1More Piston Fit Bluetooth (E1028BT) im Test – Low Budget und besser als erwartet!

Vorwort

Als mich Thomas von 1More gefragt hat, ob ich Lust habe, den neuen Piston Fit Bluetooth zu testen, hatte ich ehrlich gesagt gezögert, denn was soll nach dem Dual ANC BT, der Test ist hier nachzulesen, noch kommen, was mich in der Kategorie noch interessieren könnte?
Als Thomas aber sagte, dass der Piston Fit BT gar kein Upgrade in der Richtung darstellen soll, sondern ein absoluter Knaller im untersten Preissegment werden wird, war ich doch wieder neugierig, ob und wie 1More diese klare Ansage umsetzen wird…


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Der 1More Piston Fit ist mir direkt von 1More.com zur Verfügung gestellt worden.


Das Auspacken

In ungewohnt einfacher Verpackung wird der 1More Piston Fit BT angeliefert. Kein Karton zum Aufklappen, keine besonderen Zeichnungen, keine zwei Ebenen und fixiert ist der Kopfhörer in einem einfachen Plastikträger, hinter dem wiederum Ladekabel und Bedienungsanleitung liegen; einfach so. Hier werden die Erwartungen sofort heruntergeschraubt. Einfach nur gutes Marketing? Wer nicht viel erwartet wird auch nicht enttäuscht! Oder einfach nur gutes Produktmanagement?



Handhabung & innere Werte

Das Anlegen und die Bedienung ist denkbar einfach. Einfach das Nackenband hinten um den Hals gelegt und in die Ohren eingesteckt. Der Tragekomfort ist sehr gut. Werden die Piston Fit BT kurzzeitig nicht benutzt, lassen sich die Gehäuse magnetisch vor der Brust zusammenheften.
Alle Tasten zur Bedienung sowie die Ladebuchse befinden sich auf der rechten Seite des Nackenbandes, welches sehr schlank ausfällt. Es gibt vier Tasten, mit denen entweder ein- oder ausgeschaltet wird, die Lautstärke angepasst oder vor- und zurückgesprungen wird sowie eine Taste für Play/Pause.



Die Lautstärke wird unter Android wie oft üblich nicht synchron geregelt. Das bedeutet, der Kopfhörer sollte ruhig auf maximaler Lautstärke eingestellt werden, damit man vom Smartphone aus die maximale Lautstärke auch erreichen kann. Die erste Stufe ist auch angenehm leise und ohne Rauschen. Trotz nur SBC-Codec liefert der Piston Fit BT eine absolut schwarze Stille während die BT-Verbindung mit meinem Pocophone F1 besteht. Das ist nicht selbstverständlich. Oft gibt es Kopfhörer, die mit zunehmender Lautstärke auch ein hörbares Grundrauschen mitbringen. Einige Hersteller kaschieren das mit Abschalten des integrierten Verstärkers, wenn das Nutzsignal einen bestimmten Pegel unterschreitet. Nicht so der Piston Fit BT, denn da schaltet nichts extra stumm, der ist einfach absolut rauscharm.

In Bezug auf die Verbindung ist der Piston Fit BT nicht wählerisch, denn er verbindet sich stets nur mittels SBC-Codec. Dabei spielt er jedoch bei Filmen absolut lippensynchron. Es ist egal, ob ich nun über Spotify streame oder mit dem Hiby-Player vom Pocophone FLAC Dateien zuspiele, die Klangqualität ist stets identisch. Offensichtlich wird über SBC mit 320 kBit übertragen, was höchster SBC-Qualität entspricht.
Die Bluetooth-Verbidung ist sehr stabil und funktioniert über zwei Räume hinweg sehr gut. Das integrierte Mikrofon ist zum Telefonieren via BT sehr gut geeignet, meine Gesprächspartner konnten mich stets gut verstehen.



Die Laufzeit soll laut 1More 8 Stunden betragen und innerhalb einer Stunde soll nachgeladen sein. Auf beide Werte komme ich natürlich nicht, denn in meinem Anwendungsszenario im Mischbetrieb – mit auch mal volle Pulle Musik – hat er gute 7 Stunden geschafft. Das Aufladen hat etwa 70 Minuten gedauert, wobei ich anhand des über BT übermittelten Akkustandes geprüft habe. Der LED nach war der Piston Fit bereits schon ein paar Minuten zuvor mit dem Aufladen fertig. Das passt schon.
Aufgeladen wird übrigens noch mit Micro-USB, neben der minimalistischen Konstruktion und dem eher zweckmäßigen Design ein weiterer Rotstift-Punkt für das Jahr 2019 und USB-C.

Wer nun aber denkt, dass wir hier über einen 99€, 79€ oder 59€ Kopfhörer sprechen, der hat weit gefehlt.
Eingangs stellte ich die Fragen, ob hier gutes Marketing am Werk ist oder gutes Produktmanagement? Beides!
Die technischen Rahmenbedingungen für ein Low-Cost-Produkt wurden absolut eingehalten und so beschert uns 1More den Piston Fit BT für sagenhafte zur Produkteinführung 29,99€!

Das ist der Knaller, von dem Thomas zuvor sprach und weswegen ich auch neugierig geworden bin. Denn für den Preis erhält man immer bunten Blumenstrauß voller Kompromisse, doch bisher kann ich mit allen Punkten sehr gut leben. Den hoffentlich ausbleibenden Ausreißer suche ich zu diesem Zeitpunkt noch. Bleibt zu hoffen, dass sich der nicht im Klang wiederfindet.



Klang

Achtung, es zeigt sich wie schon einmal mit einem anderen In Ear von 1More, dass der Klang sehr vom benutzen Tipp und dem entsprechendem Seal abhängt. Den besten Seal erreiche ich mit den mitgelieferten L-Tipps, den besten Klang allerdings mit den M-Tipps, dann klingt der In Ear schon nahezu neutral. Ich habe allerdings mit den L-Tipps getestet, weil mir der Piston Fit BT am Ende so am meisten Spaß gemacht hat.
Hinzu kommt, dass der Kopfhörer durchaus ein paar Stunden laut betrieben werden sollte. Ich gehe jetzt nicht soweit von „Burn-In“ zu sprechen, doch insbesondere im Hochton wird er etwas „besser“ bzw. klanglich „runder“ als wenn er direkt aus der Verpackung gehört wird.

Hier merkt ihr schon, es geht schon los, gerade bei diesem preiswerten Kopfhörer jede Kleinigkeit aufzuwiegen. Ich merke richtig, wie ich diesen 30€ Kopfhörer richtig auf den Zahn fühlen möchte. Komisch.
Der Wunsch ist hier Vater des Gedankens, nämlich vielleicht einen absoluten Geheimtipp aufzutun.

Aber halt, was ist objektiv denn klanglich zu erwarten bei einem 30€-BT-Kopfhörer, der 8 Stunden Laufzeit bietet, kein hörbares Grundrauschen hat, lippensynchron spielt und somit tauglich für Filme ist?
Viel Budget bleibt für den Klang da sicherlich nicht übrig, sprich die Treiber werden nicht High-End sein und auch beim Klangtuning werden wohl keine hohen Entwicklungsbeträge in die Bezahlung eines Tonmeisters zusätzlich eingeplant worden sein.

Okay. Nun bin ich gedanklich wieder geerdet und starte dann mal mit den Hörproben und bin gespannt, wie sich der 1More Piston Fit BT schlagen wird…



„Siciliana in G Minor“ des Jacques Loussier Trio klingt etwas „eckiger“ als beispielsweise der 1More DUAL ANC. Der Bass steht gut im Raum und bringt einen sehr schönen Körper mit. Bass und Klavier ergänzen sich gut. Die Becken des Schlagzeugs klingen leicht „blechern“ und das Klavier einen Hauch metallisch. Wer gerne Klassik hört, für den wird der Piston Fit BT sicherlich nicht die 1. Wahl werden.


„Sankara“ von Alpha Blondy, der Titel steht für Bass und Hochton. Der Bass kickt mit dem Piston Fit überzeugend, ohne den Tiefbass zu vernachlässigen. Die Dynamik passt mit dem preiswerten InEar absolut. Bereits im Mastering wurde für meinen Geschmack der Superhochton leicht überzeichnet. Hier zeigt sich, dass der Piston Fit BT dort die Spitzen glättet. Diese typsichen Nadelspitzen fehlen hier, was mir bei diesem Song positiv entgegen kommt. Das kann aber an anderer Stelle vielleicht auch etwas wenig sein. Der Gesang und die Instrumente im Allgemeinen sind sehr schön dargestellt, dort habe ich nicht das Gefühl, dass mir etwas fehlt.


Kari Bremnes singt „A Lover in Berlin“ sehr überzeugend. Mit dem 1More Piston Fit BT ist das nicht anders. Auch wenn einige Akzente mit ihm etwas „metallischer“ wirken im Vergleich zu high-fideleren Kopfhörern spielt der Piston Fit BT absolut musikalisch. Die Gitarre, Bass und Klavier umrahmen den Gesang passend. Hinsichtlich Abstriche. Das habe ich schon deutlich größer und realistischer gehört.


„What I’ve done“ von James Hersey steht hier stellvertretend für Mainstream und Pop, das funktioniert hervorragend mit dem 1More Piston Fit BT. Eine sehr druckvolle Basslinie, der Gesang leicht zurückgesetzt, das Synthi-Klavier im Hintergrund, so klingt der Song richtig gut. Der Fuß wippt mit. Die Brillanz könnte etwas ausgeprägter sein, macht den Kopfhörer aber genau so absolut langzeittauglich.

Genre: Metall allgemein

Hier habe ich mich durch einige Titel der Playlist von Kopfbox durchgehört. Der Piston Fit BT nervt auch bei diesen Genre nicht, jedoch ist dort dann deutlich zu hören, da ihm bei Musik mit solch einer Komplexität in Bezug auf die Instrumentierung und Klangvielfalt etwas die Luft ausgeht und das Abbildungsvermögen deutlich an die Grenzen kommt. Das ist aber nicht dramatisch, die Musik ist weiterhin hörbar, doch die Treiber schienen da einfach zu komprimieren.

Klangfazit

Wer mit dem Piston Fit BT nicht gerade am Abend zu Hause aktiv Musik hören möchte, kann ihm beruhigt alles – vielleicht bis auf Klassik – zuspielen und wird so stundenlang Freude haben, ohne genervt zu werden. Klassik klammere ich deswegen aus, da gerade dort der Kopfhörer eine bessere Auflösung, den Hauch mehr an Brillanz benötigt und auch räumlich mehr als nur Stereo bringen muss.
Insgesamt macht der 1More Piston Fit BT macht aus meiner Sicht nichts wirklich verkehrt. Audiophile Ansprüche erfüllt er nicht und dennoch macht es Spaß, mit ihm Musik zu hören.

Achtung
An dieser Stelle der Hinweis zur Gefahr, sich beim Aussetzen zu hoher Lautstärke das Gehör nachhaltig schädigen zu können. Das gilt für die Benutzung von Kopfhörern im Besonderen.


Lautstärke

Hinsichtlich der maximalen Lautstärke ist der 1More gut unterwegs. Als sehr laut bezeichne ich bereits seine vorletzte Stufe und sein Maximum ist auch mein gehörtes Maximum. Verzerrungen gibt es dabei nicht, eventuell hat 1More da von den Modellen zuvor gelernt und den Verstärker einfach entsprechend etwas eingebremst. Für mich geht das völlig okay.


Fazit

Wenn es um Preis-Leistung geht, ist der 1More Piston Fit BT tatsächlich ein kleiner Geheimtipp. In Bezug auf den Klang ist er gut unterwegs, ohne dabei aus der breiten Masse heraus zu stechen. Wer einen einfachen und eher spaßig neutral abgestimmten Kopfhörer im Budget um 30€ mit langer Laufzeit und tollem Tragekomfort sucht, kommt um den 1More Piston Fit BT nicht herum. Der ist tatsächlich einen Knaller im Bereich der Bluetooth In Ear Kopfhörer.

Und am Ende bin ich froh, doch noch neugierig geworden zu sein und endlich auch wieder einmal einen sehr guten Bluetooth Low-Cost-InEar getestet zu haben.

Von mir gibt es eine uneingeschränkte Empfehlung angesichts des sehr günstigen Preises von 29,99€.


Absolute Preis-Leistungs-Empfehlung!


Bewertung

  • 93%
    Tiefbass - 93%
  • 93%
    Bass - 93%
  • 91%
    Mitten / Stimmen - 91%
  • 91%
    Mitten / Instrumente - 91%
  • 90%
    Obere Mitten - 90%
  • 88%
    Brillanz / Hochton - 88%
  • 92%
    Dynamik - 92%
  • 75%
    Räumlichkeit - 75%
  • 98%
    Laufzeit & Akku - 98%
  • 92%
    Design - 92%
  • 98%
    Konstruktion & Verarbeitung - 98%
  • 98%
    Tragekomfort - 98%
  • 100%
    Preis - 100%
92.2%

Klangfreund"M"

Klangfreund"M"

gelernter Radio- und Fernsehtechniker und ein Klangfreund mit Leidenschaft zu Kopfhörern, DAPs und sonstigen Miniklangwundern; liebt eine ordentliche Reproduktion satter Bässe, ausgewogene Wiedergabe von Stimmen und Instrumenten, entspannter Hochton mit akzentuierter Brillanz, kurz TP-Signatur; OverEar-Lineup: Dan Clar Audio Expanse, Meze Empyrean 2, Hifiman HE1000SE, HEDDphone 2, Hifiman Audivina, Dan Clar Audio E3; InEar-Lineup: Headphone Company Zeitgeist Blue, Sennheiser IE600, iBasso iT07; Dauerhaft eingesetzte DAPs: Cayin N8ii, iBasso DX320 Max TI; Kopfhörerverstärker im Bestand: Cayin HA-3A, RME ADI 2/4 Pro SE, ifi Audio GO Bar