.

„Fat Roller“ von Boris Blank

Dieses Lied steht stellvertretend für die wenigen Stücke, die sich mit der Bassstufe 2 super anhören. Für mich ist es deutlich zu „dünn“ gemastert. Allerdings muss ich ganz offen zugeben, dass ich kaum Musik gefunden habe, bei der diese Basswumme unbedingt notwendig wäre. Auch bei alten Aufnahmen oder alten Vinyls aus meiner Sammlung ist diese Bassstufe im ersten Moment interessant, doch gerade alte rockige Aufnahmen klingen dann doch sehr unecht und irgendwie fehlt auch etwas, verursacht durch die immense Senke direkte nach dem Bassbereich.
Hier zeigt der Sony erneut, das bei derart gemasterter Musik und auch bei Classic Rock seine Betonung in den oberen Mitten ihn nicht zum Nummer 1 Kopfhlörer machen und ich ihm den Takstar Pro 82 vorziehe.

In diesem klanglichen Direktvergleich setzt sich für mich eindeutig der Takstar gegenüber dem 11 mal so teureren Kopfhörer durch und punktet darüber hinaus auch noch mit dem besseren Tragekomfort, wobei dieser beim Sony schon sehr gut ist.


6. Fazit
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Ich mag den Takstar Pro 82 unheimlich gern als Immer-Dabei- und Urlaubskopfhörer, er hat die meisten meiner geschlossenen Kopfhörer verdrängt, einschließlich des Sony MDR-Z7. Das will schon etwas heißen. Authentisch spielende Studio-Kopfhörer sind beide nicht. Der Takstar hat nicht nur durch seine variable Bassgestaltung die Nase vorn, sondern auch die leicht zurückgesetzten Mitten gefallen mir sehr gut. Mit meiner kleinen Schaumstoff-Modifikation spielt er auch im Hochton nicht zu fordernd. Die räumliche Darstellung ist beim Takstar vergleichsweise intim, doch seine Dynamik und Auflösung sind gut bis sehr gut, auch wenn er in Sachen Auflösung nicht in der audiophilen Referenz-Klasse spielt. Dazu kommt trotz einfacher Verarbeitung sein hervorragender Tragekomfort, welchen ich noch über dem „Sofa-Gefühl“ des Sony MDR-Z7 sehe.
Wer also einen Kopfhörer sucht, der angeregt authentisch spielen soll oder sogar Bass-Wumme sein darf, der sollte sich den Takstar Pro 82 einfach einmal anhören. Angesichts des mittlerweile recht stabilen Preises von um 60€ gibt es keinen Kopfhörer, den ich in dieser Preisklasse mehr empfehlen würde. Ein absoluter Preistipp!

Bewertung

  • 91.6%
    Klang - 91.6%
  • 95.6%
    Sonstiges - 95.6%
93.6%

7. Galerie
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Klangfreund"M"

Klangfreund"M"

gelernter Radio- und Fernsehtechniker und ein Klangfreund mit Leidenschaft zu Kopfhörern, DAPs und sonstigen Miniklangwundern; liebt eine ordentliche Reproduktion satter Bässe, ausgewogene Wiedergabe von Stimmen und Instrumenten, entspannter Hochton mit akzentuierter Brillanz, kurz TP-Signatur; OverEar-Lineup: Dan Clar Audio Expanse, Meze Empyrean 2, Hifiman HE1000SE, HEDDphone 2, Hifiman Audivina, Dan Clar Audio E3; InEar-Lineup: Headphone Company Zeitgeist Blue, Sennheiser IE600, iBasso iT07; Dauerhaft eingesetzte DAPs: Cayin N8ii, iBasso DX320 Max TI; Kopfhörerverstärker im Bestand: Cayin HA-3A, RME ADI 2/4 Pro SE, ifi Audio GO Bar