Takstar HF580 im Test – bassverliebter, planarmagnetischer OverEar Kopfhörer für um 200€

Vor einiger Zeit bin ich bereits auf die Marke Takstar aufmerksam geworden. Damals ging es um den Pro82, der für unter 50€ einige meiner damaligen Premium-Kopfhörer in Rente geschickt hat. Nun ist Takstar mit dem HF580, ein magnetostatischer oder auch planarmagnetischer Kopfhörer, wieder auf meinem Radar aufgetaucht.

Ob auch er es vermag, gegen die etablierten Hersteller bestehen zu können? Hierzu nun meine Einschätzung…


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Der Takstar HF580 wurde mir leihweise von einem Leser meines Blogs zur Verfügung gestellt. An dieser Stelle noch einmal ein ganz großes Dankeschön an dich, Thomas, dass die ein paar Wochen auf den Kopfhörer verzichtet hast.

Erhältlich ist der Takstar derzeit nur als Direktimport aus China und schlägt mit etwa 200€ inkl. Einfuhrumsatzsteuer zu Buche.

Lieferumfang

Der Takstar HF580 wird in einer Auszug-Verpackung geliefert. Zieht man den Mantel ab und öffnet die Schachtel, fällt der Blick sofort auf den HF580 und auf das beiliegende zweite Paar Ohrpolster. Bis auf die üblichen Begleitdokumente ist sonst nichts weiter im Lieferumfang enthalten.


Verarbeitung

Ich darf vorwegnehmen, dass der Kopfhörer insgesamt sehr gut verarbeitet ist. Ich kann weder Oberflächenfehler der einzelnen Materialien entdecken noch knackt oder knarzt es an irgendeiner Stelle. Im Gegenteil, die einfach und doch zweckdienlich ausgeführten Gelenke lassen sich mit angemessenen Widerstand absolut leise bewegen.
Das mit Kunstleder umspannte Kopfband ist relativ einfach gehalten, wobei die Polsterung flach ausfällt und dennoch guten Komfort bietet. Im Inneren des Kopfbandes dürfte es sich um Federstahl handeln, der die beiden Lautsprecher auf Abstand hält. Die Gehäuse sind mit hochglänzend schwarz lackiert und sind wahre Magnete für Fingerabdrücke. Die Gitter sind ebenfalls schwarz und von einer Einfassung in Chrom-Optik umgeben. Auch andere Details wurden in Chrom-Optik ausgeführt. Zusammen mit der schlichten Bauweise und den ovalen Gehäusen verleiht das dem Kopfhörer einen edlen Retro-Look, von dem ich mir nicht ganz sicher bin, ob ich ihn mag. Auf jeden Fall sieht der Takstar HF580 interessant aus.



Technik

Der HF580 ist mit 550gr kein Leichtgewicht, was zum einen an den großflächigen planarmagetischen Treibern mit einer Fläche von knapp 74qcm liegen dürfte und zum anderen an der Materialwahl insgesamt. Natürlich sind hier preiswerte Komponenten verbaut während Hersteller, die mindestens den dreifachen oder noch viel höheren Preis aufrufen, oft teure Eigenentwicklungen in ihre Kopfhörer einfließen lassen. Auch wenn es ein unfairer Vergleich ist, ein AEON Flow Open wiegt dann aber auch nur etwas mehr als die Hälfte des Takstars.
Mit einer Impedanz von 32Ohm ist der HF580 an nahezu allen Kopfhörerverstärkern und Mobilgeräten zu betreiben, wobei er nicht der lauteste zu betreibende Kopfhörer ist. Hier gibt Takstar an, das die maximal zu zuspielende Leistung des HF580 bei 20mW liegt und somit etwa 110dB Schalldruckpegel erreicht werden. Das fest angebrachte Kabel hat eine Länge von 3m und ist mit einem 3,5mm Stereo-Klinke-Stecker versehen.


Tragekomfort

Trotz des hohen Gewichts, welches locker mit den Kopfhörern von Audeze mithalten kann, trägt sich der HF580 recht gut, wobei der Anpressdruck im Bereich der Ohren für mich nicht optimal ist, da die Gehäuse für ein optimales Anschmiegen an den Kopf zu starr aufgehängt sind und so die Kräfteverteilung um die Ohren nicht gleichmäßig ist. Das führt dazu, dass mir die Kopfhörer nach etwa einer halben Stunde im Bereich direkt vor den Ohren anfangen zu drücken. Daher muss ich nach jedem Album um 45 Minuten Länge ein paar Minuten pausieren. Mit Polstern von Brainwavz, die ich testweise angebracht hatte, sieht das ganze wieder anders aus,. Die Kopfhörer lassen sich dann zwar stundenlang am Stück trage, sehen aber dann sehr „verbastelt“ aus.
Was für mich ein absoluter Killer ist, ist das gummierte Kabel. Dieses ist zwar flexibel, hat aber das Bestreben immer ein ganz bestimmte Ausgangsform anzunehmen und so hängen mir die Strippen immer entweder direkt am Hals oder am Oberteil meiner Kleidung. Das wäre halb so schlimm, wenn die Oberfläche nicht so stumpf und griffig wäre. Das zieht ab und angenehm unangenehm an der Haut, wenn ich den Kopf drehe oder es zieht mir beim Aufrichten den Kopfhörer fast vom Kopf, weil dieser „Schlauch“ an der Kleidung gewissermaßen festsitzt.
Hier sollten unbedingt abnehmbare Kabel realisiert werden, dafür würde ich sogar 10€ mehr zahlen. Damit wäre es dann auch möglich, den HF580 symmetrisch zu betreiben.



Klang

Die Erwartungen an einen planarmagnetischen Kopfhörer sind bei mir stets sehr hoch. Das hat einfach damit zu tun, da sie hohes Potential bieten hinsichtlich ihrer flächenstrahelnden Eigenschaften und so unkritisch sind, wie der Kopfhörer aufgesetzt wird. Bei dynamischen Kopfhörern ist es je nach Positionierung über dem Ohr so, dass sich die wahrgenommene Tonaliät signifikant ändern kann. Das Problem hat der HF580 nicht.
Die eingesetzten Treiber lösen sehr fein auf und der HF580 schafft es einen realistischen Raum mit einer ebenfalls realistischen Bühne zu erzeugen. Auch die Instrumente lassen sich sehr schön im Raum orten. Eigentlich alles beste Voraussetzungen für einen Magnetostaten.
Jedoch ist die tonale Abstimmung für mich tatsächlich dann das Manko, denn im Bassbereich und in Teilen des Gesangs – und ich liebe guten und kräftige Bässe – ist es mir grundsätzlich einfach zu viel des Guten. Sobald der Takstar mit fett abgemischten Songs gefüttert wird, komme ich mir wieder vor mit Anfang 20 in einem soeben mit einem Subwoofer ausgestattetem Kleinwagen zu sitzen, bei dem das New-Toy-Syndrom noch die Oberhand hat, um zu zeigen, was klang-/basstechnisch nun möglich ist. Und genauso wie damals im Auto nach der Crossover-Frequenz des Subwoofers, sackt auch beim HF580 der Frequenzverlauf von 800Hz bis 2.000Hz um satte 15dB ab, um dann aber für sich wieder recht ausgewogen zu sein. Diese Unausgewogenheit vor und nach grob 1kHz führt dann aber auch dazu, dass die Brillanz und auch Instrumente auf der Strecke bleiben, besonders bei bereits im Bass und/oder Gesang kräftig abgemischte Musik. Bei Classic-Rock oder Acapella-Alben fällt das weniger auf, doch bei Mainstream, Electro und für mich extrem im Jazz ist der Unterschied einfach zu viel des Guten. Schade, dass das Potential des FH580 zumindest für meinen Geschmack nicht ausgeschöpft wird.

15dB Niveau-Abfall ab 2.000Hz



Vergleich

Einen Vergleich kann ich zum HF580 kaum ziehen, denn klanglich ist der eben tatsächlich eher ein Basshead und nicht einmal als warm zu kennzeichnen, so dass die Vergleiche zu anderen magnetostatischen Kopfhörern mir sehr schwer fallen. Daher gehe ich weniger auf die Tonalität ein, als dass ich versuche die technische Qualität der Treiber zu vergleichen.

Ein Hifiman HE4XX ist beispielsweise deutlich heller abgestimmt, spielt aber nicht so präzise und auch im Bass nicht so konturiert wie der HF580. Hinsichtlich Präzision und Impulsverhalten ist der Takstar dem Hifiman überlegen.

Beim AEON Flow Closed oder auch Open sehe ich insbesondere im Mittenbereich leichte Vorteile gegenüber dem Takstar, denn Instrumente geben die beiden MrSpeakers Kopfhörer „sauberer“ wieder. Hinsichtlich Brillanz und Präzision höre ich jedoch kaum Unterschiede. Hier könnte Takstar auf Augenhöhe liegen, wäre diese „interessante“ Abstimmung nicht gegeben. In Sachen Dynamik sind aber die eigens bei MrSpeaker entwickelten Treiber deutlich denen des HF580 voraus.

Ein absolut unfairer Vergleich ist natürlich der, den mehr als 10 Mal so teuren Ether2 herzunehmen und mit dem HF580 zu vergleichen. Aber dieser Vergleich ist schon wichtig und so zeigt sich dann auch, warum der preisliche Unterschied vorhanden ist. Ob gerechtfertigt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Im direkten Vergleich klingt der Ether2 einfach authentischer, aufgeräumter und hinsichtlich Dynamik ist der wo ganz anders unterwegs. Dazu kommen dann die 270gr Gewicht zu den 550gr des Takstar. Der Tragekomfort beim Ether2 ist bisher ungeschlagen und auch die Möglichkeit, unterschiedliche Kabel zu nutzen, verbucht der Ether2 für sich. Am Ende sind die Treiber auch leistungsfähiger als die des HF580 was die maximale Endlautstärke angeht. Dort wo beim Takstar Verzerrungen auftreten, ist der Ether2 absolut entspannt. Gut… 2.000€ Preisdifferenz, weniger darf da auch nicht erwartet werden. Angesichts dessen schlägt sich der Takstar HF580 sogar sehr gut.



Fazit & Bewertung

Der Takstar HF580 birgt ein verdammt hohes Potential und verfügt über Präzision, einer feinen Auflösung und einer sehr guten Verarbeitung. Doch er verpasst meine Empfehlung schlicht und ergreifend aus dem Grund, weil seine Abstimmung suboptimal ist.
Ich kann nicht einmal sagen, dass mir seine Abstimmung nicht sogar gefällt. Neben der sher angenehmen Abstimmung vom Mittel- bis hin zum Hochton , ist er auch im Bassbereich absolut souverän und leistet sich technisch da keine Blöße. Leider hat hier der Schneider das Hosenbein als Ärmel angenäht, der Versatz vom Bass zum Rest ist einfach deutlich zu hoch ausgefallen. Wird das einmal korrigiert, könnte der HF580 mit guten Chancen in der Klasse der Magnetostaten bis 1.000€ antreten.

Bewertung

  • Tiefbass
  • Bass
  • Mitten
  • Brillanz / Hochton
  • Dynamik
  • Räumlichkeit
  • Design / Verarbeitung
  • Kabel
  • Tragekomfort
  • Preis
3.7

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Klangfreund"M"

Klangfreund"M"

gelernter Radio- und Fernsehtechniker und ein Klangfreund mit Leidenschaft zu Kopfhörern, DAPs und sonstigen Miniklangwundern; liebt eine ordentliche Reproduktion satter Bässe, ausgewogene Wiedergabe von Stimmen und Instrumenten, entspannter Hochton mit akzentuierter Brillanz, kurz TP-Signatur; OverEar-Lineup: Dan Clar Audio Expanse, Meze Empyrean 2, Hifiman HE1000SE, HEDDphone 2, Hifiman Audivina, Dan Clar Audio E3; InEar-Lineup: Headphone Company Zeitgeist Blue, Sennheiser IE600, iBasso iT07; Dauerhaft eingesetzte DAPs: Cayin N8ii, iBasso DX320 Max TI; Kopfhörerverstärker im Bestand: Cayin HA-3A, RME ADI 2/4 Pro SE, ifi Audio GO Bar