Bluetooth Lautsprecher – iROAR GO im Test – Keine Revolution, doch innovative Evolution

Der iROAR GO aus dem Hause Creative ist das derzeit neueste Modell im Barrendesign und vereint sowohl altbekannte Features als auch Neuerungen. Was wir im Detail erwarten können, das beschreibe ich im Verlauf dieses Artikels.

bild1Mit Creative habe ich 1989 bereits meine ersten Erfahrungen gemacht, als ich meinem Computer den ersten Sound mit Hilfe der Sound Blaster 1.0 Karte spendiert habe. Auch wenn der AMIGA schon viel früher tolle Klänge und Musik produzieren konnte, hat sich das Produkt Sound Blaster schnell weiter entwickelt und bis heute sogar kontinuierlich verbessert. Aktuell bietet Creative zusätzlich neben Web-Kameras, Gaming Headsets, Kopfhörer und der Sound Blaster Reihe auch Lautsprecher an.

Insbesondere die Lautsprecher der ROAR Serie sorgen in den letzten zwei Jahren dafür, dass nicht nur Notebooks per USB einen hochwertigen Klang erhalten sondern auch Smartphones via Bluetooth über einen mobilen Begleiter verfügen.

Nach dem ROAR, ROAR 2, ROAR Pro und zuletzt dem iROAR gibt es nun den iROAR GO im Portfolio von Creative.

Passiver Radiator

Schon die ersten ROAR Lautsprecher haben kraftvollen und satten Klang geboten. Mit dem iROAR spendierte Creative dem Lautsprecher sogar seine eigene App. Somit kann der Nutzer zwar nicht unbegrenzt auf den Klang Einfluss nehmen, doch neben Tera Bass und ROAR-Modus sind zusätzliche individuelle Equalizer-Einstellungen möglich. Jedoch ist der iROAR größer als alle Modelle davor ausgefallen sind und mit 1,5L ist er weit davon entfernt als klein bezeichnet zu werden. Der iROAR Go hingegen ist mit 1,0L Volumen deutlich geschrumpft und damit der kleinste und mit nur 810gr der leichteste Lautsprecher der ROAR Serie.

Der iROAR GO bietet zwar nicht alle Features des iROAR wie zum Beispiel den optischen Eingang oder aptX als Übertragungsprotokoll, dafür liegt er preislich auch nur bei der Hälfte. MicroSD und USB Unterstützung,der Betrieb als USB Lautsprecher an einem Notebook sowie eine eigene App zur Steuerung und gezielten Wiedergabe von Musikdateien von einem eingesteckten Speichermedium bilden neben Bluetooth die wichtigsten Features ab. Ob sich die 200€ Aufpreis zum erwachsenen iROAR lohnen, sei dahingestellt.

Was aber bietet dieser schlanke und erstmals richtig portable ROAR-Lautsprecher im Vergleich zu seinen Geschwistern wenn es um die Verarbeitung, Bedienbarkeit und Klang geht?

 

Ein Video mit Soundcheck befindet sich am Ende des Artikels.

 

Verarbeitung & Bedienung

Das Design ist typisch für die ROAR-Serie. Der iROAR ist quaderförmig und verfügt über 3 aktive Lautsprecher als 2.1 System und über 2 passive Radiatoren an den Seiten, welche frei liegen. In einen Rucksack würde ich den iROAR deswegen nur mit einem geeigneten Beutel stecken. Die Bedienelemente teilen sich auf zwei Flächen auf, wobei eine der beiden immer die obere ist. Erstmals ist nämlich der iROAR dafür vorgesehen sowohl flach als auch hochkant betrieben zu werden, was an den Gummifüßen auf beiden Flächen zu erkennen ist. bild8Die Schnittstellen sind hinter Gummiklappen untergebracht, welche verschlossen den iROAR das IPX6-Rating verschaffen und er somit gegen starkes Strahlwaser geschützt ist. Tauchgänge darf der iROAR nicht machen, doch er ist geschützt egal ob er im Regen, am Strand oder unter der Dusche betrieben wird.

bild12Die Verarbeitungsqualität ist gut, jedoch nicht sehr gut. Zumindest bei meinem Gerät gibt es gerade im Bereich der seitlichen Abdeckungen kleine Lackfehler, die zwar nur bei genauer Betrachtung zu sehen sind, dennoch erwarte ich diese Fehler bei einem exklusiven Creative Produkt nicht.

 

Der iROAR GO lässt sich einwandfrei sowohl mit seinen Tasten bedienen als auch mit der zugehörigen App. Die Sound Blaster Connect App bietet nicht nur die Funktionalitäten der am Gerät befindlichen Tasten sondern enthält weiterführende Möglichkeiten zur individuellen Anpassung des Klanges als auch exklusiven Zugriff auf die angeschlossenen Speichermedien.

Doch alles im Detail der Reihe nach.

Gewicht und Größe

Mit nur 1L Volumen und 810 gr ist der iROAR GO kleiner und leichter als der ROAR 2 und alle anderen ROAR Modelle. Somit passt er zwar nicht in eine Hosentasche, doch auch im Rucksack nimmt er kaum Platz weg. Auch für beruflich Reisende sollte die Größe kaum und das Gewicht nun nicht mehr entscheidend sein.

Design & Haptik

Im Design und Haptik reiht er sich in die ROAR-Serie ein. Dennoch wirkt der iROAR Go nun etwas kerniger, dank der abgesetzten Seiten und dem etwas verändertem Gitter. Es wurden sowohl die  Bedienelemente verbessert als dass nun auch eine horizontale und vertikale Aufstellung mittels Gummifüsse direkt ab Werk unterstützt werden.

Sonstige Features

  • Stahlwasserschutz nach IPX6, somit ist auch ein Strandbesuch kein Problem, auch wenn mal ein Wasserschwall auf den Lautsprecher käme.
  • Der Akku bietet mit 5.200mAh eine Spielzeit von bis zu 12 Stunden (ROAR 2: 6.000mAh mit 8 Stunden).
  • App Unterstützung mit direkter Titelanwahl der auf Speichermedien verfügbaren abspielbaren Dateien inklusive FLAC Unterstützung.
  • Noch energiesparender Bluetooth 4.2 Standard.

Anmerkung zum Thema Bluetooth: Hinsichtlich iOS ändert sich mit der Unterstützung von AAC weiterhin nichts, wenn es um den Übertragungsstandard geht. Verzichtet werden muss jedoch auf aptX als Übertragungsprotokoll, was natürlich für einige Anwender den iROAR theoretisch als audiophilen Lautsprecher wegfallen läßt, denn die Wiedergabequalität ist im Vergleich zu manch anderem Lautstprecher mit aptX-Unterstützung und insbesondere im direkten Vergleich bei Wiedergabe von SD-Karte doch etwas reduziert. Bemerkbar macht sich das vor allem im Bereich des Hochtons. Interessant ist, dass dieses mit iOS-Geräten deutlicher auffällt als mit Android-Geräten.

ABER… auch wenn der ROAR 2 über aptX verfügt hat, konnte er das klanglich nicht umsetzen. Der iROAR GO klingt deutlich offener und hat, wenn auch nur der SBC-Codec unterstütz wird, dennoch für mein Empfinden eine klarere Detailzeichnung. Es kommt eben immer auch darauf an, was aus dem zugeführten Signal in letzter Konsequenz gemacht wird.

Das ist auch schon die Überleitung zum wichtigsten Thema, dem Klang.

Klang & App Unterstützung

capture_2016-10-24-22-31-51Wie ich schon angedeutet habe, ist er klanglich nicht nur dem ROAR 2 überlegen. Durch die vielen wenn auch nicht unbegrenzten Möglichkeiten der Klanganpassung, kann ich nicht einmal sagen, was ihm eigentlich fehlt oder wo er besonders gut ist. Wem die im Prinzip 5 Sound-Modi ROAR, Neutral, Warm, Energiegeladen und Superwide nicht genug sind, der kann im Equalizermodus neben 14 Presets noch manuell die Kurve mittels grafischer „Modellierung“ als benutzerdefiniertes Setting den Klang anpassen.

Ich konzentriere mich daher auf den ROAR Modus, denn der hat den bekannten TeraBass direkt mit integriert. Somit verfügt der ROAR-Modus nun gleichzeitig über einen ordentlichen Loudness, so dass leise gespielt die Bässe deutlich angehoben werden. Das resultiert für meinen Geschmack jedoch darin, dass der Klang bis Zimmerlautstärke eine Spur zu warm wird, hier hätte ich mir auch etwas mehr Anpassung im Bereich der Höhen gewünscht. Mein bevorzugtes Preset ist daher Energiegeladen. Auch in dem Modus scheint es eine leichte Bassbetonung zu geben, wenn er leise spielt, insgesamt klingt der iROAR damit ausgewogener und ab Zimmerlautstärke legt er gefühlt noch etwas an Klangfülle zu, die leise einfach zu viel wäre. Aber auch im individuellen EQ-Modus ist er klanglich super anpassbar. Übrigens wird bei jedem Preset die Kurve angezeigt und ist direkt änderbar, was dann als benutzerdefiniertes Preset hinterlegt wird. Super!

Egal in welchem Modus, der Bass übersteuert mit den lautsprechereigenen Settings auch bei fett abgemischten Tracks wie denen von Soulpersona nicht. Lediglich die Bässe werden ab etwa 60% Lautstärke reduziert, bleiben aber druckvoll vorhanden. Ich habe keine Effekte feststellen können, dass ein Bassanschlag kurz nach dem Anspielen reduziert wird, was sich dann als Pumpen bemerkbar machen würde. Hier hat Creative ganze Arbeit geleistet. Alle Modi sind gut abgestimmt, wobei einzig der SuperWide Modus mir nicht so ganz zusagt. Der iROAR klingt damit räumlicher, doch einen super breiten Stereo-Effekt kann ich damit nicht ausmachen. Das ist aber nicht mein Kritikpunkt, sondern dass der Bassbereich unnötigerweise zu sehr dabei reduziert wird. In dem Bereich findet kaum der Eindruck von Räumlichkeit statt. Leider ist über den EQ der Bass nicht zusätzlich veränderbar. Das wäre das iTüpfelchen, wenn zu einem der festen Grundabstimmungen dort noch Veränderungen im Bass oder Treble vorgenommen werden könnten. Vielleicht kommt das aber noch mit einer neuen Softwareversion, ich werde das in jedem Fall bei Creative anregen. Wenn ich nämlich im SuperWide Modus den EQ am Smartphone benutze um Bass hinzuzufügen, bleibt die Räumlichkeit komplett erhalten und endlich fängt der iROAR GO auch wieder an zu brüllen.

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Toll ist aber, dass jedes in der App vorgenommene Setting im iROAR GO hinterlegt wird und auch ohne App per Tastendruck des ROAR-Buttons abrufbar ist. So gibt es immer 3 Modi. 1. Flat, EQ und ROAR, wobei der EQ Modus immer der ist, der zuletzt per APP eingestellt wurde. Auch das ist sinnvoll durchdacht und einfach genug umgesetzt, um sich merken zu können, welcher Modus eigentlich aktiv ist auch ohne App. Der EQ Modus wird durch eine kleine blaue LED signalisiert während bei aktivem ROAR die Taste selbst beleuchtet ist.

Ein oft diskutierte Frage bezüglich des Klangs ist immer, ob aptX bei Bluetooth sinnvoll ist oder nicht. Ich möchte sagen, dass es sein kann aber nicht sein muss, Punkt. Der ROAR 2 klingt nicht besser, nur weil er über aptX verfügt, im Gegenteil. Der iROAR GO spielt klarer und detailreicher soager über SBC. Das liegt sehr wahrscheinlich am Postprocessing, das nun einfach mit dem neuen ROAR optimiert ist. Anstelle aptX ist nun aber Bluetooth 4.2 integriert und das ist ein immenser Vorteil, denn auch ohne aptX spielt der iROAR GO nun alle von mir getesteten Youtube Videos egal ob über meinem iPad Mini oder meinem LG V10 Android Smartphone lippensynchron ab!

Somit ist der einzige Vorteil, den aptX per Prinzip mitbrachte, nämlich eine deutlich geringere Latenz mit der neuen Bluetooth 4.2 obsolet. Ich besitze den Expower Premium Lautsprecher, der ebenfalls über Bluetooth 4.2 verfügt und auch bei dem habe ich festgestellt, dass er ebenfalls lippensynchron über Bluetooth abspielt. Klanglich spielt er aber zwei Ligen unter dem iROAR GO, was wiederum für etwa ein viertel des Preises gut ist.

Soundblaster Connect App – EQ und SD Funktionen

Zur Soundblaster Connect App ist zu sagen, dass die Nutzung unter Android derzeit deutlich besser ist als unter iOS. Bei Android läuft die App einfach im Hintergrund und Änderungen werden ohne Verzörerung sofort übermittelt und durch den Lautsprecher umgesetzt. Unter iOS auf meinem iPad Mini ist leider die grafische EQ-Funktion nicht nutzbar, da sie schlichtweg nicht dargestellt wird. Auch die EQ-Presets sind nur schwer auswählbar, hier ist unter iOS dringend Nachholbedarf.

capture_2016-10-24-22-31-30Wer nun Musik auf eine MicroSD-Karte oder einem USB-Stick ablegt und diese dem iROAR GO zum Futtern gibt, der hat mit der App nun die Möglichkeit einzelne Tracks direkt abzuspielen. Die einzelnen Stücke werden in einer langen Liste, welche nach alphabetischer Reihenfolge zuerst nach Verzeichnissen und dann nach Dateien sortiert ist dargestellt. Leider gibt es noch keine Gruppierungen nach Künstler, Alben oder Ordnern, obwohl Tags aus den Dateien ausgelesen und auch per App angezeigt werden. Für knapp 2100 Dateien benötigte mein Android Smartphone zur erstmaligen Indizierung etwa 2 Minuten unter iOS dauerte es etwa 5 Minuten. Auch hier läuft die iOS App noch nicht rund. Vom Design ist die App intuitiv gehalten und alle Features sind sinnvoll in Menüs strukturiert. Die Bedienung ist damit sehr einfach und selbsterklärend gehalten. Ich bin zuversichtlich, dass mit den nächsten Versionen auch die Performance unter iOS besser wird. Der App würde ich an dieser Stelle zunächst nur 3 von 5 Sternen geben, das hat aber keinen Einfluß auf die Bewertung des iROAR GO, da die App ein zusätzliches Feature ist, welches grundsätzlich zunächst für den Betrieb nicht notwendig ist. Settings sind auch so im Lautsprecher hinterlegbar, auch wenn es unter iOS etwas Geduld braucht.

Fazit

Im Ergebnis bietet der Creative iROAR GO für einen Preis um 199€ eines der besten Pakete, die ein portabler Bluetooth Lautsprecher aktuell bieten kann. Auch wenn für mich persönlich der Bass noch eine Nuance tiefere Frequenzen wiedergeben darf, spielt er klanglich ganz Oben mit. Wenn nun die App hinsichtlich der Titelwahl von USB-Stick oder MicroSD-Karte um Album, Interpret und vielleicht sogar Ordner erweitert werden kann, dann gibt es kaum mehr einen Grund sein Smartphone über Bluetooth streamen lassen zu müssen. Die Musik, egal ob MP3 oder High Res FLAC, wäre dann wunschlos abrufbar quasi im Gerät enthalten und ein Tablet oder Smartphone dient dann bis auf Ausnahmen lediglich nur noch als Fernbedienung. Das wünsche ich mir beim iROAR GO, denn klanglich ist er deutlich besser als die alten ROAR Modelle und bietet auch vielen aktuellen Modellen wie zum Beispiel JBL Charge 3, BOSE Soundlink Mini, SONY SRS-XB3 und selbst den Lautsprechern von BeoPlay Paroli. Wer bereit ist knapp 200€ zu investieren kommt am iROAR GO kaum vorbei. Wenn auch der iROAR GO etwas größer ist als der populärstem Bluetooth Lautsprecher, der BOSE Soundlink Mini, kann der iROAR GO klanglich und hinsichtlich Lautstärke alles besser. Er spielt deutlich lauter bei besserem Klang und bietet zudem mehr technische Features und einen größere Flexibilität bei de Individualisierung und das auch auch im Vergleich zu vielen anderen Markenlautsprechern wie zuvor bereits auszugsweise genannt. Das macht den iROAR GO aus!

 

Anbei noch eine Fotostrecke unter anderem mit ein paar Grössenvergleichen…

Klangfreund"M"

Klangfreund"M"

gelernter Radio- und Fernsehtechniker und ein Klangfreund mit Leidenschaft zu Kopfhörern, DAPs und sonstigen Miniklangwundern; liebt eine ordentliche Reproduktion satter Bässe, ausgewogene Wiedergabe von Stimmen und Instrumenten, entspannter Hochton mit akzentuierter Brillanz, kurz TP-Signatur; OverEar-Lineup: Dan Clar Audio Expanse, Meze Empyrean 2, Hifiman HE1000SE, HEDDphone 2, Hifiman Audivina, Dan Clar Audio E3; InEar-Lineup: Headphone Company Zeitgeist Blue, Sennheiser IE600, iBasso iT07; Dauerhaft eingesetzte DAPs: Cayin N8ii, iBasso DX320 Max TI; Kopfhörerverstärker im Bestand: Cayin HA-3A, RME ADI 2/4 Pro SE, ifi Audio GO Bar