Hier gibt’s was auf die Ohren…

oder warum „teure“ Kopfhörer ein Kabel und einen Kopfhörerverstärker brauchen.

Im Zeitalter der digitalen Medien und der Überall-Musik nehmen Kopfhörer auch in der breiten Masse einen immer höheren Stellenwert ein. Von vielen Herstellern werden einfach mit dem Smartphone zu betreibenden Bluetooth Kopfhörer angeboten. Zwar verfügt jeder dieser Kopfhörer aus Prinzip über einen integrierten Verstärker, doch die Technik hat zuweilen ihre Tücken. Viele Modelle verfügen nicht über eine verlustfreie Übertragung oder große Unternehmen versuchen eigene Standards einzuführen. Im Zweifel bleibt dann nur die Übertragung mittel SBC-Protokoll via Bluetooth. Zusätzlich zu den handwerklichen Defiziten einiger Kopfhörer gesellen sich dann auch noch diese technischen Einschränkungen dazu und so versuchen nicht wenige Hersteller den Klang mittels DSP aufzupeppen. Die Ergebnisse verlustbehaftetes Ausgangsmaterial zu kaschieren, gehen stets zu Lasten des Musikgenusses.

Auch wenn mir das von Anfang an klar gewesen ist, habe ich in der kabellosen Übertragung stets Potential gesehen. Doch selbst heute gibt es nur ein Hand voll Kopfhörer, die mich überzeugen. Dazu kommt, dass mein zuletzt genutzten Smartphones, egal ob Billigheimer oder ein Top-Markengerät leider im Bereich der Musikübertragung via Bluetooth immer mal wieder Verbindungsabbrüche haben. Meine Recherchen zeigen mir, dass ich nicht der Einzige bin, der das so empfindet. Das mag daran liegen, dass ich mein Smartphone zu Hause auch gern als Mini-Stereo-Anlage benutze und gern auch stundenlang meine Musik mit diesen als Zuspieler genieße. Also war mein erster Schritt, kabelgebundene Kopfhörer zu betreiben. Dabei stellt man aber schnell fest, dass nicht alle Kopfhörer mit ausreichend Leistung befeuert werden oder aber der Klang an sich eben kein HiFi ist. Da für einen Smartphonewechsel gefühlt die Zeit gekommen war, kaufte ich mir ein LG V10, welches mit eingebauten Kopfhörerverstärker tatsächlich in die HiFi-Klasse vorstösst. Der Vorteil ist, dass „normale“ InEar-Kopfhörer mit wenigen Ohm Impedanz und 250Ohm Kopfhörer gleichermaßen „laut“ angetrieben werden und auch klanglich eine deutliche Verbesserung erreicht wird. Jedoch ist die Endlautstärke leider aufgrund geltender Regelungen recht beschränkt. So kommt es trotzdem vor, dass Kopfhörer mit geringem Wirkungsgrad nicht so recht Spaß machen wollen. Die brauchen dann einfach noch etwas mehr Dampf.

Erst mit einem ordentlichen separaten Kopfhörerverstärker gibt’s was auf die Ohren.

Im Laufe der letzten Monate habe ich mir eine kleine und doch recht ansehnliche Kopfhörersammlung zugelegt. Einer meiner letzten Zugänge ist ein Fostex T20RP in magnetostatischer Ausführung, der mit bis zu 3.000MW Leistung betrieben werden kann. Zur Orientierung bedeutet das, dass einfache Kopfhörer eher um die 500mW als Maximum zulassen, bevor Beschädigungen des Kopfhörers selbst zu befürchten sind. Das bedeutet aber auch, dass der Fostex schon eine gewisse Leistung benötigt, damit er sich im wahrsten Sinn des Wortes erst einmal vernünftig bewegt. Der Verstärker im LG V10 kann hier keine Wunder bewirken und selbst mein mobiler Kopfhörerverstärker „AmpEQ“ von Inline schafft es nur anzudeuten, was der Fostex zu leisten vermag. Oftmals wird hier auch von „ansteuerungskritischen“ Kopfhörern gesprochen. Natürlich funktionieren solche Kopfhörer auch an einem Smartphone und auch die Lautstärke ist einigermaßen okay, doch ein Fostex T20RP blüht erst mit einem Kopfhörerverstärker so richtig auf. Auch Kopfhörer wie der AKG K702 oder Studiokopfhörer mit Impedanzen von 250Ohm oder mehr wie ein Beyerdynamic DT990 (auch DT880 oder DT770) gehören dazu.

So kommt was kommen musste und ich stellte mir die Frage, was für einen Kopfhörerverstärker benötige ich denn nun?

Meine Rahmenbedingungen sehen so aus, dass ich zu Hause über keine territorialen Besitztümer verfüge, sprich mein Arbeitsplatz mitsamt aller Technik muss in kurzer Zeit auf dem Esstisch aufgebaut und schnell wieder abgebaut sein können. Somit kommen zwar netzgebundene Geräte noch in Frage, doch diese müssen klein und recht leicht sein. Derzeit verfüge ich über einige sehr interessante Geräte aus diesem Bereich, die ich euch mit kommenden Artikeln etwas näher bringen möchte. Vorweggenommen kann ich sagen, dass es wie bei Kopfhörern auch nicht den einen und einzigen Kopfhörerverstärker gibt. Manche sind akkubetrieben und ultraportabel, andere benötigen in der Nähe eine 230V-Steckdose und liefern dafür ordentlich Leistung, wieder andere sind preiswert und gut, andere lassen sich mit Produkten des gleichen Herstellers sinnvoll ergänzen. Mittelfristig werde ich auch das Segment Röhrenverstärker beleuchten, doch alles der Reihe nach. 😉

Für mich wird es spannend werden und ich freue mich jetzt schon, meine Eindrücke hier vorstellen zu können. Natürlich werde ich auch meine Einschätzung zu verschiedenen Kopfhörern genauso kundtun wie meine Erfahrungen mit Kopfhörerverstärkern und deren Zusammenspiel.

Hier schon einmal ein kleiner visueller Vorgeschmack auf die Probanden.

Klangfreund"M"

Klangfreund"M"

gelernter Radio- und Fernsehtechniker und ein Klangfreund mit Leidenschaft zu Kopfhörern, DAPs und sonstigen Miniklangwundern; liebt eine ordentliche Reproduktion satter Bässe, ausgewogene Wiedergabe von Stimmen und Instrumenten, entspannter Hochton mit akzentuierter Brillanz, kurz TP-Signatur; OverEar-Lineup: Dan Clar Audio Expanse, Meze Empyrean 2, Hifiman HE1000SE, HEDDphone 2, Hifiman Audivina, Dan Clar Audio E3; InEar-Lineup: Headphone Company Zeitgeist Blue, Sennheiser IE600, iBasso iT07; Dauerhaft eingesetzte DAPs: Cayin N8ii, iBasso DX320 Max TI; Kopfhörerverstärker im Bestand: Cayin HA-3A, RME ADI 2/4 Pro SE, ifi Audio GO Bar